Verein "Bon Secours" Hilfe aus Meckenheim für Kamerun
MECKENHEIM · Der Verein "Bon Secours" unterstützt Patienten, die sich eine Behandlung nicht leisten können.
Beim Holzfällen zertrümmerte ein umstürzender Baum den Unterschenkel von Joseph Desire. Der kamerunische Bauer konnte nicht mal die Kosten für das Taxi zum Krankenhaus selbst tragen, umgerechnet etwa 30 Cent. Insgesamt kostete seine Behandlung 880 Euro. Doch ihm wurde geholfen - von Dr. René Essomba, der in seinem Krankenhaus in Kameruns Hauptstadt Yaoundé die Operation kostenlos durchführte, und vom Meckenheimer Verein "Bon Secours Kamerun", der die Kosten für Anästhesie, Arznei- und Verbandsmittel sowie den Krankenhausaufenthalt trug.
Auch bei Schüler Mahamat war eine Not-OP nötig. Er wurde auf dem Weg zur Schule von einem Auto angefahren. Der Fahrer beging Fahrerflucht. Mahamats Eltern sind arm, haben keine Versicherung und konnten die Kosten von 985 Euro nicht bezahlen. Auch Mahamat wurde dennoch bestens medizinisch versorgt. Für beide Patienten sei sein Verein in Vorleistung getreten und hoffe nun darauf, Paten zu finden, die einen Teil der Kosten für die teure Behandlung spenden, erklärt Vereinsvorsitzender und Gründer Georg Schorn.
Als er vor etwa fünf Jahren angesprochen wurde, ob er nicht ein Hilfsprojekt in Kamerun unterstützen wolle, war das für ihn nichts Ungewöhnliches. Der Grafschafter ist Mitinhaber der Meckenheimer Firma Everhards, die chirurgische Geräte herstellt und Medizinprodukte vertreibt. Er wird daher häufiger um Sachspenden für ferne Länder gebeten. Doch was der junge Arzt René Essomba vorhatte, der in Deutschland Medizin studiert hatte und damals als Oberarzt der Unfallchirurgie im Sankt Josef Krankenhaus in Adenau arbeitete, schien für Schorn gute Aussicht auf langfristigen Erfolg zu haben.
Der Unfallchirurg aus Kamerun wollte in sein Heimatland zurück, um in der Hauptstadt Yaoundé ein Krankenhaus mit dem Namen "Bon Secours", übersetzt "Gute Hilfe", zu betreiben. Das Gebäude dafür hatte bereits Essombas Vater, der ebenfalls Arzt war, vor seinem Tod erbaut. Vonnöten waren die Renovierung des Hauses, medizinische Einrichtung und natürlich das ärztliche Know-How, das Essomba selbst nach seiner Ausbildung in Deutschland mitbringen würde.
Schorn sagte Unterstützung zu und gründete gemeinsam mit Familienangehörigen und Freunden den Verein "Bon Secours Kamerun". Ein erster Container voller Medizintechnik wurde 2012 nach Kamerun verschickt. 2013 wurde der Krankenhausbetrieb aufgenommen. 40 Betten stehen nun für Patienten bereit. Und für den Verein beginnt damit die zweite Phase seines Wirkens. Nun werden nicht mehr Sach-, sondern Geldspenden benötigt. Denn auch wer sich die medizinische Hilfe nicht leisten kann, wird im Krankenhaus in Yaoundé behandelt. Für diese Patienten arbeitet Dr. Essomba kostenlos. Die Kosten für die Anästhesie bei den Operationen, Verbands- und Arzneimittel übernimmt der Verein in Deutschland.
Bislang habe er, um die notwendigen medizinischen Gerätschaften zusammenzutragen, sein deutsches Netzwerk genutzt und seine Beziehungen spielen lassen, erzählt Schorn. Was beim hohen medizintechnischen Standard in Deutschland ausgedient hat, leistet in Kamerun noch gute Dienste. Die medizinische Versorgung mittelloser Patienten hofft der Verein, mit Hilfe von Patenschaften zu finanzieren. Dabei erfährt der Spender, wem er hilft und welcher Fortschritt durch die Behandlung erzielt wird. Die Hilfesuchenden werden auf der Internetseite von "Bon Secours Kamerun" vorgestellt. Neben ihrem Vornamen, Alter, Beruf und der finanziellen Situation der Patienten werden auch die notwendigen Behandlungskosten detailliert aufgeführt.
Georg Schorn reiste Anfang dieses Jahres in Begleitung seines Freundes und Vereinskollegen Uwe Lingner erstmals selbst nach Zentralafrika, um das Land Kamerun kennenzulernen und Essombas Fortschritte vor Ort zu bewundern. Menschen vor Ort, die er kennengelernt habe, zeichneten sich besonders dadurch aus, dass sie freundlich seien und zufrieden wirkten - obwohl es ihnen weit weniger gut gehe als den Menschen hierzulande, hat Schorn beobachtet. Beeindruckt habe ihn der hygienische Standard in Essombas Krankenhaus. "René Essomba ist sehr gut unterwegs und hat schon viel erreicht. Ich denke, dass sein Krankenhaus zu einem Vorzeigeprojekt in Yaoundé werden kann", fasst Georg Schorn seine guten Eindrücke zusammen.
Im Netz
Mehr Infos zum Verein und zu den Patenschaften gibt es im Internet unter www.bon-secours.de