Übung des Notfallszenarios Kommunikations-Black-Outs im Rhein-Sieg-Kreis sollen verhindert werden

Rhein-Sieg-Kreis · Nach dem Kommunikations-Black-Out während der Jahrhundertflut übt der Rhein-Sieg-Kreis das Notfallszenario erneut. Künftig soll der Digitalfunk durch weitere Techniken ergänzt werden.

 In der Leitstelle der Rheinbacher Feuerwehr testen (von links) Katarina Knoch, Jörg Kirchhartz und Laurenz Kreuser die Kommunikation mit den Einsatzkräften und der Leitstelle im Kreishaus.

In der Leitstelle der Rheinbacher Feuerwehr testen (von links) Katarina Knoch, Jörg Kirchhartz und Laurenz Kreuser die Kommunikation mit den Einsatzkräften und der Leitstelle im Kreishaus.

Foto: Axel Vogel

Das Übungsszenario am Samstag für die 19 Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis inklusive der Werksfeuerwehren des Siegwerkes in Siegburg und der Evonik in Niederkassel war ungewöhnlich. Denn statt Alltagseinsatz wie das Löschen eines Brandes zu üben, war die Herausforderung dieses Mal höchst technisch: Es galt nämlich für jede kommunale Wehr zwischen Windeck und Wachtberg, die unterschiedlichen Kommunikationswege mit der Leitstelle im Siegburger Kreishaus zu checken und dazu die Verbindungen zu den eigenen Löschgruppen.

Hieß für die Wehrleitungen in Rheinbach und Wachtberg: Die Führungsstellen in der Rheinbacher Kernstadt und in Berkum mussten besetzt sein, sowie die Gerätehäuser der Löschgruppen. Jede Wehr bekam dann einen Zeitkorridor von 15 Minuten, erklärte Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. In dieser Zeit war zu testen, ob die jeweiligen Kommunikationsverbindungen zwischen Kreis und örtlicher Feuerwehr funktionierten. Dafür hatte der Kreis auch ein realistisches Übungsszenario ausgewählt: „Aufgrund starker Schwankungen im Spannungsnetz war von einem möglicherweise anstehenden Stromausfall auszugehen.“

Kreishaus, Einsatzleiter und Hilfskräfte müssen sich verständigen können

Was sich nach trockner Materie anhört, hatte einen ernsten Hintergrund: Von einem sogenannten „Schwarzfall“, einem Stromausfall und dadurch bedingt einem Blackout aller üblichen Kommunikationsverbindungen, waren anlässlich der Unwetterkatastrophe am 14./15. Juli 2021 auch einige Feuerwehren im Vorgebirge betroffen. Mit gravierenden Folgen: Die Wehren waren zeitweise von allen Verbindungen und Informationen abgeschnitten. Und das über Tage hinweg. Genau das wollen die verantwortlichen Behörden zukünftig verhindern, und zwar durch das Vorhalten mehrerer, redundanter Kommunikationskanäle. Rund 120 Wehrleute übten das am Samstag bei der kreisweiten Übung.

Was es bedeutet, wenn Einsatzkräfte von allen Informationssträngen abgeschnitten sind, weiß die Rheinbacher Wehr seit dem 14. Juli 2021 aus leidvoller Erfahrung. Die Regenfluten hatte die Stromversorgung für den Digitalfunk, Kommunikationsmittel "Nummer 1" der Feuerwehreinheiten untereinander und mit der Leitstelle in Siegburg, außer Betrieb gesetzt. Nichts ging mehr damals nach dem Stromausfall in Sachen Funk in der Rheinbacher Wache am Brucknerweg, zumal auch das Handynetz längst zusammengebrochen war.

Bei der Flut mit Boten gearbeitet

Wehrchef Jörg Kirchhartz, dem an dem Katastrophentag die Einsatzleitung oblag, blieb am Ende nichts anderes übrig, als ganz altmodisch Boten los zu schicken, um sich mit seinen Einheiten auszutauschen. Ein Hoffnungsschimmer stellte sich aber rasch dadurch ein, dass man den Analogfunk, eine Technik, die als überholt galt und eigentlich ausgemustert werden sollte, reaktivieren und damit wieder vereinzelt funken konnte, erinnert sich die stellvertretende Wehrleiterin Katarina Knoch.

Alter Analogfunk wird reaktiviert

Angesicht der Erfahrungen habe man beim Kreis auch die Grundsatzentscheidung gefällt, so Kreisbrandmeister Gandelau, „bei allen 19 Feuerwehren im Kreis den Analogfunk als Rückfallebene in Betrieb zu halten.“ Übungsziel am Samstag war daher, die Kommunikationsmittel der Gefahrenabwehr in ganzer Breite zu erproben. Dazu hat man unter anderem den Aufbau lokaler Digitalfunknetze, Analogfunk, Satellitentelefonie und reguläre Datenübertragung, wie beispielsweise das Versenden und Erhalten von E-Mails, geübt.

Würde im Fall der Fälle nach dem Digitalfunk auch der Analogfunk ausfallen, bliebe als letztes Mittel nur noch das Satellitentelefon als Kommunikationsmittel. Genau das Szenario übte auch die Wachtberger Feuerwehr um Wehrführer André Hahnenberg und seinen Stellvertreter Michael von Wirtz ausgiebig am Samstag. Ob das Satellitentelefon an einem Katastrophentag wie dem 14./15. Juli funktionieren würde? „Ich will das mal ganz stark für uns alle hoffen“, betonte Kreisbrandmeister Gandelau. Aber sich festzulegen traue er sich nicht, nach einem solchen Ereignis wie vor anderthalb Jahren. Mit dem Ablauf der Übung war er auf jeden Fall am Samtagmittag, als er die Kommunikation mit rund zwei Dritteln der Einheiten getestet hatte, sehr zufrieden: „Es gab keine Probleme.“

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