Eisrettungs-Übungen in Bad Honnef DLRG warnt trotz Frost vor Gefahren auf zugefrorenen Seen

Rhein-Sieg-Kreis · DLRG-Retter aus Eitorf demonstrieren am Dachsberg in Aegidienberg, wie gefährlich zugefrorene Seen sind. Wenn das Eis knackt, sollte man sich hinlegen oder auf allen Vieren zurückkriechen, um das Gewicht besser zu verteilen.

Robbend schieben die DLRG-Retter ihren Kollegen in einer Schleichkorbtrage vom Eisloch weg.

Robbend schieben die DLRG-Retter ihren Kollegen in einer Schleichkorbtrage vom Eisloch weg.

Foto: Frank Homann

Die Oberfläche des Dachsbergsees in Aegidienberg glitzert verlockend. Es ist knackig kalt, die Sonne blitzt durch die Bäume und die Eisdecke auf dem See scheint stabil zu sein. Ideale Bedingungen für die DLRG-Ortsgruppe Eitorf, um eine Eisrettung zu demonstrieren. An einigen ufernahen Stellen sieht man, dass das Eis dünn und von Pflanzen durchzogen ist, aber schon nach wenigen Schritten verdeckt eine dünne Schneeschicht die Gefahren. Unter dem Eis wartet bis zu 16 Meter tiefes, eiskaltes Wasser in einem ehemaligen Steinbruch.

Drei Rettungsschwimmer und eine Rettungsschwimmerin können sich trotzdem auf den See wagen. Michael Müller, Kai Böcken, Sophie Hakelberg und Leander Heller sind für eine kurze Zeit im Wasser ausgerüstet. Sie tragen Schwimmwesten, Helme und einen Trockenanzug mit Latexmanschetten. Kollegen sichern sie vom Ufer aus mit Leinen. Die Erfahrung, wie es sich anfühlt, sich an einer brüchigen Eiskante hochzuziehen, möchten alle vier selbst machen. Einsatzleiter Daniel Heuser hat einen Tipp, bevor sich der Erste ins Eisloch wagt: „Versuch zuerst, mit den Füßen hinten aufs Eis zu kommen und dich dann hoch zu drücken.“

Das klappt gut, weil das Eis am Übungsloch nicht nachgibt. „Wenn man mehr als zwei Minuten drin bleibt, ist es recht frostig“, stellt Kai Böcken fest, als er wieder auf dem Trockenen ist. Wie muss es sein, mit Straßenkleidung ins Eis einzubrechen? Den Rettungsschwimmer überkam auf dem Eis sofort ein mulmiges Gefühl: „Man konnte es knacken hören und die Lufteinschlüsse sehen.“

DLRG-Kollegen sichern die Retter auf dem Dachsbergsee bei ihrer Übung vom Ufer aus mit langen Leinen.

DLRG-Kollegen sichern die Retter auf dem Dachsbergsee bei ihrer Übung vom Ufer aus mit langen Leinen.

Foto: Frank Homann

Nach der Selbstrettung üben sie in wechselnden Rollen die Rettung eines Verunglückten. Der bekommt wenn möglich zuerst eine Leine und etwas zum Festhalten, was ihm Auftrieb gibt, zugeworfen. Auf einer Schleichkorbtrage ziehen die Retter die Person dann aus dem Loch und robben übers Eis. Keine Rutschpartie, sondern ein Kraftakt. Ein Geretteter darf im Ernstfall möglichst wenig bewegt werden, damit das kalte Blut aus Armen und Beinen nicht zu schnell ins Herz fließt. Die DLRG würde ihn sofort an den Rettungsdienst übergeben, der bei einem Eisunfall immer mit alarmiert wird.

DLRG: Eisflächen sind nicht stabil genug

Eigentlich sind die Eisregeln kinderleicht: Ein DLRG-Plakat mit Entenküken erklärt sie ebenso anschaulich wie ein anderes Plakat nur mit Symbolen. 15 Zentimeter sollte die Eisschicht mindestens dick sein, damit sie mehrere Personen trägt, bei Fließgewässern sogar noch deutlich dicker. Aber wer misst das nach? „Behörden sollten idealerweise Eisflächen freigeben“, sagt Stephan Halm, Pressesprecher des DLRG-Bezirks Rhein-Sieg. Das passiert aber nur in Regionen, in denen es regelmäßig strenge Winter gibt.

Die DLRG möchte niemandem das Schlittschuhlaufen verbieten, aber die aktuelle Frostperiode war einfach noch nicht lang genug, um die Eisflächen stabil zu machen. Wenn das Eis knirscht oder knackt, sollte man den See sofort verlassen, und zwar nicht auf dem kürzesten Weg, sondern auf demselben Weg, auf dem man gekommen ist. „Dabei das Gewicht möglichst verteilen und auf allen Vieren gehen oder hinlegen“, rät Heuser.

Wer sich selbst retten muss, versucht am besten, zuerst seine Füße auf die Eiskante zu bekommen und sich dann hochzudrücken.

Wer sich selbst retten muss, versucht am besten, zuerst seine Füße auf die Eiskante zu bekommen und sich dann hochzudrücken.

Foto: Frank Homann

Grundsätzlich sollte man sich niemals alleine aufs Eis wagen und sofort den Notruf 112 wählen, wenn jemand eingebrochen ist. Ein Gegenstand wie ein Schlitten, ein Ast oder ein Schal kann hilfreich sein, um dem Verunglückten vom Ufer aus etwas zum Festhalten zu geben. Um einen Geretteten zu wärmen, eignet sich eine Thermo-Folie aus dem Erste-Hilfe-Kasten. Es droht Unterkühlung, auch wenn die Person nicht mehr im Wasser ist. 

In diesem Winter gab es noch keine Eisrettung im Bezirk Rhein-Sieg und die DLRG-Mitarbeiter hoffen, dass das auch am Wochenende so bleibt. „Besonders gefährlich wird es, wenn jemand unter das Eis gerät“, sagt Heuser. Am Mittwoch ist ein Mann beim Eisbaden im Treptower Park in Berlin auf diese Weise gestorben. Für die DLRG-Taucher ist der Einsatz unter der Eisdecke technisch am schwierigsten. Das üben sie beim nächsten Mal.

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