Welttag des Buches Literaturfreunde erzählen von der Faszination des Lesens

RHEIN-SIEG-KREIS · Was mit einer Papyrusrolle im dritten Jahrtausend vor Christus begann und nach der Erfindung des Buchdrucks um 1450 durch Johannes Gutenberg zu einer wahren Erfolgsgeschichte wurde, ist auch in der heutigen digital geprägten Zeit aus dem Alltag nicht wegzudenken, ein ständiger Begleiter unseres Lebens: das Buch.

 Spannung garantiert: Harald Hoock in der Buchhandlung Kayser mit einem Werk seines Lieblingsautors Stieg Larsson.

Spannung garantiert: Harald Hoock in der Buchhandlung Kayser mit einem Werk seines Lieblingsautors Stieg Larsson.

Foto: Sebastian Fink

Am heutigen Welttag des Buches steht das gebundene Schriftwerk im Mittelpunkt, Buchhändler und Bibliothekare regen mit verschiedenen Aktionen zum Lesen an. Doch was ist die Faszination des Buches, was verleitet die Menschen zum Lesen eines Romans oder eines Krimis?

"Ich denke, dass der Leser sich selbst in der Geschichte sucht, sich mit dem Protagonisten identifizieren möchte und sich durch das Lesen auch selber ein Stück weit näher kommen kann", sagt Ingeri Gay. Sie ist Buchhändlerin in der Bornheimer Bücherstube, ihr liebstes Buch ist "Knapp am Herzen vorbei" von J. R. Moehringer. Es ist die Geschichte des Bankräubers Willie Sutton. "Die Geschichte ist ganz menschlich und warmherzig geschrieben und hat mich richtig mitgenommen", sagt sie.

Viele Menschen lesen aber nicht einfach nur ein Buch, sie analysieren, fassen zusammen und benoten die Geschichte. "Ich mache mir über jedes Buch Notizen, um mich auch später erinnern zu können", sagt Harald Hoock. Auch bewertet er die gelesenen Werke, bei einer positiven Bewertung empfiehlt er die Bücher stets Bekannten weiter. In der Rheinbacher Buchhandlung Kayser hat Hoock gerade ein Geburtstagsgeschenk für Freunde besorgt.

Bücher führen noch immer die Geschenkehitlisten an. "Ein E-Book lässt sich halt nicht so gut verschenken", sagt Nicole Jünger, Inhaberin des Buchladens am Neuen Markt in Meckenheim. Am heutigen Welttag des Buches (siehe Kasten) beteiligt sich ihre Buchhandlung an der Aktion "Lesefreunde" , für Kinder werden im Zuge der Aktion "Ich schenk dir eine Geschichte" spannende Abenteuer verschenkt, außerdem gibt es eine Schnitzeljagd. Jüngers liebstes Buch liegt gleich neben ihrem Arbeitsplatz: Der Briefwechsel zwischen dem Autoren Thomas Bernhard und dem Verleger Siegfried Unseld.

"Bernhard ist ein faszinierender Mensch, eine Zicke. Die Diskussionen zwischen beiden sind spannender als jeder Krimi", schwärmt sie. Der Renner bei den Kinderbüchern sei derzeit "Der kleine Drache Kokosnuss". "Den bestelle ich jede Woche aufs Neue nach."

Doch auch abseits von spannenden oder lustigen Geschichten ist das Buch weiterhin gefragt. Heidi Blome war zusammen mit ihren Enkelinnen Isabella (14) und Antonia (11) auf der Suche nach einem Album zur anstehenden Konfirmation und fand dies im Kinderbuchladen in Meckenheim. "Es ist schön, dass es zu einem besonderen Anlass auch ein solches Buch gibt", sagt Blome. Ihre Enkeltöchter seien richtige Leseratten. Isabella liest gern Abenteuer, und wie ihre Schwester hat sie ein Faible für Fantasygeschichten. Antonia ist Fan der "Warrior Cats"-Reihe.

Traute Schneider, Mitarbeiterin der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus Alfter, hat dagegen viele Lieblingsbücher. "Gertrude und Claudius" von Updike, die Geschichten von Bernhard Schlink oder auch "Nachtauge" von Titus Müller seien da zu nennen. "Mein liebstes Buch ist aber immer das, was ich gerade lese", sagt Schneider. Und dies sei im Moment "Madame Hemingway" von Paula McLain. "Sonst wird ja immer nur über Hemingway gesprochen, dieses Mal steht eine seiner Frauen im Mittelpunkt."

Mit den Besuchern der Bücherei spricht sie regelmäßig über die ausgeliehenen Werke und fragt nach ihrer Meinung. "Wir geben gleichzeitig Tipps für das nächste Buch, können aber nicht alles selbst gelesen haben", sagt Schneider. Sie liebe vor allem die Lyrik, die komme häufig zu kurz. Schneider ist auch Mitglied in einem kleinen Literaturkreis. "Wir lesen zwar alle das gleiche Buch, aber jeder hebt einen anderen Schwerpunkt heraus, erlebt die Geschichte ganz individuell." Auch dies macht die Faszination am Lesen aus; das Buch ist nicht nur ihr ein treuer Lebensbegleiter.

Der Welttag des Buches

Der Welttag des Buches am 23. April ist ein von der Unesco 1995 ins Leben gerufener Feiertag für das Lesen, das Buch und das Urheberrecht der Autoren. In Deutschland organisieren die Stiftung Lesen und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Schüleraktion "Ich schenk dir eine Geschichte" sowie die Aktion "Lesefreunde", bei der Bücher verschenkt werden können. In diesem Jahr registrierten sich 54.000 Lesefreunde, 20.000 konnten letztlich teilnehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort