Bornheimer Literaturgesprächskreis In der Stadtbücherei: Ein Buch, zehn Perspektiven

BORNHEIM · 1953 in den Niederlanden: Eine Sturmflut zerstört das Leben vieler Menschen. Betroffen von den Auswirkungen sind auch zwei Schwestern, deren fiktive Schicksale geschickt im Roman "Die Sturmflut" miteinander verwoben werden.

 Angeregter Austausch: Unter Leitung von Iris Schürmann-Mock (links, 2. von unten) diskutieren die Literaturfreunde über den Roman "Die Sturmflut".

Angeregter Austausch: Unter Leitung von Iris Schürmann-Mock (links, 2. von unten) diskutieren die Literaturfreunde über den Roman "Die Sturmflut".

Foto: Wolfgang Henry

Um über den Roman von Margriet de Moor zu diskutieren, sind an diesem Abend in der Bornheimer Stadtbücherei neun Frauen und ein Mann zusammengekommen.

Angeleitet von der Autorin Iris Schürmann-Mock teilen die Teilnehmer des Literaturkreises der Volkshochschule Bornheim/Alfter ihre Gedanken und Meinungen zu dem Roman, seinen Figuren und den Assoziationen und Denkanstößen, die er in ihnen hervorgerufen hat.

"Man weiß sofort, dass es um den Tod geht", hat Edeltraud Flamme festgestellt. Das Zwiegespräch am Ende fanden die einen tröstlich, andere hätten darauf verzichten können. Auch persönliche Erinnerungen fielen den Lesern wieder ein: "Ich kenne den Südwesten Hollands auch aus dieser Zeit und hatte Freunde da, die die Sturmflut miterlebt haben", erzählt Ingeborg Huss.

Sie hat sich beim Lesen Notizen gemacht: "Ich fand manches nicht plausibel." 'Warum rennt die in der Gefahrenzone rum?', habe sie sich gefragt. "Denken Sie auch an die Binnenebene des Romans", gibt Iris Schürmann-Mock zu bedenken und erinnert daran, dass die Geschichte erfunden ist. Sie will wissen, was den Lesern in der Runde aufgefallen ist, wie sie die Charaktere fanden.

Auch die versetzte Erzählweise des Romans spricht sie an: "Wird dadurch irgendetwas erreicht?" Ja, finden die Literaturkreis-Leser: Es sei geschickt, die 48 Stunden im Leben der einen Schwester, die sich durch die Sturmflut kämpft, den 50 Jahren des Lebens der anderen Schwester gegenüberzustellen.

"Für mich wird auch die Trostlosigkeit dadurch gesteigert, dass die Sturmflut immer präsent ist", urteilt Schürmann-Mock. Sie stellt auch Rezensionen vor und erläutert den Hintergrund der verschachtelten Handlung: "Margriet de Moor ist ausgebildete Pianistin und hat den Text wie eine Sonate in vier Sätzen aufgebaut. Das ist höchst kunstvoll."

Angeregt durch drei thematisch passende Gedichte, die die Bornheimer Reisejournalistin und Autorin von Gedichten, Kindergeschichten und Sachbüchern vorträgt, löst sich die Gruppe von der Diskussion über den Aufbau der Handlung und stellt fest, dass es in dem Buch nicht nur um den Tod geht: "Es ist auch die Frage nach dem individuellen Wert des Lebens, die immer wieder thematisiert wird", fasst Schürmann-Mock zusammen. Und so entsteht am Ende sogar noch eine kurze philosophische Diskussion.

Gesprächskreis mit der Bornheimer Autorin Iris Schürmann-Mock

Der Literaturgesprächskreis wird von der VHS Bornheim/Alfter in Kooperation mit der Stadtbücherei Bornheim angeboten. In der Runde mit bis zu zwölf Teilnehmern werden verschiedene Bücher besprochen. Im nächsten VHS-Semester beginnt am Dienstag, 1. Oktober, eine neue Reihe unter Leitung der Bornheimer Autorin Iris Schürmann-Mock.

Die Teilnehmer kommen jeweils von 19 bis 20.30 Uhr in der Stadtbücherei, Servatiusweg 19 -23, zusammen. Thema ist "Preisgekrönt und ausgezeichnet". An fünf Abenden werden prämierte Bücher besprochen und auch die dazugehörigen Preise vorgestellt. Los geht es mit "Die Sehnsucht der Atome" von Linus Rechlin, der den Deutschen Krimi-Preis erhielt.

Weitere Informationen unter www.vhs-bornheim-alfter.de

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