Tobias Weingarten aus Lohmar Pauken in der Südsee
LOHMAR · Sechs Monate mit der "Thor Heyerdahl" über das Meer fahren, fremde Länder bereisen und neue Kulturen kennenlernen. Was nach einem Abenteuer aus einem Roman klingt, wird für den 15-jährigen Tobias Weingarten bald zum Alltag.
Mit dem Projekt "Klassenzimmer unter Segeln", das von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg organisiert wird, fährt der Schüler des Gymnasiums Lohmar ab dem 18. Oktober von Kiel aus über Teneriffa, in die Karibik und über die Azoren wieder zurück nach Kiel.
"Den Plan habe ich schon seit dem letzten Schultag der siebten Klasse", sagt Tobias Weingarten. An diesem Tag war Boris Wolter in seiner Klasse der Vertretungslehrer gewesen. Der Erdkundelehrer war selbst mal als Lehrer auf dem Segelschiff "Thor Heyerdahl" mitgefahren und erzählte seiner Vertretungsklasse von dieser Erfahrung. Tobias war sofort begeistert. Bis zur neunten Klasse musste er warten, bis er sich bewerben durfte. Denn auf der "Thor Heyerdahl" dürfen nur Schüler der zehnten Klasse mitfahren.
Um an dem Projekt teilnehmen zu dürfen, waren nicht nur eine Bewerbung und ein Motivationsschreiben notwendig. Zusammen mit 49 Mitbewerbern wurde Tobias zu einem Probetörn an die Schlei eingeladen, einem Meeresarm der Ostsee. Bei diesem dreitägigen Test wurden die Bewerber in Gruppen eingeteilt und bei verschiedenen Aufgaben beobachtet. Von den 50 Bewerbern wurden schließlich 34 Schüler zu dem Projekt eingeladen.
Tobias reizt die Reise aus verschiedenen Gründen. "Ich finde es interessant, so lange auf dem Meer zu sein." Die längste Zeit zwischen zwei Landbesuchen beträgt etwa drei Wochen. Aber auch auf die fremden Länder, die Zeit auf dem Segelschiff und die neuen Eindrücke freut sich der Schüler. Bei dem Projekt "Klassenzimmer unter Segeln" handelt es sich jedoch nicht um Urlaub. Die 34 Schüler werden auch auf dem Meer weiter unterrichtet, um danach direkt ins Abitur zu starten.
Das vergessen viele Freunde und Verwandte des Schüler. Oft muss Tobias erklären: "Ich bin nicht in der Freizeit segeln. Ich habe Unterricht und lerne eben auf andere Weise wie in der Schule." Auf welche Weise sich der Unterricht auf dem Schiff von dem Unterricht in der Schule unterscheidet, erklärt Wolter: "Während in der Schule Videos von Vulkanen gezeigt werden, können die Schüler so die Vulkane gleich selbst besichtigen. Sie berechnen die Windkraft nicht nur, sondern können sie selbst erleben. Reisen bildet einfach."
Tobias unternimmt diese Reise nicht nur aus Neugierde. Er möchte Pilot werden: Viele Dinge, die er auf dem Schiff lernt, können ihm auch als Pilot nützlich sein. So wird Tobias zum Beispiel viel über Anströmungen lernen. An einem Punkt der Reise wird das GPS ausgeschaltet, und die Schüler müssen das Schiff - wie in alten Zeiten - nur durch einen Kompass und ihre Berechnungen navigieren. Tobias: "Dieses Projekt bringt mich in meinem Berufswunsch weiter. Aber bestimmt auch menschlich."
