Serie: Was steckt eigentlich hinter Die Geschichte der Zwölf-Apostel-Buche in Lohmar

Lohmar · An der Zwölf-Apostel-Buche im Lohmarer Wald kreuzen sich alte Pilgerwege. Um die Entstehung der Buche ranken sich verschiedene Geschichten.

 Heinz Eimermacher vom Heimat- und Geschichtsverein Lohmar

Heinz Eimermacher vom Heimat- und Geschichtsverein Lohmar

Foto: Paul Kieras

Hans Heinz Eimermacher beugt sich herab und zeichnet mit seinem Finger den Buchstaben „H“ in den feuchten Waldboden: „Das war mein Symbol. So habe ich damals meinen Namen in die Buche geschnitzt, zusammen mit meinen Freunden.“ Schon seit er denken kann, kommt der 81-Jährige in den Lohmarer Wald und häufig an den Ort der „Zwölf-Apostel-Buche“, in deren Stamm er sich vor Jahren verewigt hat. Heute sprechen Einheimische auch gerne im Plural von der Rotbuche, da es sich mittlerweile um eine Gruppe von zwölf Bäumen handelt – doch das war nicht immer so. Und wer sich die dicht aneinander gepflanzten Bäume genauer ansieht, wird die Initialen von Eimermacher nicht finden.

Eimermacher kennt sich in dem Wald aus, bietet Exkursionen an und weiß über die Geschichte der „Zwölf-Apostel-Buche“ Bescheid. Laut Eimermacher wurde um1850 ein einzelner Baum gepflanzt, aus dessen Stamm angeblich zwölf Seitentriebe wuchsen. „Heute würde man sagen, es handelt sich um einen Fehlwuchs, und würde den Baum wahrscheinlich entfernen“, erklärt der 81-Jährige. Doch die kuriose Buche blieb stehen und wurde im Laufe der Zeit zum Erholungsort für Kirchengemeinden.

Die Wege, die sich an dem Baum kreuzen, sind alte Pilgerwege. Seit dem 16. Jahrhundert pilgern Gläubige von Köln und Porz über Altenrath, Lohmar und über Kaldauen nach Seligenthal zum heiligen Rochus. „Die Buche war die Raststätte der Pilger. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Form und ihrer Lage hat sie dazu animiert, eine Pause einzulegen“, so Eimermacher. Der Standort, eine Gabelung des Talwegs an einem der 34 Weiher des Lohmarer Waldes, und eine dort aufgestellte Bank machte den Ort attraktiv für Pilger und Wanderer.

Holzkreuz vor dem Baum

Heute noch organisiert die Sankt Servatius Kirche Siegburg Wortgottesdienste mit anschließendem Grillfest an diesem Platz. Jedes Jahr am „Tag der Schöpfung“, einem Samstag im September, wandern Familien von der Kirche aus über verschiedene Stationen in den Wald zwischen Lohmar und Siegburg. „Die Stelle bietet sich sehr gut an, einfach, weil dort viel Platz ist und man ausreichend Bänke aufstellen kann. Und dort steht natürlich das Kreuz“, erklärt Pastoralreferentin Annette Blazek.

Die Kirchengemeinden stellten schon vor einigen Jahren ein Holzkreuz vor dem Baum auf, um die religiöse Bedeutung des Ortes zu betonen. Als Karl-Josef Schneider und seine Ehefrau Margret Schneider das Kreuz bei einem ihrer vielen Spaziergänge durch den Wald entdeckten, entschlossen sie sich, es durch ein anderes Wegekreuz zu ersetzen. „Das Holzkreuz war uns zu primitiv, zu simpel. Ich fand es besser, ein Kreuz aus Stein aufzustellen, denn das könnte auch in 100 Jahren noch dort stehen“, so der 82-jährige Steinmetz aus Siegburg.

Obwohl er schon pensioniert war, hat Schneider 1998 gemeinsam mit seiner Ehefrau ein Kreuz entworfen und es an der Buche aufgestellt. „Es war ein besonderer Bezugspunkt für uns, da wir immer im Lohmarer Wald joggen oder wandern waren. Wir wollten Gott mit dem Kreuz für seine lebenslange Begleitung danken“, so Schneider. Doch eine bestimmte Weltanschauung oder eine religiöse Richtung sollte auf dem Kreuz nicht erkennbar sein.

Der Schriftzug lautet: „Unsere Wege haben viele Richtungen, aber nur ein Ziel.“ Die inhaltliche Aussage solle laut Schneiders möglichst offen sein und möglichst vielen Vorübergehenden einen gedanklichen Impuls geben. So soll auch das Labyrinth am unteren Rand des Kreuzes verdeutlichen, dass das Leben aller Menschen zum selben Ziel führt.

Naturdenkmal

Auch der Weg der „Zwölf-Apostel-Buche“ nahm in den 70er Jahren bei einem Blitzeinschlag und einem Sturm ein Ende. „Aber der Baum war schon längst ein Naturdenkmal und deshalb entschied man, zwölf neue Buchen an dieser Stelle zu pflanzen, um die Raststätte für Pilger zu erhalten“, erklärt Eimermacher.

Über die Namensherkunft der Bäume gibt es verschiedene Theorien. Eimermacher kennt eine Sage, die erzählt, wie um 1780 eine Pilgergruppe aus Köln in den Lohmarer Wald kam und sich dort verlief. Hungrig und durstig sollen die Gläubigen kurz vor der Verzweiflung gestanden haben, als Einheimische sie auffanden und ihnen halfen. „Als Dankeschön hat die Pilgergruppe zwölf Buchenzweige verpflanzt, aus denen dann die ungewöhnliche Buche entstand. Aber das ist den Naturgesetzen zufolge eigentlich gar nicht möglich“, so Eimermacher.

Eine etwas einfachere Theorie besagt, dass Einheimische durch die religiöse Bedeutung des Ortes von den zwölf aus einem Stamm wachsenden Buchen auf die ebenfalls zwölf Apostel geschlossen und die Buche danach benannt haben.

Dass die Buchengruppe etwas besonderes ist, zeigt sich auch an der Beschilderung: „Das ist das einzige Schild, das nicht aus dem Wald hinausweist“, erklärt Eimermacher, der die über 100 Hinweisschilder im Lohmarer Wald aufgestellt hat.

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