Ausbrüche in Altenheim und Fleischindustrie Ruppichteroth ist wieder Corona-Hotspot im Rhein-Sieg-Kreis

Ruppichteroth · Die Gemeinde Ruppichteroth hat einen Inzidenzwert von 230. Landrat Sebastian Schuster stellt in Frage, ob Kitas und Schulen öffnen dürfen. Das NRW-Gesundheitsministerium widerspricht.

 Nachweis des Coronavirus: In Ruppichteroth gibt es viele positive Fälle.

Nachweis des Coronavirus: In Ruppichteroth gibt es viele positive Fälle.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Die Gemeinde Ruppichteroth ist wieder Hotspot im Rhein-Sieg-Kreis. Um die aktuellen Coronaausbrüche einzudämmen, haben Bürgermeister Mario Loskill und Landrat Sebastian Schuster am Freitag vorgeschlagen, Schulen und Kitas ab Montag zu schließen. „Leider“, so Loskill, scheitert das am Einspruch des NRW-Gesundheitsministeriums. „Wir haben in Ruppichteroth eine inoffizielle Inzidenz von 230. Vor diesem Hintergrund halte ich es nicht für zielführend, ab Montag weiter Präsenzunterricht zu machen“, sagte Schuster mittags in der Kreis-Pressekonferenz. Gegen 15 Uhr erhielt Loskill dann die Nachricht, dass das Ministerium die Maßnahme nicht befürworte. „Wir dürfen die Schließungen nicht umsetzen und sollen die Situation weiter sorgsam beobachten“, sagte Loskill auf GA-Anfrage.

Schuster hatte sich auf die Corona-Schutzverordnung des Landes berufen, wonach örtliche Behörden befugt sind, im Einzelfall zusätzliche Schutzmaßnahmen anzuordnen. Um Hotspots zu erkenne, wird im Kreishaus intern auch der Inzidenzwert für einzelne Kommunen erhoben. Den amtlichen Wert erfasst das Landeszentrum Gesundheit NRW für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Er liegt aktuell bei 59,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche.

Wie Schuster mit Verweis auf das Informationsbedürfnis der Bevölkerung berichtete, sind im Pflegeheim Haus Tusculum in Ruppichteroth insgesamt 29 Personen mit dem Coronavirus infiziert, davon 16 Bewohnerinnen und Bewohner. Außerdem gibt es einen Ausbruch mit 24 Infizierten in der Belegschaft von Willms Fleisch. Laut Ralf Thomas, Leiter der Fachstelle Covid, habe das Unternehmen schnell reagiert, der Betrieb könne weiterlaufen. Der Kreis hat die hygienischen Bedingungen bereits überprüft, es gab laut Thomas „wenig auszusetzen“.

Im Mai und Juni 2020 wurden bei der Firma Willms Massentests durchgeführt, die das Land NRW nach Corona-Ausbrüchen in der Fleischindustrie angeordnet hatte. Beim ersten Test waren alle 730 Mitarbeiter negativ, beim zweiten Test alle 692 Getesteten.

Die Gemeinde Ruppichteroth war bereits Ende Oktober 2020 ein Hotspot mit dem höchsten Corona-Inzidenzwert unter den 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis. Damals gab es in Ruppichteroth 23 Infizierte bei 10 878 Einwohnern. Auslöser waren laut Bürgermeister Mario Loskill private Feiern im Ortsteil Winterscheid.

Aktuell gibt es in Ruppichteroth 41 Corona-Fälle. Loskill hat sich bereits in einem Brief an die Sportvereine gewandt und gebeten, die seit 8. März möglichen Lockerungen im Amateursport nicht umzusetzen. „Aufgrund der aktuellen hohen Infektionszahlen in der Gemeinde Ruppichteroth, unter anderem durch verschiedene Ausbruchsgeschehen und durch die Erkenntnis, dass der mutierende Virus in unserer Kommune Einzug gehalten hat, empfehle ich herzlichst, die neuen Regelungen zum erweiterten Personenkreis, insbesondere für die Gruppen von höchstens 20 Kindern unter 14 Jahren, nicht umzusetzen“, so der Bürgermeister.

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