"Ich danke Sie" Ex-Fußballer Willi "Ente" Lippens verriet manch Karriere-Anekdote

NEUNKIRCHEN · Nicht nur für eingefleischte Fußballfans war der Erzählabend mit Willi - genannt "Ente" - Lippens und dem ehemaligen Hörfunkmoderator Dietmar Schott im Landgasthaus Herchenbach ein kabarettreifes Erlebnis. Zusammenfassend könnte man sagen: Schott war für die Vorlagen zuständig, Lippens machte die Tore.

 Sprach, wie ihm der Schnabel gewachsen war: Willi "Ente" Lippens. Rechts Dietmar Schott.

Sprach, wie ihm der Schnabel gewachsen war: Willi "Ente" Lippens. Rechts Dietmar Schott.

Foto: Kieras

Tatsächlich lieferte Schott mehr oder weniger nur Stichworte, die Lippens dankbar aufgriff und eine Anekdote nach der anderen abspulte. Er sei kein Spieler im herkömmlichen Sinne, sondern der Muhammed Ali des Fußballs gewesen, der seine Gegenspieler zur Verzweiflung brachte und die Zuschauer in Begeisterung versetzen konnte, erzählte Schott. Mit den Namen Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach) und Harald Konopka vom 1. FC Köln liefert er seinem "Bühnenpartner" eine Steilvorlage. Der beschrieb genussvoll, wie er sich die beiden vom Leib hielt, in dem er einfach "den Hintern rausstreckte. Dadurch wurde der Weg zum Ball für die immer weiter und schon waren die Jungs abgekocht", amüsierte sich der Junge aus dem Pott, der bis heute seinen holländischen Pass behalten hat.

Überhaupt hatte man den ganzen Abend über den Eindruck, Lippens berichtet über Ereignisse vom gerade erst vergangenen Spieltag, obwohl seine Erlebnisse bereits Jahrzehnte lang zurückliegen. Seine Augen blitzten und er lachte schelmisch selbst bei der wohl bekanntesten Geschichte, die er sicher schon unzählige Male zum Besten gegeben hat. Als ihm nämlich der Schiedsrichter eine gelbe Karte mit den Worten "Ich verwarne Ihnen" zeigte, worauf er frech antwortete: "Ich danke Sie!" Dafür gab es wegen Respektlosigkeit den roten Karton.

Lippens ist immer bodenständig geblieben. Wenn er heute davon berichtet, wie viel Geld für ihn als jungen Spieler 18,40 Mark Fahrgeld für die Anreise zum Training von seinem Wohnort Kleve nach Essen bedeuteten, dann nimmt man ihm das ab. Er "symbolisiert wie kein anderer die Sehnsüchte der Ruhrgebietler nach Anerkennung und Erfolg", sagt Sohn Michael über seinen Vater. Schott, der ein Buch über den Ausnahmespieler geschrieben hat, ließ "Ente", dem sein Watschelgang den Namen einbrachte, Zeit und unterbrach ihn nicht. Dessen Karriere begann beim VfB Kleve. Als einmal jemand zu Lippens Vater sagte: "Willi, dein Junge läuft so komisch - aber der macht Dinge, das ist unglaublich", konnte Willi jun. noch nicht ahnen, dass genau das sein Markenzeichen werden würde. Der Vater war übrigens gar nicht begeistert von den Ambitionen seines Sohnes, Profi-Fußballer zu werden. Der hatte das Ziel aber schon als Knirps mit neun Jahren vor Augen, als er die Fußball-WM 1954 verfolgte. Für Rot-Weiß Essen hat Lippens 186 Tore in 327 Ligaspielen geschossen, ist dort immer noch das große Idol. 70 Mal lief er für Borussia Dortmund auf.

Der Abend war kurzweilig, "Ente" Lippens kam authentisch beim Publikum rüber, nichts wirkte einstudiert. Er sprach, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und nannte die Dinge beim Namen, wie es im Ruhrgebiet üblich ist. So einen gibt es heute nicht mehr. Da musste das bestens unterhaltene Publikum Schott recht geben.

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