Jahrbuch 2021 Eine kulinarische Reise durch den Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · 26 Autoren widmen sich in dem neuen Jahrbuch den vielen Facetten des Genusses und schreiben über Nachhaltigkeit, Gewinnung von Lebensmitteln und Traditionen in der Region. Ein Kapitel wurde der Covid-19-Pandemie im Kreis gewidmet.

 Kartoffelernte in Ruppichteroth 1947.

Kartoffelernte in Ruppichteroth 1947.

Foto: siehe Beschreibung

Selbst ist er noch nicht in Gänze in den Genuss gekommen, musste Landrat Sebastian Schuster einräumen. Sein persönliches Exemplar des neuen Kreisjahrbuchs habe er am Vorabend spontan mit einem Grußwort versehen und Rheinbachs scheidendem Bürgermeister Stefan Raetz zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes geschenkt, erklärte er und versprach, das genussvolle Lesen nachzuholen.

Dazu lädt die am Freitag vorgestellte 36. Auflage des Jahrbuchs ausdrück­lich ein. Unter dem Titel „Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis“ haben sich 26 Autorinnen und Autoren auf ganz unterschiedliche Weise mit kulinarischen Genüssen in der Region auseinandergesetzt. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, zitierte Kreiskulturdezernent Thomas Wagner in der Online-Pressekonferenz ein altes Sprichwort.

Erscheinung trotz Corona-Pandemie

Auch von Kunst und Kultur seien sie kaum zu trennen, der kulinarische Genuss sei gar eine Hochform der Kultur. „Daher bin ich froh, dass es trotz Corona-Pandemie gelungen ist, wieder pünktlich unser neues Jahrbuch vorzulegen und damit Genuss für die dunkle Jahreszeit zu schenken“, sagte Wagner. Zum zweiten Mal hatte Alexandra Lingk aus dem Kulturamt federführend die Redaktion übernommen. Sie wies darauf hin, dass sich hinter dem Begriff „Kulinarik“ sehr viel mehr verbirgt, als ein bloßer Blick in den Duden oder auf Wikipedia verrät. „Kochkunst“ stehe im einen, „das Handwerk, bei dem aus Lebensmitteln wohlschmeckende und optisch ansprechende Speisen zubereitet werden“ erkläre die Online-Enzyklopädie.

In ihren insgesamt 25 Beiträgen widmen sich die Kreisbuchautoren aber nicht allein der Zubereitung von Speisen. Es geht um verschiedene Zutaten und ihre Verwurzelung in der Region, um Zeiten, in denen die Menschen in der Region an Hunger leiden mussten, um Nachhaltigkeit, um Traditionen und Innovationen bei der Gewinnung von Lebensmitteln und auch um kulinarische Bräuche der Menschen im Kreis.

Von Kartoffeln bis zum Goldsaft

Ob Spargel, Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben, der Kreis hat viel Gutes zu bieten. Davon erzählt der Beitrag über die „geliebte Sieglinde“ ebenso wie der Blick auf die Tradition der Grafschafter Krautfabrik und ihren bekannten Goldsaft. Susanne Römer-Winkler geht zudem der Frage auf den Grund „Warum sich der Spargel in Bornheim so wohl fühlt“. Und stößt dabei auf eine Region, die mit ihrer Vielfalt an Biogemüse, Freilandtieren und Hofläden im Trend liegt. Wann und wie der Rhabarber zu einer Kulturpflanze im Rheinland wurde, beschreibt Wolfgang Isenberg.

Auch Infos über Hochprozentiges finden sich auf den Seiten des Jahrbuchs. Julia Solf hat dem Trendgetränk Gin nachgespürt und drei Brennereien aus dem Rhein-Sieg-Kreis aufgetan, die über die Zutaten ihrem Gin eine persönliche Note verleihen. Jedem, der sich dem Siebengebirge nähert, fallen unweigerlich Weinreben ins Auge. Die Geschichte dahinter findet sich im Jahrbuch ebenso wie die „süße Erfolgsgeschichte“ des Rheinbachers Heinz Löhrer. „Genießen zu Zeiten der Bonner Republik“ hat Alexandra Lingk ihre Zeilen über seine Confiseriekunst überschrieben. Auf die Tradition der jüdischen Metzger in Siegburg blickt Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt.

Sprachliche Kostbarkeiten der Region

Einen ganz anderen Ansatz hat Hans Bursch gewählt und sich die sprachlichen Kostbarkeiten der Region angesehen. Unter dem Titel „Der Mensch ist, was er isst“ begibt er sich auf eine Reise durch die Sprachkunde und serviert volkskundliche, philosophische und sprachliche Leckerbissen.

Dass Heimat auch ihren eigenen Geschmack hat, verdeutlicht Bernadett Fischer in ihrem Beitrag über die Ausstellung „Heimat ist ein Kochtopf“ im Haus Schlesien. Im kommenden Jahr jährt sich der Todestag des in Siegburg geborenen Komponisten Engelbert Humperdinck zum 100. Mal. Auch er ist Teil des kulinarischen Jahrbuchs: „Höllenwein und Drachenblut“ hat Christian Ubber seine Zeilen über das Kneipen mit Humperdinck überschrieben.

Kapitel über Corona-Pandemie

Einwecken war für die Nachkriegsgeneration geradezu überlebenswichtig, inzwischen erlebt diese Art der Vorratshaltung ein Comeback, wie Ira Schneider schildert. Das lernen auch die Schüler am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises, ebenso nachhaltig und gesund zu essen und zu trinken. Und dass gute Bräuche sich durchsetzen, stellt die Dorfgemeinschaft aus Windeck-Gerressen unter Beweis. Sie lädt im kommenden Juni zu ihrem nun schon 50. Waffelfest. Auch das ist dem Jahrbuch einen Beitrag wert.

Neben den üblichen Regularien wie Jahreschronik und Preisen gibt es auf den letzten Seiten auch ein Kapitel zur Covid-19-Pandemie im Kreis. Und, das Thema des nächsten Kreisjahrbuchs hat Alexandra Lingk auch schon einmal verraten: „Fremdenverkehr und Sommerfrische“, der Rhein-Sieg-Kreis als Reiseziel.

Das Jahrbuch „Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis“ ist ab sofort für 13,50 Euro im Handel erhältlich.

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