Medizinversorgung auf dem Land Eitorfer Krankenhaus wird Gesundheitszentrum

Eitorf · Die Zahl der Hausarzt- und Facharztpraxen auf dem Land schrumpft. Dem will Dr. Carsten Haeckel, Geschäftsführer des Sankt-Franziskus-Krankenhauses, begegnen: Er baut die Klinik zum zentralen Ort der Medizinversorgung aus.

Die medizinische Versorgung auf dem Land wird immer schlechter. Nach jüngsten Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums waren im vergangenen Jahr schon 574 Hausarztstellen im Bundesland unbesetzt – ein Trend, der sich auch auf Facharztpraxen ausweitet und sich aktuell in Eitorf niederschlägt.

„Viele Praxen müssen schließen, weil sich kein Nachfolger findet“, sagt Dr. Carsten Haeckel. Der Geschäftsführer und Mitinhaber des Sankt-Franziskus-Krankenhauses hält diesen Zustand für „nicht akzeptabel“, insbesondere mit Blick auf die medizinischen Versorgungsstrukturen in ländlicheren Gebieten. Daher entwickelt er das Krankenhaus zum Gesundheitszentrum Siegtal.

Er will das Krankenhaus zur Versorgung der Bevölkerung erhalten, und er setzt alles daran, es in die schwarzen Zahlen zu führen. Das ist ihm 2017 erstmals mit einer schwarzen Null gelungen. Anfang 2016 hatte er die Einrichtung mit einem Fehlbetrag aus der Insolvenz übernommen. Allerdings sei das „klassische Krankenhaus nicht überlebensfähig“, meint der Arzt, der seit 1999 als Unternehmensberater für Krankenhäuser bei einer Krankenversicherung tätig war.

Gebündelte Kompetenz unter einem Dach

Die Ursache sieht er in den Verwaltungs- und Organisationswasserköpfen in den meisten Hospitälern und den von den Krankenkassen festgeschriebenen Sätzen pro Patient, die unabhängig von der Größe der Häuser sind.

Wie funktioniert der Wandel des Krankenhauses zum Gesundheitszentrum? „Wir übernehmen Facharztpraxen, die keinen Nachfolger finden, und führen sie hier weiter. Die Ärzte haben wir sowieso“, erklärt Haeckel. In Eitorf gibt es Praxen für Orthopädie und Chirurgie. Da in Krankenhaus und Praxen dieselben Ärzte arbeiten, sei das „viel effektiver und ökonomisch“.

Die dem Krankenhaus angeschlossene Physiotherapie-Praxis ist indes schon länger vor Ort. Unterdessen nimmt der Umfang der Kooperationen und damit des Angebotes im Gesundheitszentrum zu.

Vom Nierenzentrum bis zur Gelenkchirurgie

So ist dieses dank MVZ operasan, einer großen Nephrologie-Praxis in Hennef, seit dem 1. April „Nierenzentrum Rhein-Sieg“. Die Nierenspezialisten ziehen in Kürze in den früheren Verwaltungstrakt. Platz für zwei bis drei weitere Facharztpraxen gebe es auch noch, so Haeckel.

Ein „Leuchtturmprojekt in der Region“ nennt er das „Endoprothetikzentrum Siegtal“, in dem zwei Spezialisten Hüft- und Kniegelenkoperationen durchführen. Es gehört zur hauseigenen Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Klinik für Innere Medizin leitet seit dem Herbst der Kardiologe Dr. Olivier Hejl, der jüngst eine Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung einging.

Künftig will sich das Krankenhaus als Spezialist für Bluthochdruckerkrankungen etablieren. Einen wichtigen Teil der Inneren nimmt auch die Gastroenterologie ein. In der Klinik für Allgemeine und Viszeralchirurgie wird minimalinvasiv operiert. „Wir wollen ein kleiner, aber feiner Anbieter sein und sind auf einem guten Weg dahin“, sagt Haeckel.

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