Urteil vor dem Bonner Landgericht Lehrer muss für vier Jahre ins Gefängnis

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Über Videospiele hat er Minderjährige zu Sex aufgefordert: Das Bonner Landgericht schickt einen 30-Jährigen wegen Kindesmissbrauch in 38 Fällen in den Knast.

 Das Bonner Landgericht hat einen Lehrer zu vier Jahren Haft verurteilt.

Das Bonner Landgericht hat einen Lehrer zu vier Jahren Haft verurteilt.

Foto: Ulrike Schödel

 „Das Martyrium einer Vernehmung“ hatte der angeklagte Lehrer allen Kindern erspart. Denn im Bonner Missbrauchsprozess hatte der 30-Jährige von Beginn an alle Vorwürfe eingeräumt. „Das war der einzig richtige Weg, um den Schaden, den Sie jahrelang mit Ihrer krankhaften Sexualität angerichtet haben, zu begrenzen“, hieß es am Donnerstag im Urteil. Die 2. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts schickte den pädophilen Pädagogen wegen Kindesmissbrauchs in 38 Fällen für vier Jahre in Haft. Es ist ein mildes Urteil: Sein umfassendes Geständnis sei „massiv berücksichtigt“ worden. Sonst, so Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen, wären es fraglos „einige Jahre mehr geworden“.

Fast fünf Jahre lang war der Angeklagte mit seiner verqueren Sexualität unterwegs gewesen und hatte in der Zeit fünf minderjährige Jungen geschädigt: Bereits 2014 hatte der hochintelligente Student der Mathematik und des Erziehungswesens als Kinderbetreuer in einem Feriencamp Kontakt zu einem Zehnjährigen aufgenommen und anschließend zweieinhalb Jahre eine – wie er meinte – „Liebesbeziehung“ gehabt. Den Eltern des Jungen, denen die ungleiche Freundschaft seltsam vorkam, erzählte er, dass er nie eine richtiges Zuhause gehabt habe und deswegen über „Familienanschluss“ froh sei. Später konnten die Eltern ihre eigene Blauäugigkeit nicht fassen. Schmitz-Justen: „Sie machen sich bittere Vorwürfe, dass sie ihren Sohn nicht vor den massiven Übergriffen geschützt haben.“

Mit dem 14. Lebensjahr des Schülers kam es zum Abbruch der pädophilen Beziehung. Und der Angeklagte – mittlerweile Beamter auf Probe an einer Gesamtschule – ging meist nachts erneut auf Suche nach potentiellen Opfern: Die fand er über Online-Videospiele (unter anderem „World of Tanks“) im Chat: Nach ersten harmlosen Kontakten mit den Kindern, forderte er die Minderjährigen auf, detaillierte Nacktfotos von sich zu machen und sie ihm zu schicken; die speicherte er auf seinem Computer. Die vier Schüler waren zur Tatzeit neun, zwölf und 13 Jahre alt. Das aber sei nur die Spitze eines Eisbergs, so Schmitz-Justen, denn die Telefonlisten und Tagebücher, die bei einer Hausdurchsuchung gefunden wurden, sprächen für einen bei weitem größeren Kreis.

Missbrauch flog im August 2020 auf

Nachdem der Missbrauch durch die Mutter eines der Jungen im August 2020 aufflog, kam es noch zu einem „unschönen Nachspiel“: Der erwischte Lehrer rief die Kinder an, machte Druck und forderte sie auf, die Chats zu löschen, da er sonst ins Gefängnis käme. Daraufhin flog er von der Schule, kam sogar in Untersuchungshaft; aus dem Beamtenverhältnis wurde er bereits entlassen.

„Sie stehen vor den Trümmern Ihres bisherigen Lebens“, so Schmitz-Justen am Ende des Urteils. Als der Angeklagte wehleidig nickte, legte der Richter nach: „Das aber sind Sie allein selber schuld.“ Er wurde noch deutlicher – und warnte den Angeklagten: „So wie Sie da heute sitzen, sind Sie ein gefährlicher Sexualstraftäter, der noch nicht mal weiß, wie gefährlich er ist.“ Auch dazu nickte der einstige Lehrer. „Wenn Sie in den nächsten Jahren nicht an sich arbeiten, kommt es noch viel schlimmer.“

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