Jung sein in Meckenheim Jugendliche wünschen sich offene Kritik, wenn Kritik sein muss

Meckenheim · Sport machen, Musik hören, mal abhängen und natürlich feiern dürfen, das sind Wünsche, die Meckenheimer Jugendlichen, gefragt nach ihrer Freizeitgestaltung, spontan einfallen. Ihr Urteil zu den Angeboten der Stadt fällt dabei durchaus positiv aus.

 Mit Freunden einfach mal "abhängen": Wie der Campus zum Jugendtreffpunkt umgestaltet werden könnte, damit setzt sich eine Interessengemeinschaft auseinander.

Mit Freunden einfach mal "abhängen": Wie der Campus zum Jugendtreffpunkt umgestaltet werden könnte, damit setzt sich eine Interessengemeinschaft auseinander.

Foto: Wolfgang Henry

Das Team der "Rheinflanke" um Streetworker Dennis Diedrich greife Anregungen und Kritik ebenso auf, wie die Mitarbeiter im Mosaik-Kulturhaus (ehemals Juze), berichten Amine (18), Willi (19), Yannik (18), Chiara (15) und Keven (22), die GA-Mitarbeiterin Martina Welt im Mosaik-Kulturhaus getroffen hat.

Richtig gut finden Amine und Chiara das Boxtraining im Mosaik, an dem beide einmal in der Woche teilnehmen. "Man wird ruhiger, selbst wenn sich Konflikte anbahnen", beschreibt Amine, der auch Vorstandsmitglied im neuen Jugendrat ist, die Vorteile des Trainings. "Ich war ein kleiner Dicker", sagt der 18-Jährige mit marokkanischen Wurzeln schmunzelnd. Mit dem Training jedoch schwanden die Kilos des Gymnasiasten.

Chiaras Terminkalender ist voll: Sie nimmt nicht nur am Boxtraining teil, sondern ist auch Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Maltesern, den Schützen, im Jugendrat, und sie macht Musik. Hinzu kommt, dass sie dreimal in der Woche bis 15 Uhr Schule hat. Als Stress empfindet die 15-Jährige das aber nicht: "Das mache ich doch alles freiwillig und gerne", sagt sie. Sie wohnt in Alt-Meckenheim und trifft sich auf dem Abenteuerspielplatz oder im Park an der Swist mit ihren Freunden. Die Hauptschülerin hat einen Notendurchschnitt von 1,7 und möchte gerne eine Ausbildung im Bereich Medien machen. Ihr Vater, den sie allerdings nicht kennengelernt hat, stammt aus Nigeria.

Mit Amine und Willi, der russische Wurzeln hat, ist Chiara sich einig, dass ihr sogenannter Migrationshintergrund keine Nachteile mit sich bringe. "Dieses Thema gibt es unter den Jugendlichen nicht", sagt Amine. Wenn überhaupt, sei anderes Aussehen eher bei Senioren noch mit Vorurteilen behaftet.

Für Willi und Yannik spielt Musik eine große Rolle: Als Rapper "Mr. Will" und "Yannis" sind sie derzeit auf der Suche nach Gleichgesinnten, die ihre Gruppe "Better with headphones" noch vergrößern möchten. Außerdem engagieren sich einige Jugendliche in der Interessengemeinschaft Campus und erarbeiten Vorschläge, wie der Campus zum Jugendtreffpunkt umgestaltet werden könnte.

Schon jetzt ist er ebenso wie die angrenzende Werferwiese gerne genutzter Aufenthaltsraum. Yannik und Willi erzählen, dass sie bereits mehrfach nach Treffen dort aufgeräumt haben, denn Müll und leere Flaschen liegen zu lassen, gehöre zu den Unarten, über die sich die Erwachsenen am meisten aufregten.

Ein Grillplatz mit Überdachung - das wäre toll, finden die Jugendlichen. Das war auch schon Thema bei der Stadt und im Rat. Eine Kletterwand und Sitzgruppen wünschen sie sich ebenfalls. Sie wissen jedoch, dass Lärmproblematik da eine Rolle spielt: "Das schallt ziemlich auf dem Campus und rundherum wohnen Leute", sind sie sich bewusst.

Vielleicht könnte auch die Wiese zwischen Schwimmbad und Werferwiese für junge Leute nutzbar gemacht werden, meint Keven, der gerade ein freiwilliges soziales Jahr im Mosaik macht. Für Amine ist klar: "Meckenheim ist eine schöne Stadt, in der es schon einiges gibt, wie Fitnessstudios, Imbisse, viele Sportangebote oder das Mosaik-Kulturhaus."

Vielleicht müsse einfach nur mehr Öffentlichkeitsarbeit für das Mosaik, Partys und Sportfeste gemacht werden, meint Amine und möchte das im Jugendrat nun auch angehen. Was die Stadt noch brauche, seien Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche - vor allem nachts. Und mehr Partys, die länger als bis 2 Uhr dauern.

"Die Jugendlichen wünschen sich, dass sie offen angesprochen werden und nicht hinter ihrem Rücken Kritik geübt wird", sagt Amine. "Außerdem möchten sie, dass ihre Interessen den gleichen Stellenwert haben, wie die der übrigen Meckenheimer.

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