Kostenloses Angebot Mehr Artenvielfalt in Niederkassel dank Pfaffenhütchen
Niederkassel · Der Verein „Pfaffenhütchen“ aus Niederkassel stellt heimische Gewächse zur Verfügung. Denn Thujen oder Scheinzypressen schmecken den Insekten nicht.
Das Pfaffenhütchen ist mit seinen rosafarbenen Früchten und dem orangefarbigen Samen nicht nur hübsch, es ist vor allem auch lecker. Nicht für den Menschen, aber für Vögel. Deshalb heißt das Pfaffenhütchen auch Rotkehlchenbrot. Der nach dem Strauch benannte Niederkasseler Verein hat das Ziel, mehr heimische Pflanzen in die Gärten zu bringen.
Denn der Rückgang der Vogel- und Insektenpopulation ist weltweit dramatisch, sagt Dankwart Kreikebaum, der 1. Vorsitzende des Vereins. Dies habe mehrere Gründe: die Versiegelung des Bodens, Monokulturen, Pestizide und nicht zuletzt die Gestaltung der privaten Gärten und Vorgärten. So ist die Biomasse aller fliegenden Insekten laut einer Studie in den vergangenen 27 Jahren um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Deshalb wollen Kreikebaum und sein Verein einen Anstoß geben und Hilfestellung dazu leisten, den eigenen Garten der Natur wieder zurückzugeben.
Mehr Nahrung für Insekten und Vögel
Der 79-Jährige steht dem Verein „Pfaffenhütchen“, der sich aus der Ökogruppe der evangelischen Kirche Niederkassel entwickelt hat, von Beginn an vor. Zunächst war er als Pfarrer die treibende Kraft, bis er im Jahr 2005 in Rente ging. Bis dahin waren schon rund 19 000 Bäume gepflanzt worden.
Seit 2006, dem Jahr der Gründung, hat der Verein mehr als 6400 Bäume und Sträucher im Stadtgebiet Niederkassel gesetzt. Besonders stolz ist man auf die Ersatzpflanzungen für das Mondorfer Industriegebiet, die der Verein „Am Knippchen“ in Mondorf auf Wunsch des damaligen Stadtdirektors Franz Haverkamp getätigt hatte.
Jetzt nehme man sich die privaten Gärten vor. Wichtig sei, zu wissen, dass dort, wo man auf das natürliche Wachstum der heimischen Pflanzenwelt achtet, Räume geschaffen werden, in denen sich Insekten und Vögel einfinden. „Wenn wir darauf achten, unsere Gärten so zu gestalten, dass unsere einheimischen Insekten Nahrung finden, haben dadurch auch unsere Singvögel ihrerseits etwas zum Fressen“, weiß der Naturfreund.
Verein bezahlt heimische Sträucher
4500 Flyer wurden von den 55 Mitgliedern des Vereins zuletzt in Briefkästen über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Erste Erfolge sind schon erkennbar. „Einige Menschen in Niederkassel fangen bereits an, ihre Thujen, Kirschlorbeeren und Scheinzypressen, die für die allermeisten Insekten als Nahrungsquellen wertlos sind, auszugraben“, erzählt Kreikebaum begeistert.
Das Besondere an der Aktion: Der Verein bezahlt die Neupflanzungen heimischer Sträucher und Bäume in den privaten Gärten aus seinen Rücklagen. „Die sind noch aus meiner Dienstzeit vorhanden, wir gehen sparsam mit unserem Geld um“, erklärt der ehemalige Pfarrer, der Bürgermeister Stephan Vehreschild als Schirmherrn gewinnen konnte. So war dann auch der Druck der Flyer gesichert, den die Stadt übernimmt.
„Das Wichtigste“, sagt Kreikebaum, „ist für mich der Gedanke, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Man hat nicht das Gefühl der Ohnmacht. Wenn es jetzt viele Einzelne gibt, die etwas tun, dann verändert sich etwas.“ Letztlich müssten auch politische Veränderungen und Entscheidungen her, damit notwendige Maßstäbe gesetzt würden. „Die Ansicht vieler Vorgärten ist grauenhaft.“ Mehr bunte Pfaffenhütchen würden ihn, Insekten und Vögel freuen.