Gastronomie im Rhein-Sieg-Kreis Biergärten hatten bei der Flutkatastrophe Glück im Unglück

Rhein-Sieg-Kreis. · Die meisten Lokale an der Sieg sind vom Hochwasser verschont geblieben. Diejenigen, die von den Überschwemmungen betroffen waren, haben bereits fleißig aufgeräumt und wollen wieder öffnen. Viele haben jetzt kreative Konzepte für ihre Gasthäuser.

 Das Gasthaus „Sieglinde“ hatte Glück und blieb vom Hochwasser verschont.

Das Gasthaus „Sieglinde“ hatte Glück und blieb vom Hochwasser verschont.

Foto: Axel Vogel

Ob nach einer sonnigen Kanufahrt mit Freunden, ein leckeres Feierabendbier oder die Einkehr nach einer langen Wanderung: einladende Gründe gibt es viele für einen entspannenden Besuch im Biergarten. Allerdings beschäftigte viele Wirte an der Sieg in den vergangenen Wochen keine Hitzewelle, sondern das Hochwasser.

Wie berichtet, hat es den Biergarten Zur Siegfähre in Troisdorf-Bergheim besonders hart getroffen. Die Betreiber sind derzeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und planen, ihren Biergarten am Freitag wieder zu öffnen. „Wir sind dabei, alles wieder klar Schiff zu machen. Dank unserem unfassbar tollen Team steht es nun fest, dass wir ab Freitag 12 Uhr wieder unseren Biergarten für euch öffnen werden“, heißt es auf der Facebook-Seite des Restaurants.

Die Siegfähre ist nicht nur bei Einheimischen beliebt, sie ist auch über die Grenzen des Rhein-Sieg-Kreises hinaus bekannt. „Meistens stehen wir wegen Hochwasser in der Zeitung, aber wenn die schönsten Biergärten gekürt werden, sind wir auch immer mit dabei“, erzählt Alina Atscheid, Tochter des Pächters. Die 400 Sitzplätze des Biergartens laden Fährgäste, Wanderer, Radfahrer, Dörfler sowie weit Angereiste zum Verweilen ein. „Wir hatten sogar schon Leute aus Australien, die uns einen Zeitungsartikel gezeigt haben, durch den sie auf uns aufmerksam geworden sind“, freut sich Atscheid.

Alexander Adscheid, Inhaber der Gaststätte „Zur Siegfähre“, hat mit seinem Team viel Aufräumarbeit geleistet und öffnet Freitag wieder.

Alexander Adscheid, Inhaber der Gaststätte „Zur Siegfähre“, hat mit seinem Team viel Aufräumarbeit geleistet und öffnet Freitag wieder.

Foto: Dieter Hombach

Das „Wirtshaus zur Sieg“ ist historisch noch als Bootshaus des Siegburger Turnvereins bekannt. Als Gäste kämen laut Pächter Kosta Zervas aber nicht nur Vereinsmitglieder, sondern vor allem Stammgäste und Einheimische, die sich auf einem der 300 Plätze des Biergartens bewirten ließen. Leider habe das Hochwasser Stromleitungen und Mobiliar zerstört, weswegen der Biergarten diese Saison wohl nicht mehr öffnen wird. „Nach der coronabedingten Schließung haben wir keine Kohle mehr, um diese Saison alles neu aufzubauen“, betrauert der Pächter. Weiterhin laden aber draußen Terrasse mit Siegblick und das Lokal zu authentisch deutsch-griechischer Küche zum Entspannen ein.

Steaks am Fluss im Biergarten des Southern Nebraska in Hennef

Amerikanische Steaks bietet der Biergarten des Grillhauses Southern Nebraska in Hennef. „Die besondere Aufzucht und der typische Fettrand verleiht unseren Steaks einen besonderen Geschmack“, verspricht Driton Sejdiu. Im Rhein-Sieg-Kreis sei er der einzige, der Nebraska-Steaks anböte. „Zumindest kenne ich keinen anderen.“ Geschützt durch den Campingplatz habe man zum Glück keine nennenswerten Hochwasserprobleme, meint Sejdiu. 250 Plätze draußen sorgten vor allem bei Stammgästen aus einem Umfeld von rund 50 Kilometern für Urlaubsflair. „Mit einem Ausblick auf den Fluss mitten in der Natur sollen sich unsere Gäste wie in Nebraska fühlen“, erzählte Sejdiu.

Zwischen großen Kastanienbäumen direkt unter einer stattlichen Linde an der Sieg liegt der Biergarten des Gasthauses Sieglinde. „Als die Linde noch im Kindergartenalter war, stand sie bei uns auf der Terrasse“, erzählt Betreiber Markus Rohloff. „Vor etlichen Jahren haben wir sie dann umgesiedelt und nun misst sie bestimmt 20 Meter.“ So sei das Gasthaus dann zu seinem Namen gekommen. Die Terrasse und der Biergarten bieten 200 Sitzplätze für Gäste. Einige kämen extra mit dem Auto angefahren, andere seien Wanderer und insbesondere Radfahrer nutzten die Gelegenheit, bei einem Siegtaler Landbier zu verweilen. Das Gelände der Sieglinde ist nicht durch eine Promenade vom Fluss getrennt, was die Möglichkeit bietet, das Getränk direkt am Wasser zu genießen. Allerdings birgt auch diese Lage die Gefahr von Hochwasser: „Erstaunlicherweise hatten wir diesen Sommer aber noch keine Probleme und sind verschont geblieben“, sagt der Betreiber. Die Sieg weise zwar einen für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Pegel auf, aber sie hätten nach dem vergangenen Wochenende Glück gehabt und trockene Füße behalten.

Erholung für Kanuten bietet der Eitorfer Biergarten

Ein wahres Sportparadies bietet das rund 600.000 Quadratkilometer große Areal rund um den Eitorfer Biergarten. Der Biergarten selbst umfasse natürlich eine nicht ganz so große Fläche, profitiere aber von der Einbettung in die Umgebung, so Betreiber Elias Assimakis. Unmittelbar an der Eitorfer Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle gelegen bietet der Biergarten 170 Sitzplätze. Auch ein Kinderspielplatz und ein Freizeitbad befinden sich in der Nähe, sodass Assimakis warme Küche Familien mit Currywurst und Schnitzeln versorgen kann. Durch die Lage direkt am Natursteig Sieg und dem Radweg begrüße er vor allem Wanderer, Radfahrer und Sportler in seinem Gasthaus.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Industriehalle direkt am Siegwasserfall betreibt seit 15 Jahren Zimmermeister Stefan Steinhausen Elmore’s Biergarten in Windeck-Schladern. Vor rund 140 Jahren habe dort die englische Familie Elmore eine kupferverarbeitende Firma gegründet, die 1950 an Kabelmetall verkauft und zur Gastronomie umgebaut wurde. Den Namen von der englischen Familie habe man für das Lokal übernommen, sagt Steinhausen. Den Biergarten präge ein besonderer Charme aus der Architektur der Gründerzeit in Verbindung mit einem Naturidyll: „Wir bilden eine Symbiose zwischen alter Industriekultur und der Natur drumherum“, sagt Steinhausen. Events wie Kleinkunstabende und Kleinkonzerte unterstreichen ein weiteres Merkmal, das dem Inhaber am Herzen liegt: „Wir legen hier viel Wert auf Kunst und auf Menschlichkeit“.

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