Aktion im Rhein-Sieg-Kreis Polizei überprüft Sicherheit der Motorradfahrer

RHEIN-SIEG-KREIS · Bei strahlendem Sonnenschein zieht es Biker wieder auf die Straße. Zum Start der Motorradsaison gestaltete die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg am Sonntag einen Sicherheitstag in Much. Dessen Motto "Besser die Freiheit genießen, als sie zu riskieren".

 Ein Motorrad neben dem nächsten: Zum Start der Saison gestaltet die Polizei ihren Sicherheitstag in Much.

Ein Motorrad neben dem nächsten: Zum Start der Saison gestaltet die Polizei ihren Sicherheitstag in Much.

Foto: Christine (FM) Siefer

Martina Schleisiek und Nathalie Reimann hatten nicht damit gerechnet, dass ihr Motorradausflug nach Much in einer Überprüfung ihrer Erste-Hilfe-Kenntnisse gipfeln würde. Eigentlich wollten sie mit ihrer Gruppe nur eine Kaffeepause am bekannten Bikertreff „Alte Schule“ einlegen. Eben dort veranstaltete die Kreispolizei zusammen mit der Verkehrswacht Rhein-Sieg und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) ihren alljährlichen Sicherheitstag zum Auftakt der Motorradsaison.

Motorradfahrerin Martina Schleisiek nutzte die Gelegenheit, um sich am DRK-Stand zu erkundigen, ob nach einem Unfall der Helm des Verunglückten ausgezogen werden darf. „Wenn der Fahrer bewusstlos ist, muss man ihm sogar den Helm ausziehen“, erklärte Rettungsassistent Clemens Gregor und ergänzte, dass sonst Erstickungsgefahr drohe.

Nathalie Reimann wollte es ganz genau wissen: „Und was ist, wenn der Verunglückte eine Verletzung an der Halswirbelsäule hat?“ Das komme eher selten vor, und dies sei oft tödlich, so Gregor. Daraufhin zeigte er den beiden Frauen aus Oberhausen an einem Dummy, wie sie vorsichtig den Helm abnehmen könnten. Die eine Helferin hält dabei den Kopf stabil, während die andere den Kinngurt löst und mit beiden Händen in den Helm greift. „Wir sagen dazu den Merkspruch: Das Eichhörnchen hält die Nuss.“ Ganz nach der Devise: immer gut festhalten und den Kopf anschließend sanft auflegen. Die beiden Frauen übten die Handgriffe an der Puppe, während die restliche Motorradgemeinschaft sie aus der Entfernung beobachtete. „Leider gibt es immer noch eine große Scham im Bereich der Ersten Hilfe, und der letzte Kurs liegt oft zu lange zurück“, sagte Gregor.

Reaktionstest im Fahrsimulator

Das gleiche Phänomen gibt es auch beim Sicherheitstraining. Viele unterschätzten die brachiale Kraft der Maschine, meinte Gregor. Das gelte besonders für die Saisonfahrer, die nach Monaten das erste Mal wieder auf dem Motorrad sitzen. Speziell an diese Zielgruppe richtete sich der Sicherheitstag.

Im Fahrsimulator der Verkehrswacht konnten Interessierte ihre Reaktionssicherheit testen. „Das Praktische ist, dass der Fahrer im Simulator tödlich verunglücken kann, ohne dass ihm etwas weh tut“, sagte Benno Reich von der Verkehrswacht mit einem Augenzwinkern. Oft sei das schon ein Warnschuss für die Realität. „Die Raser aus Überzeugung werden wir mit diesen Maßnahmen natürlich nicht abhalten können.“

Damit diese Raser nicht durch das Radar-Raster fallen, hat die Polizei spezielle Motorräder, die mit einer kleinen Kamera am Vorderrad Temposünder und Verkehrsrowdys auf frischer Tat filmen können. Im Seitenkoffer befindet sich ein Bildschirm. „Die genaue Geschwindigkeit errechnen wir später am Computer“, sagte Polizeihauptkommissar Ralf Brünig. Das System sei geeicht, damit es der rechtlichen Überprüfung standhalte. Neben der überhöhten Geschwindigkeit sind Fehler beim Überholen, ein zu geringer Abstand und die schlechte Sichtbarkeit der Motorradfahrer Hauptursache von Unfällen. Die Polizei rät daher zu Warnwesten und Signalfarben an Kleidung und Helmen.

Laut Polizei sind im vergangenen Jahr 82 Biker im Rhein-Sieg-Kreis in Unfälle verwickelt gewesen, 20 Opfer weniger als im Jahr zuvor. 2016 endete ein Unfall tödlich. Neben besserer Fahrzeugtechnik mit Antiblockiersystem und Unterfahrschutz an Leitplanken ist das ausschlaggebende Kriterium die Fahrweise des Bikers – und der anderen Verkehrsteilnehmer. Daher lautete auch das Motto der diesjährigen Veranstaltung: „Besser die Freiheit genießen, als sie zu riskieren.“

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