Karneval in Neunkirchen-Seelscheid „Karneval geht immer“

NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID · In Neunkirchen verfolgen Tausende Jecke den nachgeholten „Rosenmontagszug 2.0“.

 „Dreimol Alaaf“ im Frühjahr: Ausgelassen und mit „Sonnesching im Hätze“ feierten die Jecken am Straßenrand die Zugteilnehmer und die Piratengruppe.

„Dreimol Alaaf“ im Frühjahr: Ausgelassen und mit „Sonnesching im Hätze“ feierten die Jecken am Straßenrand die Zugteilnehmer und die Piratengruppe.

Foto: Holger Arndt

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Weil der Rosenmontagszug in diesem Jahr aufgrund von Sturmböen abgesagt werden musste, stand sehr bald fest, dass man ihn nicht ersatzlos streichen, sondern nachholen wollte. Am vergangenen Samstag war es soweit. Die für die Organisation verantwortlichen Mitglieder der „IG Rosenmontag“ strahlten mit der Sonne um die Wette. Und dafür gab es einen Grund: Mit 30 angemeldeten Wagen und Fußgruppen sowie rund 700 Aktiven war der jecke Lindwurm, der sich über Stunden von Wolperath bis Neunkirchen zog, fast doppelt so lang wie der ursprünglich mit 16 geplante.

Der Vorsitzende der IG, Andreas Borck, freute sich bei der Aufstellung der Zugteilnehmer über die Resonanz. Denn sogar aus Siegburg, Lohmar und Ruppichteroth waren Karnevalisten am Start. Er selbst sei „wie auf Knopfdruck seit morgens wieder im Feier-Modus“. „Karneval geht immer“, stellte er lachend fest. Für Antonia (13) und Dana (14) vom Tanzcorps der KG „Für uns Pänz“ aus Seelscheid war es bereits der zweite Umzug in diesem Jahr. In Neunkirchen feierte ihr Verein allerdings Premiere. Der beteiligt sich nämlich sonst immer nur am eigenen Zug in Seelscheid. Am Samstag dabei zu sein, fanden die Tanzmariechen toll, und Karneval im April zu feiern, sei kein Problem. „Karneval kann man immer feiern“, erklärten auch die beiden Mädels grinsend. Das sahen Ute Felder (47) und Tochter Lea (15) aus Heisterschoß ebenso. Sie seien „durch und durch karnevalsjeck“ und kämen sich „nicht blöd“ vor, außerhalb der Session im Kostüm herumzulaufen. Die Laune bei ihnen war bestens, während Markus Berg das Ganze etwas „ungewohnt“ fand und feststellen musste, dass er „nicht so richtig in Stimmung“ kam. Sohn Sebastian (12) und Tochter Jacqueline (10) waren der gleichen Meinung, freuten sich aber auf den „Kamelleregen“ im Frühjahr.

Schon seit rund 15 Jahren kommt Familie Diergardt aus Köln-Ostheim zum Zug nach Neunkirchen. Die Eltern Marco (55) und Heike (48) sowie Sohn Jonas (9) hatten noch einmal Kostüm und Perücke ausgepackt und jede Menge Spaß. Den verbreiteten auch die Zugteilnehmer, die mit vollen Händen Wurfmaterial unter das Volk schmissen und richtig Party machten. Ob bei Fasteloovend-Evergreens oder Ballermann- und Hüttengaudi-Hits: Im Zug und am Rand wurde getanzt und mitgesungen.

Als Anheizer des Frühling-Fasteleers trumpften vor allem die Jungs vom Männerballett „Die Tanzbienen“ groß auf. Ihre komische Choreografie, eine perfekte Parodie auf klassisches Ballett, brachte die Zuschauer in Wallung. Da war es egal, dass dadurch die Kolonne aufgehalten und auseinandergerissen wurde. Natürlich trug auch das Wetter dazu bei, dass die riesige Karnevalsgemeinde so locker drauf war und die Feierei unter freiem Himmel genoss. Denn aufgrund der Temperaturen musste niemand frieren. Keine dicke Kleidung hinderte an der Bewegungsfreiheit, und statt Glühwein floss Bier in Strömen – sowohl an den Bierständen vor Kneipen, als auch entlang des Weges bei den Zuschauern, die eigene Getränke mitgebracht hatten. „Von mir us künnt Fasteloovend immer im Frühjohr sin“, rief einer der Jecken, und alle um ihn herum stießen mit einem Kölsch darauf an.

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