Dealer in Hennef bedroht Täter nach Kettensägen-Überfall verurteilt

Hennef/Bonn · Sie haben einen Drogendealer überfallen, weil er ihnen schlechtes Gras verkauft hatte. Nun hat das Bonner Landgericht die beiden Angeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt.

 Justizwachtmeister bringen die beiden Angeklagten zum Prozessauftakt in Handschellen in den Gerichtssaal.

Justizwachtmeister bringen die beiden Angeklagten zum Prozessauftakt in Handschellen in den Gerichtssaal.

Foto: Nathalie Dreschke

Mit einer Kettensäge drangen die beiden Männer auf der Anklagebank am zweiten Weihnachtstag 2016 in die Wohnung ihres Drogendealers in Hennef ein, bedrohten und schlugen ihn, weil der Mann ihnen unwirksames Marihuana verkauft hatte, und forderten „richtigen Stoff“. Dieser Akt der Selbstjustiz kostet sie nun ihre Freiheit: Das Bonner Landgericht schickt das vorbestrafte Duo, das am Ende ohne Drogen oder sonstige Beute flüchtete, für Jahre hinter Gitter.

Der 29-jährige Haupttäter wurde am Mittwoch wegen versuchter gemeinschaftlicher besonders schwerer räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt – zu sechseinhalb Jahren Haft und wegen seiner Drogensucht zusätzlich zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt.

Der 25-jährige Komplize, bei dem er wohnte, erhielt vier Jahre und drei Monate Freiheitsentzug. Beide waren wegen Drogendelikten vorbestraft und standen zur Tatzeit unter Bewährung. Allerdings sah das Gericht es als nicht erwiesen an, dass sie bei der Tat Horrorclownmasken getragen hatten. Das hatten die beiden überfallenen jungen Männer – der 20-jährige Wohnungsinhaber und ein 19-jähriger Kumpel – behauptet, die beiden Angeklagten jedoch bestritten. Die 3. Große Bonner Strafkammer glaubt den Opfern nicht mehr, nachdem der 19-Jährige als Zeuge über seine eigene Drogenkarriere eine Falschaussage gemacht hatte.

Richter: Kettensäge war "wahnsinnige Idee"

„Es ist kaum zu toppen, was an diesem zweiten Weihnachtstag 2016 passiert ist“, stellte Kammervorsitzender Klaus Reinhoff im Urteil fest. „Das kann kein Staat dulden, wenn jemand meint, Selbstjustiz üben zu müssen, weil er beim Drogengeschäft beschissen worden ist.“ Genau das taten die beiden. Nachdem der 29-Jährige bei seinem Dealer für 20 Euro Marihuana gekauft hatte, das nichts taugte, zog er mit seinem ihm ergebenen Freund und einer Kettensäge bewaffnet los, stürmte die Wohnung des 20-Jährigen Dealers, schmiss die Kettensäge an und forderte wirksame Drogen.

Als sein Opfer sich nicht beeindrucken ließ, stellte er die Säge zwar ab, schlug dem 20-Jährigen damit jedoch ins Gesicht. Ohne Beute verschwanden die Verurteilten. Für das Gericht steht fest: Es war ein brutaler Überfall. Der Richter meinte: „Was für eine wahnsinnige Idee, eine benzinbetriebene Kettensäge in einem Zehn-Quadratmeterraum anzuwerfen.“

Die Verurteilung könnte für das Duo nicht die letzte sein: Demnächst stehen sie wegen eines Raubüberfalls vor dem Landgericht: Am 5. August 2017 sollen sie einen 45-jährigen Dealer in dessen Wohnung in Hennef krankenhausreif geschlagen haben.

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