Hähnewettkrähen in Much Herr Krüger ist der lauteste und hässlichste Hahn im Rhein-Sieg-Kreis

Much · Was für viele Menschen unerwünschter frühmorgendlicher Lärm ist, ist einmal im Jahr gefragt. Geflügelzüchter aus dem Rhein-Sieg-Kreis kommen in Much zusammen und lassen ihre Hähne um die Wette krähen. Und es gab weitere kuriose Wettbewerbe.

 Herr Krüger war nicht nur der lauteste, sondern in den Augen der Publikums-Jury auch der hässlichste Hahn.

Herr Krüger war nicht nur der lauteste, sondern in den Augen der Publikums-Jury auch der hässlichste Hahn.

Foto: Scarlet Schmitz

Mit 56 Krähern innerhalb von 20 Minuten krakeelte sich Zwerghahn Herr Krüger aufs Siegerpodest. „Als Nachbar möchte man den nicht haben“, scherzt Gisela Blaeser vom Rasse- und Ziergeflügelzuchtverein Neunkirchen-Seelscheid, Much und Umgebung. Am Donnerstag trafen sich Geflügelzüchter aus dem Rhein-Sieg-Kreis zum jährlichen Hähnewettkrähen in Much-Berzbach. 30 Käfige standen durchnummeriert auf der großen Wiese. 20 Minuten lang saßen die Jugendlichen des Vereins mit Stift und Klemmbrett neben den tierischen Schreihälsen und markierten jeden Schrei mit einem Strich. „Als Jugendliche habe ich das selbst auch noch gemacht und empfand es als Herausforderung, so lange still zu sitzen und mich auf das Krähen zu konzentrieren“, erinnert sich Blaeser. Der Sieger überraschte schließlich selbst seine Besitzerin: Zwerghahn Herr Krüger krähe zu Hause nur selten, versicherte die zwölfjährige Mia.

Mia hatte den Hahn eigentlich wegen der Wahl des hässlichsten Hahns mit zum Wettbewerb genommen. Mit seinem zotteligen schwarzen Gefieder und der kleinen gedrungenen Statur kürte ihn das anwesende Publikum tatsächlich auch noch zum hässlichsten Tier. Somit ging der zweijährige Herr Krüger am Ende des Tages sogar mit zwei Siegerehrungen nach Hause. Als Preis gab es eine selbstgebaute Hahntrophäe. Diese wurde zuvor von der Jugendgruppe des Vereins unter Leitung von Gisela Blaeser aus Holz ausgesägt und bemalt. „Mia hat den Holzhahn bemalt und am Ende dann selbst gewonnen“, sagte die Jugendobfrau.

Hähne mit Namen werden seltener geschlachtet

Der Titel des „lustigsten Tiers“ ging direkt an den Hahnenkollegen neben dem Käfig von Herrn Krüger mit der Nummer zwei. „Der hat keinen Namen und wird bestimmt bald geschlachtet“, vermutete Blaeser. Tiere, die einen Namen tragen, würden eher selten verzehrt, berichtete die Züchterin aus ihrer Erfahrung. Sein weißes Gefieder und die langen, verspielten Schwanzfedern überzeugte die Zuschauer, ihn als lustigstes Tier des Wettbewerbs zu prämieren. Die beiden Zwerghuhnschwestern aus Käfig Nummer neun schließlich waren für das Publikum als niedlichste Tiere des Nachmittages. Ihre Optik mit dem buschigen Kopfgefieder, den schwarzen Schnäbeln und den langen Hälsen erinnerte sie ein bisschen an Lamas. „Die beiden sind aber auch schön flauschig und so kuschelig“, kommentierte Blaeser.

Nach zwei Jahren Corona-Pause trafen sich die Gefügelzüchter aus dem Kreis zum ersten Mal wieder zum Hähnewettkrähen. Voraussetzung für die Teilnahme war eine Impfung. Die war aber nicht bei den Besitzern, sondern bei den Hähnen selbst gefragt: Eine Impfung gegen Newcastle Disease, eine hochansteckende Virus-Infektion, die vor allem Hühner trifft, musste für die Hähne im Wettbewerb nachgewiesen werden.

Hühnerhaltung liegt im Trend

Für die Organisation von Wettbewerb und Fest war die Vereinsjugend zuständig. „Die Jugendgruppe hat den Kuchenverkauf, das Waffelbacken und das Auszählen der krähenden Hähne komplett alleine organisiert und das ist für sechs Leute schon eine ganz schöne Leistung“, sagte die Jugendobfrau anerkennend. Die Bierbankgarnituren waren mittags zu den Wettbewerben voll besetzt und das Publikum fühlte sich zu Kaffee und Kuchen mit interaktiven Wahlen gut unterhalten. „Das ist ja schon ein bisschen bekloppt, was wir da machen”, sagte Blaeser und lachte. Hühnerhaltung sei aktuell voll im Trend, beobachtet die Züchterin. „Die Menschen wollen heutzutage wissen, wo ihr Essen herkommt und durch die steigenden Preise gehen immer mehr Leute in Richtung Selbstversorgung”, berichtet sie.

Einige Besucher nutzten das traditionelle Fest auch, um von der Expertise der der Mitglieder des Rasse- und Ziergeflügelzuchtvereins zu profitieren. So fragte eine Frau Expertin Blaeser um Rat: „Ich hab gebrütet und weiß nun nicht, ob es ein Huhn oder ein Hahn ist.“ Blaeser betrachtete die mitgebrachten Fotos und gab den Tipp, dass man das Geschlecht frühzeitig an den Kehllappen erkennen könne. Aber auch dafür müssten die Küken noch etwas größer werden. Die kleineren Besucher suchten teilweise ganz nahen Kontakt zu den ausgestellten Tieren: Einige Hähne durften von den Kindern angefasst oder gestreichelt werden.

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