Glosse zur Zeitumstellung Wer dreht an der Uhr?

Meinung | Rhein-Sieg-Kreis/Bonn · Bald steht die Zeitumstellung an. Unsere Autorin hadert mit dem Thema. Sie hat sich noch nicht entschieden, ob dauerhafte Sommerzeit oder Winterzeit besser wären.

Ich bin eine von 4,6 Millionen. So viele Menschen haben sich europaweit an der Umfrage zur Zeitumstellung beteiligt. Für was ich gestimmt habe? Das ist wie in jeder Wahl geheim.

Bei der Frage, ob dauerhafte Sommerzeit oder Winterzeit besser wären, bin ich ohnehin noch nicht entschieden.

Tatsache ist: Echte Uhrumstellungen finden bei mir zu Hause ohnehin nicht mehr statt. Nur der Backofen weigert sich beharrlich, die integrierte Digitaluhr eigenständig eine Stunde vor oder zurück zu stellen. Das könnte man schon erwarten, er kann sich schließlich auch selbst reinigen. Das mehrstufige, nicht logisch zu ergründende Klick-Menü, das zum Ändern der Uhrzeit erforderlich ist, hat zuletzt eine Freundin aus Schweden überwunden, die sich als Gast nützlich machen wollte. Wir haben längst kapituliert.

Eigentlich ist es eine schöne Geste: Die Uhr zurückdrehen. Die Digitalisierung sorgt auch für ein neues Verhältnis zur Zeit. Handys, Tablet, Navi und Fernseher stellen sich selbst um.

Als ich Kind war, haben wir uns morgens mit „Hast du schon die Uhr umgestellt?“ begrüßt. Meine Mutter musste eine Leiter holen, um die Zeiger sämtlicher Zeitmesser zurückzustellen. Es gab Wecker und Wanduhren, Standuhren und eine laute Wohnzimmeruhr mit Schlagwerk, die immer fünf Minuten vor ging, um nicht die Tagesschau zu stören.

Tage nach der Zeitumstellung fand man immer noch eine vergessene Uhr, die anders tickte. Das übernimmt heute der Backofen.

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