Traditionspflege in Hennef Wegekreuz soll nach 50 Jahren zurück nach Hanfmühle

Hennef · 50 Jahre lang stand ein Wegekreuz aus Hennef im Garten eines Beuelers. Nun möchte der 90-Jährige, dass es zurück nach Hanfmühle kommt. Die lokale Dorfjugend hat schon Pläne.

 Freuen sich über das neue alte Wegekreuz (v.l.): Ralf Schmitz, Stefan Mülders und Wilhelm Quirrenbach.

Freuen sich über das neue alte Wegekreuz (v.l.): Ralf Schmitz, Stefan Mülders und Wilhelm Quirrenbach.

Foto: Rosanna Großmann

Das schwarze Kreuz mit den silbernen und goldenen Verzierungen prangt stolz an Wilhelm Quirrenbachs Hauswand. Dort hat der 90-Jährige es vor mehr als 50 Jahren aufgehängt – nachdem er es nach eigenen Angaben aus dem Flussbett des Hanfbachs geborgen hatte. Kurz nach seinem runden Geburtstag beschloss Quirrenbach, dass das ehemalige Wegekreuz wieder an seinen Ursprungsort zurücksolle: in das Örtchen Hanfmühle, einen Ortsteil von Hanf im Süden Hennefs. „Ich weiß ja nicht, was meine Nachkommen damit machen würden“, so der Beueler. „Ich möchte, dass es dahin kommt, wo es mal stand.“

Wo genau das war, will jetzt die Hanfmühler „Dorfjugend“ herausfinden, ein Zusammenschluss mehrerer Männer mittleren Alters, die sich seit Jahren für ihr Hundert-Seelen-Dorf einsetzen. Sie vermuten, dass das Wegekreuz, an dem Menschen früher zum Beten und zur Andacht Halt machen konnten, der Verbreiterung einer Straße weichen musste. Damals, um 1970, fuhr Wilhelm Quirrenbach das Kreuz nach einem Hinweis seines Onkels holen: „Den Bauarbeitern war das Stück Holz wohl im Weg“, mutmaßt der ehemalige Außendienst-Kaufmann.

Möglicherweise 300 Jahre alt

Quirrenbach tränkte das Wegekreuz in Teerkleber, um es zu stabilisieren. Dann brachte er selbst die gold- und silberfarbenen Farbelemente an. „Ich interessiere mich für historische Sachen“, sagt der 90-Jährige. Sein Garten ist ein kleines, gepflegtes Paradies, in dem allerlei Plastiken und Fundstücke ausgestellt sind. Adam und Eva unterm Apfelbäumchen, ein Pharaonenkopf aus der Alfterer Kunsthochschule Alanus, bepflanzte alte Steintröge. Dem Wegekreuz baute Quirrenbach ein Spitzdach, um es vor der Witterung zu schützen. Dennoch franste das Holz mit den Jahren am unteren Ende etwas aus.

Möglicherweise ging so auch eine Jahresangabe am Fuß des Kreuzes verloren. Im Vergleich mit anderen Kreuzen, die auf ähnliche Weise die Insignien Christi darstellt – Hände, Heiligenschein, Herz und Füße sind symbolisch hervorgehoben, ohne einen ganzen Körper am Kreuz darzustellen – schätzt Quirrenbach das Alter des Fundstücks auf etwa 300 Jahre.

Pläne für Platz im Dorf

Ralf Schmitz und Stefan Mülders von der Dorfjugend Hanfmühle haben sich auf die Anfrage des Rentners gemeldet und möchten das Kreuz in den kommenden Monaten zurückholen. „Ich bin mir sicher, dass es auch genutzt wird“, sagt Schmitz. Die beiden planen, das historische Stück auf einem öffentlich zugänglichen Dorfplatz aufzustellen, der sich in privatem Besitz befindet. Dort könnten die Anwohner zum Beispiel auf dem Rückweg einer Prozession vorbeikommen und auch Kerzen in die dafür angelegte Aussparung am Fuß des Kreuzes stellen. Ein Schreiner oder eine Schreinerin soll ein großzügiges Dach konstruieren.

Auch, wenn Wilhelm Quirrenbach das Wegekreuz nun in Anbetracht seines hohen Alters abgeben möchte, hat der 90-Jährige noch einiges vor: „Zehn Jahre rechne ich noch“, erklärt er, „100 will ich werden.“ Genügend Zeit also für Reisen und den Garten – und für die Traditionspflege.

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