Kampf gegen angestaubtes Image Kaninchenzuchtverein in Lohmar sucht Nachwuchs

Lohmar · Zehn Zentimeter lange Ohren, rund drei Kilogramm Gewicht und ein zutrauliches Gemüt: 20 Lohkaninchen sind der ganze Stolz des stellvertretenden Vorsitzenden des Kaninchenzuchtvereins R5-Lohmar, Thomas Schneider. Doch der Verein kämpft um Nachwuchs.

 Beklagen den fehlenden Züchternachwuchs: Herbert Bartelt (rechts) und Thomas Schneider mit ihren Kaninchen.

Beklagen den fehlenden Züchternachwuchs: Herbert Bartelt (rechts) und Thomas Schneider mit ihren Kaninchen.

Foto: Verein

Thomas Schneider hat schon eine Clubmeisterschaft auf Landes- und Bundesebene gewonnen. Sein Lohmarer Verein siegte in fast allen Ligen mit hervorragenden Einzelleistungen. Wenn Thomas Schneiders Verein ein Fußballclub wäre, hätten sie Torschützenkönige und Pokalsieger in ihren Reihen. Stattdessen hat seine Mannschaft folgende Kennzeichen: zehn Zentimeter lange Ohren, rund drei Kilogramm Gewicht und ein zutrauliches Gemüt.

20 Lohkaninchen sind der ganze Stolz des stellvertretenden Vorsitzenden des Kaninchenzuchtvereins „R5-Lohmar“. „Süß ist das schon, die ganze Mannschaft aufwachsen zu sehen“, sagt der Donrather. Der Niedlichkeitseffekt alleine scheint jedoch nicht auszureichen, um neue Mitglieder zu werben. Die Kaninchenzuchtvereine kämpfen gegen ihr angestaubtes Image.

Hoffnung auf Besserung

Seine drei Kinder konnte er leider nicht für das Hobby gewinnen. „Jeder hatte einmal sein Streichelkaninchen, leider ist daraus keine Leidenschaft für die Zucht entstanden“, sagt Schneider, der selber als 13-Jähriger in den Verein eintrat. Sein Großvater hatte ihn als kleiner Junge hin und wieder auf Ausstellungen mitgenommen. Ende der 70er Jahre entschloss sich sein Vater dazu, Kaninchen für den Osterbraten zu züchten.

Doch das ausgewählte Zuchtkaninchen blieb klein – laut Schneider typisch für die Rasse der Lohkaninchen. Der Vater verlor wieder die Lust am Züchten, doch Sohn Thomas hatte die Begeisterung gepackt. Bis Ende der 90er Jahre zogen Kaninchenschauen im ländlichen Bereich zahlreiche Zuschauer an. „Auch in Lohmar war es ein beliebtes Event mit Tombola“, erinnert sich Schneider. Dann ließ das Interesse nach, und der Züchter-Nachwuchs blieb aus.

Der 50-jährige Schneider hat die Hoffnung, dass sich dies nun ändern könnte. Begriffe wie „Urban Gardening“ und „Urban Beekeeping“ beschreiben den Trend des eigenen Gemüseanbaus und städtischen Imkerns – zurück zur Natur ist das Motto. Kaninchenzucht gehört in dieses ursprüngliche Versorgungskonzept mit dazu, findet Schneider, der als Tierarzt im öffentlichen Dienst arbeitet. „Der Grundgedanke der Kaninchenzucht war natürlich die Versorgung mit Fleisch“, erklärt er und ergänzt, dass heutzutage die meisten Deutschen keinen Bezug mehr zu ihrem Fleisch auf dem Teller hätten und daher zu viel einkauften und letztlich wegschmeißen würden.

Zwölf Vereine im Kreisverband

Selbst wenn die Kaninchenzucht nicht mehr vorwiegend der Fleischproduktion dient, so endet auch das ein oder andere geliebte Lohkaninchen von Schneider als Oster- oder Weihnachtsbraten. „Das weiß ich dann aber auch wertzuschätzen.“ Ansonsten ist das primäre Ziel, mit der Zucht besonders schöne und gesunde Kaninchen zu züchten und damit innerhalb der gleichen Rasse auf Clubebene oder bei allgemeinen Kaninchenschauen zu punkten.

Im Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg gibt es zwölf Kaninchenzuchtvereine, darunter in Eitorf, Hennef und Troisdorf. Sie alle müssen im Zentralverband Deutscher Rassekaninchenzüchter (ZDRK) organisiert sein. Dadurch geben rund 185 000 Mitglieder ihre Zuchtdaten über die Vereinsbücher kontrolliert weiter. Damit erfüllen die Vereine einen weiteren wichtigen Zweck, erklärt Tierarzt Schneider: „Die Vereine schaffen mit ihrer Zucht genetische Vielfalt und erhalten seltene Rassen. Das wird vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.“

75 Kaninchenrassen insgesamt werden derzeit in Deutschland gezüchtet. Thomas Schneider engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft der Loh-Clubs im ZDRK. Einmal im Jahr treffen sich die Züchter der Lohkaninchen, um die Entwicklung der Rasse zu besprechen. „Irgendwie ist es doch wie bei der Fußball-Bundesliga“, vergleicht Schneider. „Das Ziel ist immer, die Meisterschaft zu gewinnen und als Sieger vom Platz zu gehen.“

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