Verein "Häuser für Waisenkinder" Weg vom Leben auf Müllkippen

HENNEF · Große Armut und Not kennzeichnen den Westen Kenias, in dem auch Siaya County rund 60 Kilometer vom Victoriasee entfernt liegt. Die Rate der mit HIV-infizierten Menschen ist dort besonders hoch und soll bei mittlerweile 30 Prozent liegen.

 Handschlag auf das neue Waisenhaus: Michael Owino (2. v. l.), Cornel Rasanga Amoth (3. v. l.) und Heiko Wäsche (4. v. l.).

Handschlag auf das neue Waisenhaus: Michael Owino (2. v. l.), Cornel Rasanga Amoth (3. v. l.) und Heiko Wäsche (4. v. l.).

Foto: Repro GA

Eltern sterben oftmals sehr jung, und nur wenige Kinder haben das Glück, bei Verwandten aufgenommen zu werden. Sie haben kaum eine Chance auf Schul- oder Ausbildung. "Aufgrund der Armut leben dort Kinder auf Müllkippen oder enden in der Kriminalität oder Prostitution", sagt Heiko Wäsche. Der 52-jährige Hennefer Architekt, der Kenia gut kennt, hat diese Armut hautnah miterlebt. Die Eindrücke ließen Wäsche nicht los, und so rief er vor drei Jahren den gemeinnützigen Verein "Häuser für Waisenkinder" ins Leben, der sich zum Ziel gesetzt hat, Heime für diese Kinder zu bauen.

Seit 1986 ist Wäsche mit dem kenianischen Lehrer und Politiker Michael Owino befreundet. Owino ist der Mann, der für den Verein an Ort und Stelle den Kontakt zu den Behörden pflegt. So konnte Heiko Wäsche im Januar in Siaya aus den Händen von Cornel Rasanga Amoth, Gouverneur von Siaya County, eine Schenkungsurkunde für ein Grundstück über 16 000 Quadratmeter entgegennehmen. Auf diesem Grundstück soll laut Wäsche jetzt das erste Waisenhaus des Vereins entstehen.

In einer familienähnlichen Struktur sollen die Kinder Sicherheit und Geborgenheit erleben, aber auch eine Schul- und Berufsausbildung erhalten. Geplant sind insgesamt sechs Gebäude, die in vier Bauabschnitten während der kommenden zwei Jahre fertiggestellt werden sollen. Neben dem eigentlichen Waisenhaus, das 32 Kindern in vier Wohngruppen ein Dach über dem Kopf bieten soll, plant Heiko Wäsche den Bau einer Schule für insgesamt 320 Kinder sowie ein Berufsausbildungszentrum.

170 000 Euro soll die gesamte Maßnahme kosten. Laut Wäsche wird ein Viertel der Kosten vom Verein und natürlich durch Spenden getragen. Der Rest sind Fördermittel, die beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beantragt sind. Das Projekt, für das der Architekt Wäsche während des Sommers für mehrere Monate nach Kenia reist, um in Siaya den ersten Bauabschnitt zu begleiten, ist auch ökologisch auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Die eingeschossigen Gebäude werden in einer speziellen Stampflehmbauweise errichtet. Dabei werden nicht aus dem in Kenia reichlich vorhandenen Lehm Ziegel gebrannt, sondern der Lehm aufbereitet und in Schalbretter gestampft. Mit dieser kostengünstigen Bauart will Wäsche, der in Hennef ebenfalls in einem Lehmhaus wohnt, dem Raubbau an der afrikanischen Natur entgegenwirken.

Um aus Lehm Ziegel zu brennen, würden nämlich Unmengen von Holz verbrannt, das nur durch massive Rodungen gewonnen werden könne. Die Dächer der von Wäsche geplanten Häuser würden wie Sonnensegel konstruiert, um die Hitzeeinwirkung auf die Gebäude zu verringern. Mit der Installation von Photovoltaikanlagen würden die Häuser in puncto Strom unabhängig. Zudem ließen sich laut Wäsche durch die Einspeisung von Energie in das dortige Stromnetz Einkünfte erzielen, die zum Teil die laufenden Kosten decken könnten.

Joachim Koschewski, Pensionär, Kenia-Liebhaber und Sprecher des Vereins, wird wie Wäsche und einige andere Vereinsmitglieder im Sommer nach Siaya reisen, um den ersten Bauabschnitt des Waisenhauses zu begleiten. "Die Not ist dort sehr groß. Diesen Kindern muss einfach geholfen werden", sagte Koschewski.

Verein "Häuser für Waisenkinder"

Der Hennefer Verein "Häuser für Waisenkinder" wurde am 14. Februar 2011 von dem Architekten Heiko Wäsche ins Leben gerufen und zählt derzeit 18 Mitglieder. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Waisenhäuser für kenianische Kinder zu bauen, ihnen ein Zuhause zu bieten und sich um ihre Ausbildung zu kümmern.

Das erste Waisenhaus, das in diesem Jahr errichtet werden soll, wird in einer speziellen, nachhaltigen Stampflehmbauweise gebaut. Vereinsvorsitzender Heiko Wäsche wird an Ort und Stelle sein und den Bau begleiten. Derzeit bemüht sich der Verein um einen Darsteller aus der Serie "Verbotene Liebe" als Paten für das Projekt. Infos zu dem Verein gibt es unter www.haeuser-fuer-waisenkinder.org. 

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