Weihnachtsbotschaften aus dem Rhein-Sieg-Kreis Die Herzen öffnen und das innere Kind zulassen
Rhein-Sieg-Kreis · Kreisdechant Hans Josef Lahr und Carsten Schleef, Assessor des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein, teilen ihre Gedanken zum Weihnachtsfest.
Weihnachten ist und bleibt das Fest der Hoffnung, auch oder gerade in Zeiten wie diesen. Das sagen Kreisdechant Hans Josef Lahr und Carsten Schleef, Assessor des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein in ihren Weihnachtsbotschaften, um die der GA sie gebeten hat.
■ Hans-Josef Lahr: … und da ist es wieder, das Weihnachtsfest! Von den Kindern lange ersehnt und für viele Erwachsene von uns einfach da. Das Fest der Familie, des gegenseitigen Besuchens und des Schenkens und für nicht wenige eine Zeit des Nachdenkens: Über uns selbst, über unsere Beziehungen, über die Lage in unserem Land und weltweit, unsere Ängste und vielleicht nicht zuletzt über die Situation der Kirche vor Ort und den Glauben. Fast möchte man in dieser Spannung sagen, ein Fest der Extreme.
Wie wir es auch empfinden mögen, wir sind in diesen Tagen sensibler für den anderen und für den göttlichen Funken, der in unserer Seele wohnt!
Ein Wort des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gibt hier zu denken: „Gott hat die Welt durch seine Menschwerdung nicht in ein irdisches Paradies umgezaubert, wie wir es uns wünschen würden. Aber er hat ein stilles Licht der Liebe und des Erbarmens in sie eingesenkt, das er nicht mehr erlöschen lässt. Dieses Licht überwältigt uns nicht, es zwingt uns nicht. Es ist eine Einladung an unsere Demut, an unsere Freiheit, an unsere Liebe. Für dieses Licht sollten wir an Weihnachten wieder neu unser Herz öffnen.“
Öffnen wir einfach nur unsere Herzen! Das ist mein schlichter Wunsch zum diesjährigen Weihnachtsfest. Damit kann es uns gelingen, auf die hilfesuchenden und auf die hoffnungslos gewordenen Menschen zuzugehen und somit ein Widerschein dieses Lichtes der Hoffnung zu sein, für die Menschen in unserem Land. Ihnen allen gesegnete Festtage und ein hoffnungsvolles Jahr 2022!
■ Carsten Schleef: Barmherzigkeit ist ein großes Wort über diesem Jahr gewesen. Die Jahreslosung brachte es auf den Punkt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Barmherzigkeit tut Not in unserer Welt. Gott zeigt uns seine Barmherzigkeit darin, dass er sich aus Liebe für uns klein gemacht hat. Als Kind in der Krippe. Das ist das tiefe Geheimnis von Weihnachten: Der große Gott ganz klein.
Manches war in diesem Jahr auch kleiner und weniger als sonst. Der direkte, unmittelbare Kontakt zu Menschen, zu Arbeitskolleginnen, zu Freunden. Die ausgelassenen Feste, die direkte Begegnung, Präsenz ohne Abstand, der drahtlose Austausch, die herzliche Umarmung, der lang ersehnte Urlaub, auch die festlichen Gottesdienste.
Für manchen war das eine Belastung, sogar eine Zumutung, für andere war es im Gegenteil eine Entlastung, sogar eine Befreiung: ein Balancieren zwischen Krisenmanagement und Transformation. Da hinein höre ich ein weises Wort aus der alten Kirche. „Nur was angenommen ist, kann erlöst werden.“
Gott hat das Menschsein angenommen. Und zwar nicht nur in dem Sinne, dass er es auf sich genommen hat. Sondern in dem viel tieferen Sinne, dass wir alle angenommen sein möchten. Vorbehaltlos bejaht und in den Arm genommen. Das hat Gott mit dem Menschsein gemacht. Er hat es umarmt! Und damit sind wir alle Angenommene, Umarmte, so wie wir sind.
Man kann es auch viel einfacher sagen. Als unsere Kinder noch klein waren, da gab es ein Lieblingsspiel „Ich spiele Pfarrer.“ Und einmal haben sie mitten im Spiel etwas Großartiges und Wunderbares gesagt: „Liebe Gemeinde. Alles ist gut. Jesus ist da. Tschüss und Amen.“
Wenn Gott es sich selber erlaubt, als Kind auf die Welt zu kommen, dann dürfte es doch auch für uns keinen Gesichtsverlust bedeuten, wenn wir zumindest an Weihnachten das Kind in uns zulassen. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! Alles ist gut. Jesus ist da. Amen und Tschüss.