Mädelsflohmarkt in Hennef Wenn um Mode gefeilscht wird

HENNEF · Markenjeans liegen neben bunten Uhren und Winterjacken. An den Ständen nebenan gibt es Dirndl und Frauenunterwäsche zu kaufen. Volkhard Becker fällt auf zwischen dem Getümmel. Nicht etwa, weil er besonders auffällig gekleidet wäre, sondern weil er ein Mann ist.

 Nicht nur Verkäuferin, sondern auch Modeberaterin: Petra Becker gestern beim Mädelsflohmarkt in Hennef.

Nicht nur Verkäuferin, sondern auch Modeberaterin: Petra Becker gestern beim Mädelsflohmarkt in Hennef.

Foto: Franziska Jünger

Der Flohmarkt, der am Sonntag in der Halle Meiersheide in Hennef viele Besucher anlockte, ist ein Markt von Frauen für Frauen - ein "Mädelsflohmarkt" eben. Diese Märkte boomen. Das Interesse in Hennef ist so groß, dass wenige Minuten nach der Eröffnung bereits sämtliche Parkplätze in der Umgebung belegt sind. Wer am Vormittag kommt, muss am Eingang Schlange stehen. Die drei Euro Eintritt scheinen dabei niemand von einem Besuch abzuschrecken.

Volkhard Becker hat mit seiner Frau mehr als 60 Kilometer von Remscheid nach Hennef zurückgelegt, um ab elf Uhr fünf Stunden lang seine Waren anzubieten. "Die Nachfrage auf Flohmärkten nimmt zu, weil viele Sachen in den Läden immer teurer werden", vermutet Becker. Der Frührentner ist mit seiner Frau, einer gelernten Modeberaterin, seit 20 Jahren auf Flohmärkten unterwegs. Dafür fahren die 59-Jährigen auch mal Strecken von über 200 Kilometer. Angefangen hat das Ehepaar auf traditionellen Trödelmärkten. Flohmärkte, wie der in Hennef, sind ihnen aber inzwischen lieber. Da würden die Leute mit der Ware besser umgehen und nicht nur gucken, sondern wirklich etwas kaufen. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier einfach", sagt Becker. "Und die Auswahl ist so immens, von modern bis klassisch ist alles zu finden."

Während er einige Winterjacken auf der Auslagefläche zurecht legt, zeigt seine Frau Petra einer Kundin ihre Auswahl an Ringen. "Wir überlegen uns, was wir selber von einem Flohmarkt erwarten, und wir möchten vernünftige gute Ware haben", sagt der 59-Jährige. Der Anspruch der Beckers: Qualität und Beratung. "Wenn die Leute das merken, kommen sie wieder. Wir haben uns das über Jahre erarbeitet."

Tatsächlich bleiben viele Kunden bei ihnen stehen. Die wenigen Umkleidekabinen und Spiegel sind beliebt. Da werden die möglichen Errungenschaften kritisch geprüft. Die Schlangen entlang der Stände gehen teilweise nur stockend voran. Frauen jeden Alters, vereinzelt auch Männer und Kinder, schieben sich von Kleiderstange zu Kleiderstange. "Was kostet das Teil?" - "Zehn Euro." - "Wie wäre es mit acht Euro fünfzig?" - "Na gut, okay."

Wo es eben geht, wird gefeilscht und gehandelt. Handeln zu können, das ist wohl auch Teil des Charmes, den ein Flohmarkt ausmacht - für Verkäufer und Käufer gleichermaßen.

Sandra Hiller veranstaltet den "Mädelsflohmarkt" in Hennef und freut sich über den großen Zuspruch. "Es ist sehr beliebt geworden, für Händler genauso wie für Besucher." Die Firma Grote und Hiller veranstaltet zahlreiche Trödel- und Flohmärkte in der Region, und das Interesse daran habe sich in den vergangenen Jahren "kontinuierlich gesteigert". Beliebt sei es gerade unter jüngeren Frauen, sich einen Stand zu teilen. Hiller ist sich sicher, dass es den "Mädelsflohmarkt" auch weiterhin geben wird. Ein vierter Termin in diesem Jahr ist bereits am 29. November angesetzt. Am ersten Adventssonntag ist also wieder Zeit für Schnäppchenjäger.

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