Prozess am Landgericht Bonn 23-Jähriger gesteht Umbau von Einfamilienhaus zu Hanfplantage

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Ein 23-jähriger Mann hat im oberen Siegtal ein Einfamilienhaus zu einer Hanfplantage umgebaut. Vor dem Bonner Landgericht legte er jetzt ein Geständnis ab und bekam eine Bewährungsstrafe.

 Das Landgericht Bonn hat einen Mann wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Ermittler hatten 2021 bei der Durchsuchung 28,8 Kilogramm Marihuana gefunden.

Das Landgericht Bonn hat einen Mann wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Ermittler hatten 2021 bei der Durchsuchung 28,8 Kilogramm Marihuana gefunden.

Foto: dpa/Oliver Berg

Nur dank seines Last-Minute-Geständnisses kam der 23-Jährige noch einmal mit einer Bewährungsstrafe davon: Weil er ein Einfamilienhaus im oberen Siegtal zu einer Hanfplantage umgebaut hatte, haben die Richter der 1. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht am Dienstag einen ehemaligen Mieter wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Bis zuletzt hatte der 23-Jährige beharrlich geschwiegen. So forderte denn auch die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von vier Jahren wegen Drogenhandels. Diese alles andere als gute Aussicht bewirkte dann offenbar ein Umdenken, und so wurde nach dem Hinweis des Angeklagten, er wolle nun doch etwas sagen, die Beweisaufnahme erneut eröffnet. Er sei im März letzten Jahres von Bekannten „gebeten“ worden, das etwas abgelegene dreistöckige Haus anzumieten, ließ der Angeklagte nun über seinen Anwalt mitteilen. Dass das Objekt zum Drogenanbau genutzt werden solle, sei ihm als Konsument durchaus klar gewesen. 500 Euro seien ihm als Lohn versprochen worden, wenn er den Mietvertrag unterzeichnen würde. Davon habe er aber bislang nur die Hälfte auch tatsächlich erhalten.

Angeklagter will Auftraggeber nicht nennen

Rund drei Monate lang wurde das Haus dann als Plantage genutzt: Nachdem das illegale Business dank anonymer Hinweise bereits im Juni 2021 aufgeflogen war, mochte der Besitzer allerdings seinen Augen kaum trauen. Das Objekt habe wie „ein einziges Schlachtfeld“ gewirkt, sagte er während des Verfahrens als Zeuge. Die Beseitigung der Schäden an dem vor der Vermietung frisch renovierten Haus kosteten den Mann nach seinen Angaben rund 20.000 Euro. Probleme waren unter anderem Wanddurchbrüche, herausgerissene Stromkabel und das Gießwasser entstanden, das in tief den Boden eingesickert war.

Trotz der kurzen Mietdauer konnten die Hanfbauern aber eine erste Ernte einfahren: Bei der Durchsuchung am 3. Juni stellten die Ermittler 28,8 Kilogramm bereits geerntetes und zum Trocknen aufgehängtes Marihuana sicher. Die eigentlichen Drogenbauern bleiben zunächst weiter unbekannt. Aus Angst wolle er die Namen seiner beiden Auftraggeber nicht nennen, so der 23-Jährige, der das Haus auf seinen echten Namen angemietet und bei der Unterzeichnung des Vertrags auch seinen Ausweis vorgelegt hatte. Da schließlich auch die Anklage dem Mann glaubte, dass seine Beteiligung an der Plantage tatsächlich auf Beihilfe in Form der Unterzeichnung des Mietvertrags beschränkt war, plädierte auch die Staatsanwaltschaft schließlich für das nun ausgesprochene Strafmaß.

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