Faszination Mittelalter Vom Blitzlicht zum Roman

SIEGBURG · Mit ihrem Krimi „Die Grüne Fee und der kalte Tod“ begibt sich die Troisdorfer Autorin Nina Röttger auf den Siegburger Mittelaltermarkt.

 Den Pranger hat Nina Röttger ins Zentrum ihres Krimis gerückt. Sie hat selbst auf dem Mittelalterlichen Markt gearbeitet.

Den Pranger hat Nina Röttger ins Zentrum ihres Krimis gerückt. Sie hat selbst auf dem Mittelalterlichen Markt gearbeitet.

Foto: HOLGER ARNDT GENERAL-ANZEIGER

Ein schimpfender Besucher des Mittelalterlichen Marktes zu Siegburg war der Auslöser. Nina Röttger stand frierend als Aushilfe an einem Stand, hörte, wie besagter Mann sich über den „Gestank“ monierte und spürte förmlich Wut in sich aufsteigen. „Man müsste Dich an den Pranger stellen, dann würdest Du sehen, wie es ist, hier in der Kälte zu stehen“, habe sie gedacht und den Gedanken aufgeschrieben, erinnert sich die Troisdorferin.

Dass daraus einmal ein Roman werden würde, ahnte sie damals nicht. Neun Jahre und viele nächtliche Stunden am Computer später hat Nina Röttger nun ihren ersten Roman veröffentlicht. Einen Krimi mit dem Titel „Die Grüne Fee und der kalte Tod“. Der spielt auf dem Mittelaltermarkt in Siegburg – und es geht um einen Mord am Pranger.

„Es ist noch immer irgendwie surreal, aber ein sehr gutes Gefühl“, sagt die 25-Jährige und blickt auf das Buch, das ihren Namen trägt. Das Schreiben begleitet sie schon lange. „Ich habe schon immer meine Gedanken, kurze Alltagsszenen aufgeschrieben“, berichtet Röttger, die in Bonn Germanistik studiert. Diese Blitzlichter, wie sie sie nennt, seien alle in einer Schublade gelandet. Während eines Praxismoduls zum Krimischreiben an der Uni habe sie die Bonner Autorin Judith Merchant kennengelernt. „Als sie meinen Kurzkrimi gelesen hat, hat sie mich ermuntert, es doch einmal mit etwas Längerem zu versuchen“, sagt Röttger. Dazu gab es den Rat, über etwas zu schreiben, mit dem sie sich auskennt.

„Das Mittelalter lag nahe, es fasziniert mich“, sagt Nina Röttger, die Geschichte im Nebenfach studiert. Als Epoche, aber auch die Szene, die sich in dem Zeitalter entwickelt hat. Auf dem Mittelaltermarkt in Siegburg kennt die Troisdorferin sich aus. Als Besucherin und auch als Teil des Marktes. „Ich bin schon auf den Schultern meiner Eltern dort gewesen“, sagt die 25-Jährige. Später dann mit 16 Jahren habe sie sogar dort gearbeitet und dabei den Markt kennengelernt und viele Erfahrungen gesammelt. Die sind in ihren Roman eingeflossen. „Die Personen sind alle fiktiv“, versichert Röttger.

Eine Gauklerin auf der Suche nach einem Mörder

Daher fand das „Blitzlicht“ vom schimpfenden Marktbesucher den Weg aus der Schublade auf den Schreibtisch – und ist zu einem 285 Seiten langen Krimi angewachsen. In deren Mittelpunkt steht die Gauklerin Isa, die grüne Fee von Absinth. Die glaubt nicht an einen Unfall, als Tavernenbesitzer Olli Katz eines Morgens erfroren am Pranger des Mittelaltermarktes gefunden wird. Während die Polizei die Ermittlungen einstellt, macht Isa sich selbst auf die Suche nach dem Mörder.

Dabei wandelt sie über den Siegburgern vertraute Wege und Straßen. Das sind Stände des Mittelaltermarktes, die es so tatsächlich dort gibt, aber auch Straßen fern des Marktes. So nächtigt Isa etwa bei einem Freund in der Augustastraße oder holt sich Kaffee in einem Siegburger Café. Die fiktiven Händler, Handwerksleute und Gaukler haben ihre Wohnwagen am Siegburger Stadion geparkt.

Bücher sind Nina Röttgers Leidenschaft. Auch als Leserin. „Ich lese alles von Fantasy bis Jane Austen“, sagt die 25-Jährige, die an einem 13. geboren ist. Nur beim Schreiben lande sie immer wieder beim Krimi. Für ihren eigenen Krimi hat sie sich eine Ermittlerin a la Miss Marple auserkoren. „Manchmal geht aber auch das Morbide mit mir durch“, verrät Röttger. Die Lust am Schreiben sei groß, und Ideen gebe es viele. „Ich tendiere zur Fortsetzung“, sagt Röttger. Zwei weitere Romane rund um Gauklerin Isa habe sie schon im Kopf. Ob sie auch Zeit zum Schreiben findet, wird sich zeigen.

Zunächst stehen Lesungen an. Und die Masterarbeit will vollendet werden. Ist es nicht schwer, parallel wissenschaftlich und literarisch zu arbeiten? Nina Röttger überlegt, verneint und verweist auf ein Zitat des Germanistin Emil Staiger: „Begreifen, was uns ergreift“. In der Wissenschaft lerne sie genau das. Beim Schreiben hingegen setze sie es selbst um.

Nina Röttgerliest drei Mal in Siegburg aus ihrem Roman: Sie ist am Samstag, 5. November, ab 19.30 Uhr Teil des musikalischen Krimiabends in der Gaststätte Huckleberry's, Waldstraße. Während der Siegburger Literaturwochen liest sie am Samstag, 12. November, zusammen mit zwei weiteren Krimiautorinnen ab 20 Uhr im Stadtmuseum. In der Buchhandlung R², Holzgasse, stellt sie am Mittwoch, 30. November, ab 20 Uhr ihr Buch vor.

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