Mallorca-Urlauber kehren nach Köln/Bonn zurück „Wie kannst du da nur hinfliegen?“

Köln/Bonn · Dass der Oster-Urlaub auf Mallorca möglich war, sorgte für öffentliche Aufregung und bei vielen Daheimgebliebenen auch für Unmut. Hier berichten Mallorca-Urlauber von ihrem Urlaub und welche Corona-Regeln auf den Balearen gelten.

 Die ersten Mallorca-Reisenden sind bereits zurückgekehrt. Für viel Betrieb am Flughafen sorgen sie allerdings nicht.

Die ersten Mallorca-Reisenden sind bereits zurückgekehrt. Für viel Betrieb am Flughafen sorgen sie allerdings nicht.

Foto: Stefan János Wágner

Am Flughafen Köln/Bonn steht Dominika Hoffmann mit ihrem Gepäck, gerade von Mallorca zurückgekehrt. Sie ist gut gelaunt. „Wir hatten einen sehr schönen Urlaub“, sagt sie. Auf der Baleareninsel sei es nicht voll gewesen, berichtet die Urlauberin, und dass in Spanien die Auflagen strenger als in Deutschland gewesen seien. „Wir waren auf Mallorca, weil meine Tochter Asthma hat und die Meeresluft ihr ungemein hilft“, begründet Hoffmann die Reise. Die Meeresluft genießt die Familie in normalen Jahren an Ostern in Holland, die Reise dorthin war den Hoffmanns aber in diesem Jahr versperrt, ebenso wie ein Aufenthalt an einer deutschen Küste.

 Dominika Hoffmann aus Puhlheim begründet ihre Reise mit einer Atemwegserkrankung der Tochter. Die Nordseeküsten blieben ihnen verwehrt.

Dominika Hoffmann aus Puhlheim begründet ihre Reise mit einer Atemwegserkrankung der Tochter. Die Nordseeküsten blieben ihnen verwehrt.

Foto: Stefan János Wágner

Das sei im Bekanntenkreis nicht bei allen auf Verständnis gestoßen, erzählt die Rückkehrerin. „Eine Bekannte hat mir ins Gewissen geredet: Wie kannst du da nur hinfliegen? Das ist nicht dein Ernst“, gibt sie das Gespräch wieder. Gefahren ist sie trotzdem. Selbst den Flug beschreibt sie als unproblematisch. „Der Flieger war weniger als halb voll.“ Und auch vor Ort sei es sehr ruhig gewesen. Selbst ein Kirchenbesuch an Karfreitag war möglich. Alles sei gut und coronakonform organisiert gewesen.

Vorher nicht von der Reise erzählt

„Das Wetter war super mega“, berichten eine weitere Rückkehrerin und ihr Mann von ihrem Urlaub. Wie viele andere, die an diesem Tag am Flughafen Köln/Bonn aus einem Flugzeug steigen, das auf Mallorca gestartet ist, will sie nur ungern mit ihrem Urlaub an die Öffentlichkeit. „Wir haben das vorher im Bekanntenkreis auch nicht breitgetreten“, sagen Julia und Stefan, die eine Finca im Inneren der Insel gebucht hatten. Dort sei es menschenleer gewesen, erzählen sie. Auch den beiden blieb nichts anderes als die Flugreise: „Wir wären auch hier in eine Ferienwohnung gegangen, wenn man gedurft hätte.“

 Reiserückkehrer Holger aus Köln berichtet von drastischen Auflagen für Inselgäste: Ausgangssperre, Abendessen bis 17 Uhr.

Reiserückkehrer Holger aus Köln berichtet von drastischen Auflagen für Inselgäste: Ausgangssperre, Abendessen bis 17 Uhr.

Foto: Stefan János Wágner

Christiane und Holger nutzten die Möglichkeit nach Mallorca zu fliegen für einen Kurztrip. Gerade mal 48 Stunden verbrachten sie dort. „Wir durften unsere Verwandten in Mecklenburg nicht besuchen“, nennen sie als Begründung. Die Regeln in Palma seien heftig, berichten sie. Ab 22 Uhr gilt dort eine Ausgangssperre. Das Abendessen müsse im Hotel bis 17 Uhr eingenommen werden. Dennoch sind sie froh, die Reise gemacht zu haben.

Die Kölnerin Alexandra hatte sich mit zwei Freundinnen ebenfalls auf einer Finca eingemietet. „Das war ein Urlaub abseits von allem und allen.“ Den Aufenthalt auf der Insel nutzten sie vor allem zum Radfahren und Wandern. So seien sie auf der Insel annähernd keiner Menschenseele begegnet, erzählen die drei. Auch sie wollten ursprünglich in Deutschland bleiben, ihr Reiseziel war Travemünde. Doch das war ihnen verwehrt. Im Vorbeigehen fasst ein weiterer Reiserückkehrer seine Ansicht zum Ansteckungsrisiko zusammen: „Die Wahrscheinlichkeit, sich hier in einem Supermarkt anzustecken, ist höher.“

 Rückkehr aus Mallorca. Kaum ein Fluggast in bereit, Fragen zu beantworten.

Rückkehr aus Mallorca. Kaum ein Fluggast in bereit, Fragen zu beantworten.

Foto: Stefan János Wágner

Flug wird nicht als Risiko gesehen

Einer, der von der Reisefreiheit profitiert, ist Taxifahrer Kya. Lange wartet er in der Schlange, bis sein Taxi am wenig belebten Flughafen vorne in der Reihe steht und ein Mallorca-Heimkehrer einsteigen will. Er will die Reisenden nicht verurteilen: „Ich kann das nicht bewerten. Es sind Ferien. Die Menschen suchen Abstand, sie wollen sich erholen.“ Angst, sich bei einem der Urlauber anzustecken, hat er nicht. Das könne überall passieren, meint er.

Den Flug sah keiner der Reiserückkehrer als besonderes Risiko. „Alle sind getestet, da kann nichts passieren“, meint eine Frau. Alle Flugreisenden wurden sowohl vor dem Hin- als auch vor dem Rückflug getestet. Die Corona-Ampel stand auf den Balearen an Ostern auf grün. Die Sieben-Tage-Inzidenzwerte lagen deutlich unter den hiesigen. Nur an einem Punkt der Reise war es eng, geben die Urlauber an: „Die einzige räumliche Enge mit vielen Menschen war in Palma im Krankenhaus beim Testen.“

Neben den Urlaubern selbst haben aber auch die Daheimgebliebenen eine Meinung zu den Mallorca-Reisen. „Die Ungerechtigkeit ist präsent. Man kann das schlecht nachvollziehen“, sagt Uwe Kallweit aus Niederkassel. Dennoch zeigt er Verständnis: „Man darf es keinem verübeln, der die Möglichkeiten nutzt, die der Staat einräumt. Gerechtigkeit herzustellen ist schwierig.“ Die Siegburgerin Anna Maliszewski hält dagegen: „Das ist doch nicht richtig. Ich bin dagegen. Ich finde es unverschämt. Unsere Hoteliers wissen nicht, wie sie überleben sollen. Man kann sich auch hier erholen.“ Lorenz Verdcheval aus Lohmar: „Ich habe Verständnis für die Leute, dass die das machen wollen. Aber es ist auf keinen Fall korrekt. Es hat auch nicht jeder das nötige Kleingeld.“

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