Neue Gesichter im Stadtrat In Siegburg verschieben sich die Machtverhältnisse

SIEGBURG · Hinter den Kulissen des Siegburger Rathauses dürften die Verhandlungen derzeit bereits auf Hochtouren laufen. In weniger als zwei Wochen muss sich der neue Stadtrat bilden, und das stellt vor allem die CDU vor die Frage, mit wem sie in den kommenden sechs Jahren die Geschicke der Kreisstadt bestimmen will. Allein kann sie es nicht mehr, die absolute Mehrheit ist dahin.

15 neue Gesichter gibt es im um zwei Sitze auf 46 Mitglieder erweiterten Rat. Neuzugang Ömer Kirli (SPD), Jahrgang 1988, ist das jüngste Mitglied. Der 1942 geborene Heinz-Willi Höver ("Alterspräsident" nach dem fraktionslosen Helmut Fleck) holte mit 61,1 Prozent in seinem Wahlbezirk 170 (Stallberg) das beste Ergebnis der Kandidaten.

Stadtrat Siegburg13 bisherige Ratsleute gehören dem neuen Stadtparlament nicht mehr an. Der Prominenteste unter ihnen ist der CDU-Stadtverbandsvorsitzende und bisherige stellvertretende Bürgermeister Martin Rosorius.

CDU: Erstmals seit 1989 muss sich die Siegburger CDU einen Partner suchen. Auf den ersten Blick bietet sich vor allem die erstarkte SPD an, mit deren elf Sitzen die Christdemokraten auf eine potenzielle Mehrheit von luxuriösen 34 Stimmen (inklusive der des wiedergewählten Bürgermeisters und Ratsvorsitzenden Franz Huhn) kämen. Doch auch die Grünen, nach Meinung mancher Favorit von CDU-Fraktionschef Jürgen Becker, bringen sich in Stellung. Und selbst gemeinsam mit der auf eine Zwei-Kopf-Fraktion geschrumpften FDP hätte die CDU eine knappe Mehrheit. Becker hat verkündet, dass er "mit allen sprechen" werde. Nicht dazu gehören werden allerdings definitiv Helmut Fleck (Volksabstimmung) und vermutlich die Alternative für Deutschland (AfD).

SPD: Die Sozialdemokraten, die ein Plus von sechs Prozent einfuhren und bei knapp einem Viertel der Stimmen landeten, wollen diesen "Schwung mit in eine konstruktive Ratsarbeit nehmen". Ihr Bürgermeisterkandidat Stefan Rosemann, der zwar gegen Amtsinhaber Franz Huhn deutlich verlor, aber als zuvor fast Unbekannter respektable 41,6 Prozent holte, zieht als neues Mitglied in den Rat ein und dürfte außerdem den Posten eines stellvertretenden Bürgermeisters für sich beanspruchen. Frank Sauerzweig führt die Fraktion weiterhin und wird vertreten von Gaby Körner, Ömer Kirli und Michael Keller. Geschäftsführer ist Oliver Schmidt.

Grüne: Keinerlei Veränderungen gibt es bei den Siegburger Grünen. Sie sitzen in alter Besetzung auf sechs Stühlen im Ratssaal und wollten sich laut Fraktionsgeschäftsführer Hans-Werner Müller zunächst als Fraktion besprechen, bevor sie in etwaige Verhandlungen mit der CDU treten.

FDP: Der Minifraktion der FDP sitzt Jürgen Peter vor, seine Stellvertreterin ist Sigrid Haas. Die Liberalen grenzten sich im Wahlkampf am stärksten von der CDU ab, stimmten allerdings seinerzeit mit ihr für die Gründung von Stadtbetrieben - die sie heute, ebenso wie alle anderen Oppositionsparteien, scharf kritisieren. Eine gemeinsame Linie zu finden, dürfte schwierig werden.

AfD: Die mit zwei Mitgliedern neu in den Rat gezogene AfD will sich mit ihrem Vorsitzenden, dem Polizeibeamten und früheren SPD-Mann Ralph Wesse, unter anderem dafür einsetzen, den "hässlichen Zweckbau" auf dem Michaelsberg noch zu verhindern oder zumindest architektonisch schöner zu gestalten - ungeachtet der Tatsache, dass die Bauarbeiten für den KSI-Anbau bereits laufen. Nicht nur das dürfte die AfD zu einem unmöglichen Partner machen. Wesse zieht gemeinsam mit Jörg Dastler in den Rat ein.

Volksabstimmung: Helmut Fleck sitzt weiter für die rechtsgerichtete Volksabstimmung im Rat.

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