Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn legt Fluglärmbericht vor Über Hennef bleibt es laut

Hennef · Der Hennefer Ortsverband der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn legt das Ergebnis des Fluglärmberichts vor. Demnach haben die nächtlichen Frachtflüge leicht zugenommen.

 Kontrolle an der Messstation: Helmut Schumacher auf der Grundschule im Hennefer Ortsteil Happerschoss.

Kontrolle an der Messstation: Helmut Schumacher auf der Grundschule im Hennefer Ortsteil Happerschoss.

Foto: Ingo Eisner

Trotz Corona bleibt es über Hennef laut. Das ist das Ergebnis des Fluglärmberichts, den Helmut Schumacher, Vorsitzender des Hennefer Ortsverbandes der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn, jüngst dem Hennefer Umweltausschuss vorgelegt hat. Fazit: Pandemiebedingt gingen nach Angaben des Flughafens im vergangenen Jahr die Flugbewegungen im Vergleich zum Vorjahr zwar insgesamt deutlich um 45 Prozent auf 63 626 Starts und Landungen zurück. Die Nachtflüge waren allerdings im gleichen Zeitraum nur um 26 Prozent rückläufig und summierten sich auf insgesamt 32 469 Starts und Landungen.

„Betrachtet man dabei Fracht- und Passagierflüge getrennt, wird überdeutlich, dass die Rückgänge beim Nachtflug ausschließlich auf den entfallenen Passagierflügen beruhen, denn die gingen von 16 281 im Jahr 2019 auf 4796 im Jahr 2020 zurück, also ein Rückgang von 70,5 Prozent“, sagte Schumacher. „Die nächtlichen Frachtflüge dagegen erhöhten sich sogar leicht um 0,6 Prozent auf nunmehr 22 086 Starts und Landungen.“ Bei einem Verbot nächtlicher Passagierflüge während der Kernruhezeit zwischen 0 und fünf Uhr würden insgesamt 6200 Flüge wegfallen. „Das dürfte die nächtliche Lärmemission, also den Dauerschallpegel um 0,7 Dezibel (A) nach unten drücken“, sagte der Fluglärmexperte.

Von den insgesamt neun Messanlagen der Lärmschutzgemeinschaft, die in der Region rund um den Flughafen Köln/Bonn aufgebaut sind, befinden sich allein fünf in Hennef. Die Auswertung der dort vorgenommenen Messungen ergab, dass auch im Hennefer Luftraum pandemiebedingt die Anzahl der Flugbewegungen 2020 rückläufig war. Tagsüber verzeichneten die Messstationen einen Rückgang um 59 Prozent, in der Nacht um 33 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Anzahl der Überflüge durch gestartete Flugzeuge ging im Hennefer Luftraum 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent (15 094 Flugbewegungen), bei den reinen Nachtflügen aber nur um 8,3 Prozent (896 Flüge) zurück.

Alle drei bis vier Minuten ein Fluggeräusch

Insgesamt registrierten die Messstellen in Hennef 7545 Nachtflug-Lärmereignisse, darunter 465 (6,2 Prozent) mit sehr hohen Lärmpegeln über 75 dB(A). Die Messstelle an der Gesamtschule verzeichnete für den Zentralort im vergangenen Juli 1170, die Messstelle in Lichtenberg im gleichen Monat 1150 Nachtflüge. Besonders im Juli und August 2020 gab es Nächte, in denen zwischen 23 und 1 Uhr alle drei bis vier Minuten Fluggeräusche verzeichnet wurden. Die lautesten Flieger waren auch 2020 die Frachtmaschinen. Zwar sind laut Schumacher die nächtlichen Flüge der besonders lauten UPS-MD11 deutlich reduziert worden. Dennoch sei es stetig lauter geworden.

2013 waren laut Schumacher 1553 Extrem-Schallereignisse über 80 dB(A) verzeichnet worden, 2020 waren es 1871, das entspricht einer einer Zunahme um 20 Prozent. Verantwortlich sei dafür das neue UPS-Großraumfrachtflugzeug B 747-800, auf das im vergangenen Jahr knapp 27 Prozent der extrem lauten Nachtflüge fallen, gefolgt von der B 747-400 mit 16 und der MD11 mit 14,5 Prozent. „Diese sich immer weiter verstärkende Fehlentwicklung muss unbedingt beendet werden, denn es sind besonders die lauten nächtlichen Flüge, die den Schlaf der Anwohner nachhaltig stören und zu gesundheitlichen Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen“, so Schumacher.

Der Kampf für ein nächtliches Flugverbot geht weiter. So plant die Lärmschutzgemeinschaft derzeit eine Resolution, an der sich sich die Bürgermeister der Region beteiligen können. Die Forderungen: Ein Nachtflugverbot für Passagiermaschinen zwischen 0 und fünf Uhr sowie für besonders laute Maschinen zwischen 22 und sechs Uhr, eine systematische Kontrolle der Abflugrouten und die Aufstellung eines Lärmminderungskonzeptes.

Das noch fehlende Planfeststellungsverfahren, das der Flughafen Köln/Bonn Ende 2016 beantragt hatte, lehnt die Lärmschutzgemeinschaft in dieser Form als „Mogelpackung“ ab. „Das ist ein durchsichtiger Versuch, durch das Auslassen aller seit den 90iger Jahren durchgeführten Erweiterungsbauten, für die es weder eine gesetzlich vorgeschriebene Planfeststellung noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung gibt, die vom Fluglärm betroffenen Anwohner um die ihnen zustehenden Rechte zu betrügen“, sagte Schumacher.

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