Ehrung in Wachtberg Auch das Einkaufszentrum geht auf Dörings Konto

Wachtberg · Die Gemeinde hat Altbürgermeister Hans-Joachim Döring mit einer Feierstunde anlässlich seines 80. Geburtstags geehrt.

Ins Goldene Buch trägt sich Altbürgermeister Hans-Joachim Döring ein. Neben ihm sein Nachfolger Jörg Schmidt.

Ins Goldene Buch trägt sich Altbürgermeister Hans-Joachim Döring ein. Neben ihm sein Nachfolger Jörg Schmidt.

Foto: Axel Vogel

Viele politische Honoratioren der Gemeinde und auch einige ehemalige Verwaltungsmitarbeiter hatten bereits seit langem den Termin am Mittwochabend im Ließemer Köllenhof fest im Terminkalender eingetragen: Aus Anlass des 80. Geburtstages von Altbürgermeister Hans-Joachim Döring hatte Bürgermeister Jörg Schmidt zu einer Feierstunde eingeladen.

Die offenkundige Wertschätzung Dörings kommt nicht von ungefähr. Der Berkumer, der nach Zwischenstationen 1999 Wachtbergs erster direkt gewählter, hauptamtlicher Bürgermeister wurde – als Kandidat der CDU, aber parteilos – hatte in der Gemeinde viel bewirkt. Vor allem sind die gefühlten Sympathiewerte des gelernten Verwaltungswirtes, der nach insgesamt 35 Jahren Dienst für die Gemeinde 2004 den Ruhestand antrat, unverändert hoch. Näheres zum „Phänomen Döring", wie es ein Weggefährte auf den Punkt brachte, war auch von manchem der rund 50 Gratulanten zu erfahren, die zu dem Abend „mit Schnittchen und Jazz“ – wie vom Geburtstagskind gewünscht – in den Köllenhof gekommen waren (siehe Infokasten).

In seiner Laudatio betonte Dörings Amtsnachfolger Jörg Schmidt ausdrücklich dessen Verdienste um Wachtberg: „Die Gemeinde ist Ihnen zu Dank verpflichtet. Sie haben Wachtberg über Jahrzehnte entscheidend mitgestaltet.“ Zur Erinnerung: Im August 1969, parallel zur kommunalen Neuordnung, hatte die Gemeinde Döring eingestellt, wegen Personalmangels war er aber schon 1967 vom damaligen Landkreis Bonn ins Ländchen geschickt worden. Geboren in Frankfurt trat er 1959 in den öffentlichen Dienst in Bonn ein. Er musste sich für seinen weiteren Berufsweg in tiefster Provinz, wie es damalige Freunde und Verwandte empfunden hätten, anfangs zweifelnde Fragen gefallen lassen. „So, so“, habe die Entscheidung damals sein Schwiegervater, ein respektabler Bundesbeamter im Range eines Regierungsdirektors, einsilbig kommentiert. „Ich erntete Häme und Spott“, erinnert sich Döring. „Ich hätte auch erzählen können, eine Jurte in Lappland besiedeln zu wollen.“

1969 folgte er trotzdem „einem reinen Bauchgefühl, als „ich den von mir hochgeschätzten Josef Schmidt, Amtsdirektor des Amtes Villip in Berkum, vorsichtig fragte, ob ich meine beruflichen Zelte im Berkumer Rathaus aufschlagen könnte“. Gott sei Dank habe ihn damals seine Frau Irene unterstützt. Der Anfang war durchaus spannend, mit einer Herde Kühe hinter dem Rathaus und mit einem Statussymbol auf dem Schreibtisch der Vorzimmerdamen des Chefs: eine elektrische Schreibmaschine. Zeit, über seine Entscheidung lange nachzudenken, hatte der Jubilar damals nicht, denn es gab viel tun.

Kommunale Neuordnung als Herausforderung

So beispielsweise die Umsetzung der kommunalen Neuordnung: „Ich hatte das Glück, Teil eines Teams sein zu dürfen, das die Ärmel hochkrempelte und sich daranmachte, die kommunale Neuordnung zu rechtfertigen. Und da beziehe ich die Kommunalpolitik gerne ein.“

Bürgermeister Schmidt erinnerte an eine Reihe weiterer Entwicklungen und Projekte, die in Dörings Amtszeit gefallen waren: „Eine herausragende Errungenschaft ist sicher auch das Einkaufszentrum, für dessen Realisierung Herr Döring jahrelang zusammen mit dem damaligen Gemeindedirektor und Ehrenbürger Fred Münch gegen den zeitweilig heftigen politischen Widerstand hart gekämpft hatte.“ Zudem habe der Jubilar neben seinen Verdiensten etwa als Förderer von Kunst, Kultur und Sport auch eine Volkshochschule für Wachtberg ins Leben gerufen. Ferner habe er als Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes den Blutspendedienst in Wachtberg ausgebaut „und eine feste Rettungswache des DRK in Villip“ installiert.

Rückblickend empfindet sich Döring heute als „Glückspilz": „Ich hatte im Ländchen meinen Traumberuf gefunden. Und deshalb habe ich in mir dieses Gefühl großer Dankbarkeit.“ Seine tiefe Verbundenheit zu Wachtberg ist ihm auch 18 Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erhalten geblieben, wie er sagt. Und wie sieht er die Gemeinde angesichts einer Vielzahl von neuen Herausforderungen heute aufgestellt? „Da kann man vorausplanen, wie man will, die Aufgaben werden kommen.“ Um die zu schultern, sei eine gute Finanzausstattung und fähiges Personal das A und O. Was ihm allerdings bei zukünftigen Planungen besonders am Herzen liegt: „Wir sollten pfleglich mit unserer wahnsinnig schönen Landschaft umgehen.“ „Stocksauer“ ist der 80-Jährige allerdings darüber, dass er, geboren 1943, jetzt nach dem russischen Überfall auf die Ukraine nochmals mit Krieg in Europa konfrontiert wird: „Ich hatte nicht damit gerechnet, in meinen späten Jahren das erneut erleben zu müssen, was ich bereits in jungen Jahren erlebt habe.“

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