Kommentar Kommunen in der Klemme

Die Kommunen sind weiterhin das schwächste Glied in der Kette, wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht. Auch wenn der Zustrom insgesamt nicht mehr so stark ist, stehen den Städten und Gemeinde ungemütliche Zeiten bevor.

Schließlich müssen die zugewiesenen Menschen irgendwo Wohnraum finden. Bloß wo? Der Mietmarkt ist weitgehend abgegrast, und die Zahl der Turnhallen ist endlich - und damit auch die Opferbereitschaft von Schulen und Sportvereinen. Wenn an der Basis die Akzeptanz für diese Notsituation schwindet, dann ist letztlich die viel beschworene Willkommenskultur in Gefahr.

Insofern ist es heikel, wenn Sankt Augustin jetzt schon die vierte Turnhalle übergangsweise als städtische Unterkunft umnutzen will. Dass SPD, Grüne, FDP und das Rhein-Sieg-Gymnasium selbst diesen Schritt massiv in Frage stellen, ist kein gutes Zeichen. Ein schiefer Haussegen ist so ziemlich das letzte, was die Stadt in dieser wichtigen Frage gerade gebrauchen kann.

Nüchtern betrachtet bleibt den Kommunen bis auf Weiteres nichts Anderes übrig, als Neubauten zu forcieren - so wie es jetzt auch unter mächtigem Zeitdruck geschieht. Kommt das nicht zu spät? Wohl kaum, denn die Flüchtlingswelle hat so richtig erst im Spätsommer an Dynamik gewonnen. Und selbst der einfachste Behelfsbau kann nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden.

Die Kommunen benötigen gerade jetzt die Hilfe des Landes - finanziell, aber auch logistisch. Es kann nicht sein, dass die Landesbehörden Flüchtlinge möglichst schnell an überfüllte Kommunen weiterreichen, um die eigenen Unterkünfte zu entlasten. Da ist Augenmaß gefragt.

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