Einkaufen in Corona-Zeiten Hofläden in der Region verzeichnen größeren Zulauf

Rhein-Sieg-Kreis · Regionalität scheint in Corona-Zeiten eine größere Rolle zu spielen: Die Direktvermarkter im Rhein-Sieg-Kreis haben einen verstärkten Zulauf: „Die Leute sind eher zu Hause, die Restaurants sind zu– da gönnt man sich eher was.“

 Seinen Hofladen an der Siegstraße in Hennef betreibt Matthias Hochheuser schon seit 20 Jahren.

Seinen Hofladen an der Siegstraße in Hennef betreibt Matthias Hochheuser schon seit 20 Jahren.

Foto: Inga Sprünken

Frisches Gemüse direkt vom Acker, deftiger Käse aus der hofeigenen Käserei oder Eier von freilaufenden Hühnern – der Einkauf in einem Hofladen ist durchaus etwas sehr Sinnliches. Wer regional einkauft, tut auch sich und der Umwelt etwas Gutes und wird zusätzlich mit dem vollen Geschmack belohnt.

Zudem ist Einkaufen auf dem Bauernhof ein Spaß für die ganze Familie – und liegt derzeit voll im Trend. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Direktvermarkter sich während der Corona-Pandemie über einen verstärkten Zulauf freuen können.

Den bestätigt Verena Nordhorn, die den Familienbetrieb Burg Niederpleis in Sankt Augustin zusammen mit ihrem Bruder und ihren Eltern betreibt. „Die Leute sind eher zu Hause, die Restaurants sind zu, keiner ist in Urlaub – da gönnt man sich eher was“, findet die Direktvermarkterin eine Erklärung dafür. Insbesondere das Trinkgeld sei enorm gestiegen, die Leute seien gelassener und geduldiger. „Keiner mault, weil er warten muss – wir lassen immer nur drei Leute in den Laden“, so Nordhorn, die die Situation als sehr positiv und angenehmer zum Arbeiten empfindet.

Viele neue Gesichter

Die Regionalität spielt laut ihrer Aussage momentan eine größere Rolle. Burg Niederpleis ist nicht nur ein Direktvermarkter, der sich auf Spargel und Erdbeeren sowie damit verbundene Produkte wie Sauce Hollandaise, Eier oder Schinken spezialisiert hat. Die Familie betreibt parallel auch ein Café und Restaurant. Der Hofladen selbst ist nur von April bis Juni, dafür aber an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Zusätzliche Öffnungszeiten gibt es zur Weihnachtszeit, da auch der Weihnachtsbaumverkauf zur Angebotspalette gehört.

Besonders freut sich Verena Nordhorn derzeit auch über die „vielen neuen Gesichter“, die am Hof vorbeispazieren. Sie habe noch nie so viele Menschen spazieren und radfahren gesehen. „Die Leute entdecken die Region, in der sie leben, neu. Es macht mir wirklich Freude“, so die Niederpleiserin. Das kann Andrea Stauf von der „Bockenbuscher Milchtankstelle“ in der Neunkirchen-Seelscheider Ortschaft Pohlhausen bestätigen. „Wir haben viele neue Kunden“, sagt Stauf, die den Hof mit ihrer Familie bereits in der dritten Generation betreibt. Seit 2018 ist er als Bioland-Betrieb zertifiziert. Im Hofladen gibt es die Milch der 60 Milchkühe zum selbst zapfen sowie Eier. Die Hühner-Schar, die diese produziert, wird in Hühnermobilen unweit des Betriebs auf den Feldern gehalten.

Umsatzzuwachs von 50 Prozent

Ebenfalls eine erhöhte Nachfrage verzeichnet die Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn in Hennef. Im Hofladen des Wiesenguts gab es laut Bettina Friker insbesondere im März eine stark erhöhte Nachfrage nach Kartoffeln. „Im April hatte es sich dann normalisiert, inzwischen sind die Kartoffeln ausverkauft einschließlich der Lagerware“, sagt die Assistentin der Geschäftsführung. Die Bestellungen aus der Gastronomie wurden indes wieder storniert, wie sie sagt.

Der Hofladen von Matthias Hochheuser in Sankt Augustin-Menden hat ebenfalls viele neue Kunden. „Alle sind zu Hause, keiner in Urlaub“, so der Betreiber des Mendener Hofladens, der einen Umsatzzuwachs von etwa 50 Prozent zu verzeichnen hat. Die Leute hätten mehr Zeit, kauften bewusster und stressfreier ein. Allerdings bezweifelt Hochheuser, dass das große Interesse auch nach der Corona-Krise weiter anhält. Er hofft aber bis dahin, neue Stammkunden gewonnen zu haben. Den Hofladen an der Siegstraße gibt es bereits seit 20 Jahren mit seinem großen Angebot an Obst, Gemüse und Eiern aus der Region.

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