Da ist Musik drin Jahrbuch 2015 widmet sich dem Schwerpunktthema Musik

RHEIN-SIEG-KREIS · In der 30. Ausgabe des Jahrbuchs des Rhein-Sieg-Kreises geben 33 Autoren mit insgesamt 36 Beiträgen einen Überblick über das Musikleben im Kreis.

 Die Siegburger Akkordeonfabrik "Cantulia" - hier Stimmer um 1950 - ist ein Thema des Jahrbuchs.

Die Siegburger Akkordeonfabrik "Cantulia" - hier Stimmer um 1950 - ist ein Thema des Jahrbuchs.

Foto: Arndt

Bei der Vorstellung des 223 Seiten umfassenden Werkes unter dem Titel "Hier ist Musik drin" lobte Landrat Sebastian Schuster die Bandbreite der Themen, die einen Bogen vom Barock bis heute spannten.

"Es erzählt vom kurfürstlich geprägten Musikleben früherer Tage ebenso wie von der Festivalkultur unserer Zeit, berichtet von internationalen Stars und von Musikanten, die mit dem Quetschebüggel (Akkordeon, Anm. d. Red.) über die Dörfer zogen", sagte der Landrat. Und Kulturdezernent Thomas Wagner ergänzte, man sei "jedes Jahr wieder erstaunt, welche Vielfalt der Kreis zu bieten hat".

Im Anschluss stellte Rainer Land, Leiter des Kultur- und Sportamtes in der Kreisverwaltung und federführender Redakteur, die einzelnen Kapitel kurz vor. Gleichzeitig bedankte er sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement - vor allem bei Rainer Zado, der wie in den Jahren zuvor auch für die grafische Gestaltung verantwortlich zeichnet. Das Buch blicke auf Bühnen und in Konzerthäuser, in Kirchen, Musikschulen, Gaststätten und vieles mehr. Dennoch habe man nicht alles erfassen können. "Das liegt bei diesem Thema auf der Hand", so Land.

Die musikalische Reise durch mehrere Jahrhunderte beginnt mit einer Hommage an den Wachtberger Star-Tenor Anton Raaf zu dessen 300. Geburtstag. In Holzem aufgewachsen, begann die Karriere des Sängers am kurfürstlichen Hof in Bonn und führte ihn durch halb Europa. Bonn war auch Ausgangspunkt für weitere Laufbahnen.

Im 18. Jahrhundert wirkte neben der Familie Beethoven auch die Familie Ries in Bonn, "deren Mitglieder bis ins 19. Jahrhundert das Musikleben im Rheinland geprägt haben und in enger Freundschaft zu Ludwig van Beethoven standen", wie der Leser von Barbara Mülhens-Molderings erfährt. Franz Anton Ries war Lehrer Ludwig van Beethovens, der wiederum Ferdinand Ries, das wohl bekannteste Mitglied der Familie, unterrichtete.

Mit dem "Quetschebüggel" besuchte Schäng aus Eitorf-Hombach Geschäfte, Privathaushalte, Kneipen und Betriebe

Natürlich darf im Jahrbuch Siegburgs berühmtester Sohn, Engelbert Humperdinck, nicht fehlen, dessen Leben und Werk beleuchtet wird. Aber auch nicht ganz so berühmte Musiker werden gewürdigt - etwa der Straßenmusiker Johann Schneller (1911-1990), von allen nur "Schäng" oder "D'r schnelle Schäng" genannt. Mit dem "Quetschebüggel" zog Schäng aus Eitorf-Hombach seine Runden durch Eitorf, Hennef, Neunkirchen-Seelscheid, Siegburg, Lohmar, Ruppichteroth und Windeck, besuchte Geschäfte, Privathaushalte, Kneipen und Betriebe.

Wie Gesang und Musik an Orte, Überlieferungen, Ereignisse und Traditionen gebunden sind, zeigt Horst Busch auf, der seit der ersten Ausgabe des Jahrbuchs ohne Unterbrechung viele Artikel beigesteuert hat. Busch beschreibt "volkskundlich kuriose Lieder aus dem Vorgebirge" und geht dabei auch auf den im Rheinland beliebten Brauch des Fändelschwenkens ein.

Und Kreisarchivarin Claudia Arndt erinnert in ihrem Aufsatz an die Geschichte der Stieldorfer Passionsspiele (1889-1935). Man habe "die Oberammergauer Passionsspiele auf rheinischen Boden verpflanzt", hieß es damals. Die Aufführung im Jahr 1890 zog so viele Menschen an, dass die "Illustrierte Zeitung" später im Rahmen ihrer Berichterstattung schrieb: " In diesem Jahr haben die Spiele bereits einen Zulauf gefunden, welcher die Umgebung des Aufführungssaales zeitweilig in ein wahres Heerlager verwandelt."

Hans-Wolfgang Theobald stellt ein Instrument in den Fokus und berichtet von der Christian-Ludwig-König-Orgel in Swisttal-Ollheim, Sankt Martinus, die vom prominenten Orgelbauer des rheinischen Barocks gleichen Namens stammt und in den vergangenen Monaten umfassend restauriert wurde. Das Buch wird seinem Titel mehr als gerecht. Da ist wirklich Musik drin.

Das Jahrbuch

Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises, Jahrgang 2015, Herausgeber: Rhein-Sieg-Kreis, Edition Blattwelt, Reinhard Zado, Niederhofen, 223 Seiten, Preis 13,50 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder unter www.blattwelt.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort