Unwetter Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis bereiten sich auf Sturmtief vor

Region · Sturmtief Xandra nähert sich der Region. Zwar warnt der Deutsche Wetterdienst aktuell nur noch vor schweren Sturmböen, aber angesichts der Unwetter der vergangenen Jahre sind Feuerwehren und Kommunen vorbereitet.

2020 knickte der Sturm in Siegburg Bäume um.

2020 knickte der Sturm in Siegburg Bäume um.

Foto: Alf Kaufmann

Mülltonnen und andere lose Gegenstände reinholen, nicht im Wald spazieren gehen, am besten zu Hause bleiben – das raten die Feuerwehren in der Region unisono den Bewohnern angesichts der herannahenden Stürme. Die Feuerwehrleute selbst sind bereit, jederzeit auszurücken und rechnen von Mittwochabend bis Samstag auch mit mehr Einsätzen als sonst.

Mit besonders viel Fingerspitzengefühl geht der Landkreis Ahrweiler nach der Flut 2021 angesichts akuter Wetter-Warnmeldungen vor. In den Sozialen Medien verweist der Kreis daher auf die vom Deutschen Wetterdienst am Dienstag abgesetzte Warnung zu einer bevorstehenden Extremwetterlage. Bereits am späten Mittwochabend sei stellenweise mit Windgeschwindigkeiten zwischen 80 und 100 Kilometern pro Stunde zu rechnen, ab Höhenlagen von 600 Metern auch mit orkanartigen Böen.

Aufgrund der Sturmwarnung bleiben am Donnerstag kreisweit alle Schulen in Trägerschaft des Kreises Ahrweiler geschlossen. Darüber hinaus empfiehlt der Kreis den Trägern der übrigen Schulen, diese ebenfalls zu schließen. Ebenso sollen Kita-Kindern zu Hause betreut werden.

Die ersten mobilen Straßenschilder weht der auffrischende Wind in Bad Neuenahr-Ahrweiler schon am Mittwochmittag um. Damit die aufgestellte provisorische Beleuchtung davon verschont bleibt, werden laut Kreis im gesamten Ahrtal, schwerpunktmäßig in der Kreisstadt, „teilweise Lichtmasten eingefahren oder zurückgebaut“. Sie sollen erst am Sonntag wieder in Betrieb gehen. Die kreisseitigen Handlungsempfehlungen richten sich nach denen des Wetterdienstes. So sollen sich Bürger nicht dort aufhalten, wo lose Gegenstände herumwirbeln können, Autos sollten nicht unter Bäumen abgestellt werden. Wälder und Parks seien zu meiden.

Inventar der Zelte in Sicherheit gebracht

DRK-Mitarbeiter Thomas Mohr, der den Zelt-Wintertreff auf dem Mosesparkplatz betreut, ist auf der Hut. „Ich habe eine Warnung aus der Katwarn-App erhalten“, sagt er. „Vermutlich wird der Wind deutlich stärker, also bringen wir das Inventar einiger Zelte vorsichtshalber in Sicherheit.“ Dann will er versuchen, „die Zelte so gut es geht zu sichern“. Er hofft auf einen möglichst glimpflichen Ausgang.

Auch die Feuerwehr in Bad Neuenahr-Ahrweiler erhöht die Alarmbereitschaft. „Wir hatten bereits am Mittwochmorgen einen umgestürzten Baum in Walporzheim“, sagt der stellvertretende Stadtwehrleiter Rolf Seeliger. „Wir warnen während des kommenden Sturms deshalb eindringlich vor Waldausflügen.“ Dass Warnungen vor Extremwetterlagen im Flutgebiet besonders heikel sind, ist Seeliger zufolge unmittelbar mit der noch nicht verwundenen Flutkatastrophe verknüpft. „Die Folgen sind noch sehr präsent. Die Bevölkerung ist in Teilen verständlicherweise noch nicht davon kuriert. Viele Menschen sind vermutlich allein deshalb schon sensibler geworden“, sagt der Vize-Wehrleiter. Die Arbeit der Feuerwehr bleibe davon aber weitestgehend unberührt. „Die Maßnahmen bleiben auch nach der Flut dieselben. Alle Wehren im Stadtgebiet sind infolge der Warnungen informiert, und wir rücken aus, sobald der Pieper geht.“

Auch im Vorgebirge und der Voreifel blicken die Menschen am Mittwoch sorgenvoll auf das Wetter, vor allem in den Bereichen, die noch immer unter den Folgen der Flut leiden. Nicole Caspers, Fluthilfe-Ansprechpartnerin für die Gemeinde Swisttal in Odendorf, hat die Wetterlage im Blick. „Regen und Wasser wird als dramatisch empfunden“, sagt sie und erklärt, dass bei starkem Regen viele immer wieder nach dem Pegelstand des Orbachs schauten. Außerdem erzählt sie, dass bereits am Dienstag Menschen Folien und Tacker abgeholt hätten, um ihre Häuser abzudichten.

Menschen mit Kettensägenführerschein gesucht

Auch Kommunalverwaltungen und Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft. „Wegen möglicher erforderlicher Straßen- und Wegsperrungen aufgrund umgestürzter Bäume, herabfallender Äste und Ähnlichem stehen entsprechende Absperrungen im städtischen Betriebshof bereit“, so Rheinbachs Stadtsprecher Norbert Sauren. In Meckenheim hält am Mittwoch der Ordnungsaußendienst Ausschau nach Dingen, die bei Sturm wegfliegen könnten, etwa Pavillons oder Bauzäune. Die Meckenheimer Feuerwehr richtet am Nachmittag vorsorglich einen Krisenstab ein, Mitarbeiter des Bauhofs sollten sich in Bereitschaft halten, vor allem diejenigen mit Kettensägenführerschein.

Orkanböen und aufgeweichter Winterboden: Die Vorboten des Sturmtiefs erinnern Lutz Schumacher, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter, an Orkan Kyrill, der im Januar 2007 sein zerstörerisches Unwesen tritt. „Akut sieht es aber nicht danach aus, dass es so heftig wird“, sagt Schumacher. Bereits am Mittwochvormittag hatte der Deutsche Wetterdienst seine Orkan-Vorwarnung von „Orkanböen“ auf „schwere Sturmböen“ heruntergestuft. „Alle Einheiten sind bereit“, berichtet Schumacher am Mittwochmittag. Sollten in kurzer Zeit viele Einsätze für die Feuerwehrleute im gesamten Stadtgebiet auflaufen, übernimmt das Lagezentrum der Wehr in Oberdollendorf deren Koordination.

Schnelle Reaktion ist überall möglich

Schnell reagieren kann auch die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef. Im Fall einer schweren Bedrohungslage, etwa durch eine Vielzahl von gleichzeitigen Einsätzen im gesamten Stadtgebiet, würde die Wehr sogar „vorsorglich Personal in die Wachen rufen“, wie Björn Haupt, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef, erklärt. „Sollte es zu einer Vielzahl von Einsätzen kommen, werden wir eine Art Generalmobilisierung veranlassen“, so Haupt.

„Wir sind immer vorbereitet“, sagt auch Peter Kern von der Freiwilligen Feuerwehr in Troisdorf und Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis. Dennoch stockt die Troisdorfer Feuerwehr die Hintergrunddienste vorausschauend auf. „Wo sonst einer Bereitschaftsdienst hat, werden es jetzt zwei oder drei sein“, sagt Kern. Auch die Siegburger Feuerwehr nutzt den Tag vor dem Sturm für Vorbereitungen. „Wir haben aus der Flutkatastrophe des vergangenen Jahres gelernt und versuchen, vor der Lage zu sein“, sagt Daniel Winterscheidt, aktuell Leiter der Feuer- und Rettungswache Siegburg. Das bedeutet aber lediglich, die Technik startklar zu machen, die nötig ist, eine Reihe von Einsätzen in kurzer Zeit zu koordinieren.

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