Premiere "Der zerbrochene Krug" Kleine Bühne, großes Theater im Bornheimer Kloster

BORNHEIM · Weiße Wände, Holzmöbel, unter dem Tisch liegt ein Mann und schläft. So sieht die Szene aus, die den Besucher des Theaters schon beim Hereinkommen im alten Bornheimer Kloster auf der Bühne ins Auge fällt. Dort feierte am Freitag das Lustspiel "Der zerbrochne Krug" von Heinrich Kleist Premiere.

 Ziemlich lädiert sieht Dorfrichter Adam (Gerhard Fehn) mit seinen Wunden aus.

Ziemlich lädiert sieht Dorfrichter Adam (Gerhard Fehn) mit seinen Wunden aus.

Foto: Wolfgang Henry

Die 1811 erschienene Komödie spielt in einem Dorf bei Utrecht. Und unter dem Tisch liegt Dorfrichter Adam, gespielt von Theaterleiter Gerhard Fehn. Arg mitgenommen sieht er aus: Blutflecken auf der Kleidung, am kahlen Kopf zwei große Wunden. Unter der Aufsicht von Gerichtsrat Walter (Georg Luibl) muss er über eine Tat zu Gericht sitzen, die er selbst begangen hat.

Frau Marthe Rull (Diana Maria Breuer) klagt den jungen Ruprecht (Thorge Busch) an, nachts in der Kammer ihrer Tochter Eve (Ise Papendorf) einen wertvollen Krug zerbrochen zu haben. Mal beschwörend, mal drohend versucht Richter Adam, die Wahrheit zu verschleiern. Doch die Indizien sprechen eine deutliche Sprache, am Ende wird die Schuld des Richters offenbar. Der ehrgeizige Schreiber mit dem Namen Licht (Hagen Range) kann nun den Platz des Dorfrichters einnehmen.

Regisseurin Cécile Kott hat das Stück klassisch inszeniert, viele Besonderheiten geben ihm aber eine persönliche Note. So die eingespielten Tonaufnahmen, die die innere Zerrissenheit der Personen zeigen. Mit einem Lachen vom Tonband werden die widersprüchlichen Aussagen des Dorfrichters kommentiert.

Originell sind auch der Anfang und das Ende des Stücks: Der Dorfrichter scheint die Akteure in einer Vision zu sehen, in Zeitlupe bewegen sie sich im Mittelgang des Zuschauerraums. Gerhard Fehn verkörpert den Dorfrichter Adam sehr glaubwürdig. Seine erstaunliche Mimik sorgt für manchen Lacher. Dagegen wirkt Georg Luibl als Gerichtsrat wie ein Muster an Pflichterfüllung. Ise Papendorf gibt gekonnt das hilflose junge Mädchen, das zwischen Wahrheit und Lüge hin- und hergerissen ist.

Und Diana Maria Breuer setzt sich hinreißend als energische Klägerin in Szene. Für die nächsten Termine sind dem Theater im Kloster mehr als 30 Zuschauer zu wünschen. Denn "Der zerbrochene Krug" in der Bornheimer Inszenierung ist vor allem eins: Großes Theater auf kleiner Bühne.

Weitere Aufführungstermine:: Freitag, 28. Februar, 20 Uhr; Donnerstag, 6. März, 20 Uhr; Sonntag, 9. März, 19 Uhr; Donnerstag, 13. März, 20 Uhr; Freitag, 14. März, 20 Uhr, und Sonntag, 16. März, 19 Uhr.

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