Workshop zum Umgang mit Wildtieren in Lohmar Für den Übergang fressen Igel auch Katzenfutter
Lohmar · Workshop-Teilnehmer erhalten wichtige Tipps zum Umgang mit Widltieren
Niedlich ist er, der kleine Igel, den Franziska Niebuhr, Enkelin der Biologin Manuela Gianetti, in ihren Händen hält. Dicke Handschuhe schützen sie vor den Stacheln. Die Kinder um sie herum erleben den Höhepunkt des Workshops zum Umgang mit Wildtieren, zu dem der Arbeitskreis „Kleine Wilde“ des Nabu Rhein-Sieg am Samstag in die Naturschule Aggerbogen eingeladen hatte. Der Igel, den Gianetti gemeinsam mit ihren beiden Enkelinnen Fee und Franziska Niebuhr liebevoll wieder aufgepäppelt hatte, bekam seine Freiheit zurück und wurde ausgewildert.
„Die Zahl der hilfsbedürftigen Tiere steigt stetig an“, sagt Manuela Gianetti, die 30 Jahre lang die Naturschule Aggerbogen leitete. Über 170 Igel hat sie mittlerweile aufgenommen und gesund gepflegt. Im vergangenen Jahr gründete die Naturschützerin den Arbeitskreis „Kleine Wilde“, zu dem auch Annett Witthauer aus Königswinter gehört. Um 25 Igel hat sich Wittauer seit dem vergangenen Jahr gekümmert und auch einige Jungtiere aufgezogen. Es waren aber auch verletzte Tiere dabei.
Mähroboter sind gefährlich für Igel
„Schlimm sind wirklich die Mähroboter. Die sind für die Igel sehr gefährlich“, sagte Witthauer. In ihrem Garten sorgt sie mit aufgeschichteten Laubhaufen dafür, dass die Igel genug Möglichkeiten zum Überwintern finden. "Falls ein Igel im Haus untergebracht werden muss, eignet sich dafür ein Karton samt Schlupfloch, der mit Zeitungspapier gefüllt wird, da sich Streu und Sägespäne in den Stacheln des Tiere verfangen", sagte Gianetti. Als Nahrung dient für den Übergang Nassfutter für Katzen oder Hunde. Herkömmliche Milch ist für Igel allerdings tabu. Die nachtaktiven Stacheltiere, die sich normalerweise von Insekten ernähren und Einzelgänger sind, halten ab November Winterschlaf und sollten bis dahin sich genügend Winterspeck angefuttert haben.
„Da Igel Wildtiere sind, ist es prinzipiell verboten, sie aus der Natur zu entnehmen“, sagte Gianetti. Erlaubt sei hingegen, hilfsbedürftige Igel sachgemäß aufzuziehen oder gesund zu pflegen. Dazu gehöre vor allem, sie warm zu halten. „Die Körpertemperatur von Igeln liegt bei 36 Grad“. Verletzte Tiere sollten laut Gianetti von Profis behandelt werde. „Wenn Sie einen Igel gefunden haben, bitte wenden Sie sich unverzüglich an einen Tierarzt. Sobald die Igel kräftig und gesund genug sind, müssen sie auf jeden Fall wieder ausgewildert werden“, sagte Gianetti, die als Vorstandsmitglied des Nabu Rhein-Sieg in ihrer Wildtierauffangstation nicht nur Igel, sondern auch Frettchen, Marder, Eichhörnchen und sogar Rehkitze groß zieht, gesund pflegt und dann wieder in die freie Natur entlässt. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, denn das einstige Rehkitz Rica, das Gianetti aufnahm, ist mittlerweile ein großes Reh und sehr auf ihre Ziehmutter fixiert.
Sachbuch zum Nachlesen
Giannettis Enkelin Fee hielt am Samstag vor der Nabu-Gruppe "Aggerfrösche" den Workshop-Vortrag zu den Wildtieren und gab wichtige Tipps zur Pflege, Betreuung, Versorgung und Auswilderung von Feldhasen, Wildkaninchen, Eichhörnchen, Siebenschläfern und Igeln. Die Teilnehmer lernten, dass Fledermäuse, die gefunden werden, nicht in die Luft geworfen werden sollten, um ihre Flugfähigkeit zu testen. Manuala Gianetti hat unter dem Titel „Die kleinen Wilden-Hilfe für Säuger in der Not" ein Sachbuch veröffentlicht, in dem die Tipps zum Umgang mit Wildtieren nachgelesen werden können.
Weitere Infos zur Wildtierauffangstation gibt es unter www.nabu-rhein-sieg.de.