Weco-Werksverkauf in Eitorf Mehrere Tausend stehen für die Raketen Schlange

Eitorf · Es ist dieser eine Morgen im Jahr, an dem in der Bogenstraße in Eitorf alles anders ist. Wer mit dem Auto anreist, hat schlechte Karten: lange Schlangen vor dem Werksgelände von Weco und Hunderte Meter im Umkreis keine freien Parkplätze.

 Neben den Überraschungspaketen kann auch einzelnes Feuerwerk erworben werden.

Neben den Überraschungspaketen kann auch einzelnes Feuerwerk erworben werden.

Foto: Franziska Jünger

Mehr als 2000 Menschen stehen sich in abgesperrten Bereichen stundenlang die Füße platt. Am Ende des Tages werden es beinahe 4000 sein. Eingemummelt in Decken oder Schlafsäcken, auf Klapp- oder Campingstühlen, mit belegten Brötchen und heißen Getränken im Gepäck, harren sie bei wenigen Graden über Null aus. Und das alles nur aus einem Grund: die Weco-Überraschungspakete, ausgemusterte Ware zum Schnäppchenpreis.

[kein Linktext vorhanden]Die größten Feuerwerk-Freaks sind bereits um 14 Uhr am Vortag angereist, die meisten am Abend. Die geparkten Autos verraten schnell, dass Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet nach Eitorf aufgebrochen sind, um die günstigen Knaller zu kaufen. Wiesbaden, Berlin, Dortmund und sogar österreichische Kennzeichen leuchten im Dunkeln der frühen Morgenstunden. Aus mitgebrachten Musikboxen schallen Techno-Bässe und Lieder der Band "Kraftklub".

Feuerwerks-Verkauf bei Weco
22 Bilder

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Um kurz vor sechs werden die Tore geöffnet. Die Schlange bewegt sich langsam voran. Kurze Zeit später skandieren die Ersten: "Es gibt nichts mehr!" Um das zu verhindern, hat Weco die Stückzahl an Überraschungskisten pro Person auf drei limitiert. Ob man Kisten für 30 oder 50 Euro wählt, spielt keine Rolle.

Trotz der langen Wartezeiten sind die meisten in der Schlange sehr gelassen. Weco-Mitarbeiter verteilen Plastikbecher mit alkoholfreiem Punsch und Kaffee. Yannic Ecker ist mit seinen Freunden am Vorabend um halb acht mit der Bahn aus Niederkassel angereist. Mit dicker Fellmütze und Parka bekleidet, schleppt er seine Überraschungskiste vom Gelände.

Er ist zum ersten Mal hier: "Wir wollten das einfach mal ausprobieren und ich muss sagen: Es lohnt sich", sagt Ecker. Anschließend lässt er sich neben seinen zwei Freunden auf einem Campingstuhl nieder und legt die Beine auf den Kisten ab. 11 Stunden in der Kälte schlauchen und der nächste Zug nach Hause lässt noch eine Weile auf sich warten.

"Andere rauchen, ich kaufe mir einmal im Jahr Knaller"

Alex Frede kommt bereits im vierten Jahr nach Eitorf, um sich für Silvester einzudecken: "Andere rauchen, ich kaufe mir einmal im Jahr Knaller", sagt er mit einem Grinsen. Neben ihm stehen zwei Überraschungskisten. Das lange Warten mache ihm nichts aus. "Die Stimmung ist ja immer gut", findet der 21-Jährige. Er ist aber auch froh, gegen 7 Uhr die Heimreise nach Morsbach antreten zu können. "Jetzt muss ich erst einmal ein paar Stunden ins Bett."

Torben Kontusch aus Duisburg ist weniger begeistert. Er hat sich von seinen Kollegen überreden lassen mitzukommen. Als er auf die Toilette musste und dafür die Schlange verließ, ließen ihn die Sicherheitsleute anschließend nicht zurück zu seinen Freunden. "Das finde ich echt total daneben. Jetzt stehe ich seit über zwei Stunden alleine rum", sagt er verärgert. "Ich hätte doch wohl besser auf meine Frau gehört und wäre zu Hause geblieben. Das habe ich jetzt einmal gemacht und nie wieder", sagt Kontusch.

Für Oliver Gerstmeier, Weco-Unternehmenssprecher, ist das ein Einzelfall. "Uns ist bewusst, dass die Toilettensituation schwierig ist, aber generell versuchen wir allen gerecht zu werden." Weco habe mobile Toiletten aufgestellt. Um die zu nutzen, müsse man aber natürlich die Schlange verlassen. Dass Leute nicht zurück an ihren Platz dürfen, solle dabei aber nicht vorkommen.

Bei aller Begeisterung für die schillernden Farbregen und Geräuschexplosionen an Silvester: Beim Zünden von Feuerwerkskörpern sollte man vorsichtig sein. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen betont, dass sich die Nutzer strikt an die Bedienungsanleitungen halten sollten, da sonst unter Umständen schwere Verletzungen die Folge sein können. Die Feuerwerkskörper dürfen nicht in unmittelbarer Nähe von Kirchen und Krankenhäusern sowie Kinder- und Altenheimen abgebrannt werden. Auch in der Umgebung von reetgedeckten Häusern und Fachwerkhäusern ist das Zünden verboten.

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