In Heisterschoß schließt Rosemarie Otto ihren Laden Wenn das letzte Geschäft schließt

HENNEF · Das einzige Geschäft von Heisterschoß schließt: Ein von Hand beschriftetes Schild vor dem Eingang des Geschäftes an der Bergischen Straße in Heisterschoß kündet davon, dass dort, wo jetzt noch Bierkästen im Kühlraum, aber auch Zucker, Mehl, Milch und Konserven in den Regalen stehen, demnächst erst einmal gähnende Leere herrschen wird.

 Das Geschäft von Rosemarie Otto (rechts) auf der Bergischen Straße in Hennef-Heisterschoß schließt. Stammkundin Alina Tamasan (links) bedauert das.

Das Geschäft von Rosemarie Otto (rechts) auf der Bergischen Straße in Hennef-Heisterschoß schließt. Stammkundin Alina Tamasan (links) bedauert das.

Foto: Ingo Eisner

Inhaberin Rosemarie Otto steht mittlerweile finanziell das Wasser bis zum Hals. Zu geringe Einnahmen bei laufenden Kosten, die bedient werden müssen, haben dazu beigetragen, dass die 59-jährige Witwe ihr Geschäft aufgeben muss. Am 30. September wird Otto zum letzten Mal die Tür des knapp 200 Quadratmeter großen Ladens abschließen, dann ist für sie Schluss. Ob es einen Nachfolger geben wird, steht bisher noch nicht fest. Schön wäre es schon, denn immerhin sorgt das Geschäft mit seinem abwechslungsreichen Sortiment seit vielen Jahren für eine Nahversorgung. Besonders Brötchen sind beliebt.

"An Samstagen verkaufe ich zwischen 500 und 700 Brötchen. Wäre das jeden Tag so, wäre alles gut", sagt Otto. Zeitungen, Backwaren, Getränke, Süßigkeiten, aber auch die von Otto eingeführte "Vergessware" wie Zucker, Mehl und Milch - wer nach der Arbeit noch schnell ein paar Einkäufe erledigen muss, ist bei Otto eigentlich genau richtig. Schließlich liegen die nächsten Läden, die all diese Waren anbieten, entweder in Neunkirchen oder in Hennef.

Dennoch hat Otto es nicht geschafft, aus dem Laden wirklich Kapital zu schlagen. Zum einen sei das Ladenlokal mit 200 Quadratmetern viel zu groß. "Die Hälfte würde mir vollends reichen." Zum anderen habe die mehr als zwei Jahre dauernde Straßensanierung vor der Haustüre sie buchstäblich in den Ruin getrieben. "Rund 40 Prozent meiner Kunden stammen aus dem Dorf. Der Rest ist Laufkundschaft. Nur, wenn hier keiner parken kann, fährt er natürlich weiter", sagt Otto.

Bank spielte nicht mit

Zwar habe sich die Lage wieder verbessert, seitdem die Baustelle weg ist, der Schaden war aber bereits da. Mit fünf Monatsmieten à 1000 Euro für das Ladenlokal geriet sie in Rückstand und ihre Bank spielt mittlerweile nicht mehr mit. Auch das Ehepaar, das vor ihr das Geschäft betrieben habe, musste laut Otto aufgeben, weil der Ertrag nicht zum Leben gereicht habe. Trotzdem sei sie vor drei Jahren mit viel Elan gestartet, um das Geschäft zusammen mit ihrem Mann ans Laufen zu bringen.

Dann starb allerdings ihr Mann völlig unerwartet und sie war auf sich alleine gestellt. Das habe vieles erschwert. Vielleicht war der nächste Schritt ein Fehler, denn ihr wurde geraten, mit Unterstützung eines neutralen Rechtsbeistandes ein klärendes Gespräch mit dem Vermieter zu suchen, obwohl man sich seit vielen Jahren kennt.

"Ich glaube, das hat mir mein Vermieter übel genommen, dabei war das gar nicht böse gemeint", sagt Otto. Mittlerweile habe sie von ihrem Vermieter die außerordentliche Kündigung erhalten, laut der sie bis zum 30. September das Ladenlokal räumen muss. "Mein Vermieter hat mir Vorwürfe gemacht und ist der Meinung, dass ich nicht in der Lage sei, ein solches Geschäft zu führen. Mein Vorschlag, den Laden zu verkleinern, wurde rundweg abgelehnt", sagte Otto. "Jetzt bin ich fast 60 und sehe für mich keine Perspektive, denn ich muss mir nun in meinem Alter einen Job suchen. Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll."

Ältere Menschen, Kinder und andere Stammkunden wie Alina Tamasan werden den Laden von Rosemarie Otto vermissen. "Ich kaufe fast täglich hier ein und finde es sehr schade, dass Frau Otto schließen muss", sagt Tamasan. Auf Nachfrage wollte sich der Vermieter gegenüber dem General-Anzeiger zu der Ladenschließung nicht äußern.

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