Gewerbegebiet Altendorf Kleintierzüchter und Hundesportler kämpfen um ihre Bleibe

MECKENHEIM · Zufriedenes Gackern, unterbrochen vom Krähen der farbenprächtigen Hähne, empfängt den Besucher der Anlage des Kleintierzuchtvereins Meckenheim-Altendorf. Wegen des neuen Gewerbegebiets Altendorf, ist dieser Standort jetzt allerdings in Gefahr.

 Kleintier- und Hundesportverein sollen ihr Vereinsgelände räumen.

Kleintier- und Hundesportverein sollen ihr Vereinsgelände räumen.

Foto: Wolfgang Henry

In diesem Jahr feierte der Kleintierzuchtverein seinen 50. Geburtstag - es könnte der letzte gewesen sein, denn die Stadt plant auf dem Areal an der L 261 die Erweiterung ihres Gewerbegebietes - und das so schnell wie möglich. Die Fertigstellung der Zucht-Anlage im Jahr 1989 war entscheidend für den Fortbestand der Meckenheimer Züchter.

Acht Jahre lang habe man damals gesucht und mit der Verwaltung verhandelt, bevor der Verein das Grundstück von der Stadt pachten konnte.

Bis 2014 läuft der Pachtvertrag mit dem Kleintierzuchtverein noch. Um diesen fristgerecht zu kündigen, muss Anfang des kommenden Jahres eine Entscheidung im Rat fallen, erläuterte der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss (der GA berichtete).

Für die Züchter, die in liebevoller Arbeit mit viel Schweiß und Geld nach eigener Einschätzung eine "Vorzeige-Anlage" aufgebaut haben, würde ein solcher Beschluss definitiv das Ende bedeuten, denn Alternativen gibt es derzeit nicht, wie Witt auf Anfrage bestätigte.

Die Züchter wären auch finanziell nicht mehr in der Lage, eine ähnliche Anlage mit Vereinshaus, Unterkünften und Umzäunungen zu bauen. Die rund 30 Mitglieder kommen aus Meckenheim und Bonn und haben auf der 5500 Quadratmeter großen ehemaligen Mülldeponie ihr Paradies geschaffen.

Die Tiere leben in 36 Einzelparzellen, die an zwölf Häuser angeschlossen sind. Der Präsident der Landwirtschaftskammer habe den Wert der gesamten Anlage einmal auf 1,5 Millionen Euro geschätzt, berichtet Matthias Schuchert, der in der Anlage gemeinsam mit seiner Tochter Miriam italienische Federfüße züchtete.

Auch "Augsburger" oder "Westfälische Todleger" werden in Meckenheim gezüchtet. "Die stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere", erzählt der zweite Vorsitzende Alexander Schmidt. Sandra Troostheiden fährt jeden Tag rund 40 Kilometer von Bonn aus, um ihre rund 60 Kaninchen zu versorgen.

Sie züchtet "Hermelin Rotaugen", eine der ältesten Zwergkaninchenarten. Die eher ruhige Art eigne sich sehr gut auch als Haustier, berichtet sie. Ihre Tiere würden zudem auf Stroh gehalten, und den Mist könne sie in Absprache mit den Landwirten auf den benachbarten Plantagen entsorgen.

Wilfried Beselt dachte eigentlich, dass er sein Rentenalter auf der Anlage des Kleintierzuchtvereins verbringen könnte. Auch er war einer der Ersten im Verein, wohnt in Bonn-Duisdorf und hat dort nur einen drei Quadratmeter großen Balkon: "Da ist kein Platz für meine Vögel."

Verbündete haben die Kleintierzüchter beim benachbarten Hundesportverein. Der Verein sei von Anton Füllenbach 1983 gegründet worden, berichtet dessen Vorsitzender Manfred Wißkirch. Er erinnert ebenso wie die Kleintierzüchter daran, dass beide Vereine ihre Anlagen auf einer Müllhalde errichtet hätten.

Kein ideales Terrain, um dort neue Unternehmen anzusiedeln. Eine Wiese vom Bauern anzupachten, wäre für die Hundebesitzer nicht das Problem. Wasser- und Kanalanschluss sowie Stromversorgung würden dann jedoch fehlen.

Der Hundesportverein unterhält auf einem Gelände von rund 3500 Quadratmetern die Übungswiese für die Hunde, ein Vereinshaus und den Parkplatz davor. Auch Fledermäuse, Rotkehlchen und Zaunkönige seien auf dem Areal schon heimisch geworden, berichtet Wißkirch.

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