Verkehrswende im Rhein-Sieg-Kreis Bund will nicht für Siegtalradweg zahlen

Rhein-Sieg-Kreis · Um den Radweg entlang der Sieg zu erhalten, hatte sich der Rhein-Sieg-Kreis um Fördermittel des Bundes bemüht – und jetzt eine Absage erhalten. Nun setzt er auf andere Fördertöpfe.

 Die Wege entlang der Sieg waren als Unterhaltungswege angelegt worden und verlaufen durch das Naturschutzgebiet der Siegaue.

Die Wege entlang der Sieg waren als Unterhaltungswege angelegt worden und verlaufen durch das Naturschutzgebiet der Siegaue.

Foto: Thomas Heinemann

Die Verkehrswende muss noch ein wenig warten – jedenfalls auf der Siegtalschiene. Der beliebte Siegtalradweg befindet sich nämlich streckenweise in keinem guten Zustand. Um ihn aufzuwerten, hatte sich der Rhein-Sieg-Kreis zusammen mit den Kommunen Windeck, Eitorf und Sankt Augustin um Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Radnetz Deutschland“ beworben. „Leider wurde dieses Gemeinschaftsprojekt bei der Vergabe nicht berücksichtigt, der Rhein-Sieg-Kreis erhielt eine Förderabsage“, teilte der Kreis am Donnerstag mit.

Bei Untersuchungen war festgestellt worden, dass der Unterbau der Wege häufig nicht den modernen Anforderungen entspricht. Diese Wege wurden zumeist in den 1970er- und 1980er-Jahren ursprünglich für die Siegunterhaltung angelegt. So sind Abschnitte mit Wurzelaufbrüchen nicht nur unangenehm für Fahrradfahrende – sie können sogar gefährlich sein und zu Unfällen führen.

Da der Radverkehr sowohl im Alltag als auch in der Freizeit zunimmt und die Sicherheit verbessert werden soll, ist eine Sanierung zahlreicher Abschnitte des bestehenden Siegtalradweges erforderlich. Zudem ist eine Hangsanierung unterhalb der Kreisstraße 19 zwischen Windeck-Schladern und Dreisel notwendig, damit die derzeitige Umleitung wieder aufgehoben werden kann. Deshalb hatte man sich um eine Förderung beworben.

Stark nachgefragt

„Aufgrund der attraktiven Förderbedingungen wurde das Programm sehr stark nachgefragt“, sagt André Berbuir, Fachbereichsleiter Verkehr und Mobilität beim Rhein-Sieg-Kreis. „220 Anträgen mit einem Gesamtvolumen von 159 Millionen Euro stand lediglich ein Budget von 45 Millionen Euro gegenüber.“

Ingo Steiner, Vorsitzender der Grünen-Kreistagsfraktion und des Planungs- und Verkehrsausschusses, ist zuversichtlich, dass andere Fördermöglichkeiten zum Erfolg führen können. „Das ganze Thema war ja aufgekommen, weil die Bezirksregierung diesen Unterhaltungsweg loswerden wollte. Die Gemeinde Windeck wäre alleine nicht finanziell in der Lage gewesen, die Sanierung zu stemmen.“ So sei es zu einem Kompromiss zwischen der Kölner Behörde, dem Kreis sowie den drei Kommunen gekommen. „Voraussetzung für die Übernahme des Weges war für uns, dass sich das Land an der Finanzierung beteiligt. Es gibt genug Fördertöpfe, die das ermöglichten. Ich werde Kontakt zur Bezirksregierung aufnehmen, um Möglichkeiten der Förderung auszuloten“, sagte Steiner.

BUND hat Bedenken

Auch Landrat Sebastian Schuster bedauert die Absage, zeigt sich aber zugleich optimistisch: „Mehr Radverkehr ist eine zentrale Maßnahme für den Klimaschutz. Für einen sicheren und attraktiven Radverkehr ist aber eine gute Infrastruktur unabdingbar.“ Der Kreis werde zusammen mit der Bezirksregierung und den Kommunen „umgehend“ alternative Förderwege nutzen und die Sanierung angehen.

Eine Ursache für die Absage könnte aus Sicht des BUND gewesen sein, dass dem Bauvorhaben ohne FFH-Prüfung eine Umsetzungsoption fehlte. „Bislang hat die Kreisverwaltung es versäumt, den Siegtalradweg rechtlich zu legitimieren“, meint Achim Baumgartner, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg. Eine förmliche Widmung des Siegunterhaltungsweges als Radweg bestehe aktuell nicht. Die Radnutzung sei daher lediglich geduldet. „Eine weitere Duldung ist für die laufende Radnutzung zunächst ein guter Kompromiss, da eine Genehmigung für eine einfache Umwidmung der Bestandswege nicht rechtskonform möglich erscheint.“ Der BUND rufe nun dazu auf, die „Chance zusätzlich gewonnener Zeit für die Siegaue zu nutzen und mittelfristig eine tragfähige Wegeplanung aufzubauen, die gemäß den gesetzlichen Aufgaben auch und gerade die Naturschutzziele voranbringt“, sagte Baumgartner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort