Geburtshaus und Hebammen-Ambulanz Zwei neue Angebote für werdende Mütter im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Im Rhein-Sieg-Kreis können schwangere Frauen derzeit nur in den GFO-Kliniken in Troisdorf ihre Kinder zur Welt bringen. In Eitorf ist nun eine Hebammen-Ambulanz geplant. Im Siebengebirge wurde das Projekt Geburtshaus initiiert.

 Die geplante Hebammen-Ambulanz in Eitorf soll zur Anlaufstelle für werdende Eltern werden. (Symbolfoto)

Die geplante Hebammen-Ambulanz in Eitorf soll zur Anlaufstelle für werdende Eltern werden. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Fabian Strauch

Im Rhein-Sieg-Kreis können schwangere Frauen derzeit nur in den GFO-Kliniken in Troisdorf ihre Kinder zur Welt bringen. Alle anderen Kliniken schlossen in den vergangenen Jahren ihre Geburtsstationen, zuletzt wurde Anfang 2021 die Geburtshilfe im Cura-Krankenhaus Bad Honnef dichtgemacht.

Dem mangelnden Angebot an Gesundheitsversorgung für Schwangere will der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) nun mit einer Hebammen-Ambulanz begegnen, die der Verein im Sankt-Franziskus-Krankenhaus in Eitorf plant. „Gerade Frauen in ländlichen Regionen haben es schwer, aufgrund der weiten Wege eine Hebamme zu bekommen“, so Jutta Oehmen vom SkF. Die Hebammen-Ambulanz soll als Pilot-Projekt zunächst begrenzt auf zwei Jahre eingerichtet werden.

Die Ambulanz ist als Anlaufstelle für werdende Eltern geplant. Den Hebammen soll damit ermöglicht werden, viele Mütter an demselben Ort zu behandeln, damit sie keine weiten Wege von einer Patientin zur nächsten zurücklegen müssen. „So können wir vielleicht auch wieder Hebammen in den Rhein-Sieg-Kreis locken“, hofft Jutta Oehmen.

Das Pilot-Projekt wird sich ausschließlich auf die Vorsorge und Nachsorge von Schwangeren konzentrieren. Darunter fallen alle Angebote, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wie Geburtsvorbereitungskurse, Rückbildungsgymnastik und Stillberatung. Geburten sind in der Eitorfer Klinik auch weiterhin nicht vorgesehen. Die Sankt-Franziskus-Klinik wurde aufgrund ihres Standortes ausgewählt, da es eine gute Bahnverbindung gebe, so Oehmen. Patientinnen, die dennoch nicht zur Ambulanz kommen können, sollen im Notfall das Angebot von Hausbesuchen bekommen. „Noch müssen wir schauen, wie die Ambulanz in der Region angenommen wird und wie viel Personal wir bekommen, um genauere Angebote auszuarbeiten“, so Oehmen.

Derzeit sucht der SkF nach freien Hebammen, die sich an die Ambulanz andocken wollen und nach einer Koordinatorin für die Hebammen-Ambulanz. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann gab dem Projekt eine vorzeitige Genehmigung, doch noch steht die offizielle Genehmigung und somit der Eröffnungstermin aus.

Projekt Geburtshaus im Siebengebirge

Einen anderen Weg, werdende Eltern zu unterstützen, geht der Verein Geburtshilfe und Familiengesundheit im Siebengebirge. Der Verein hat dort das Projekt Geburtshaus initiiert. „Mit viel Glück können wir ab Anfang 2023 durchstarten“, so Nicole Luhmer, Hebamme und Mitglied des Geburtshilfevereins zum Starttermin.

Sechs Hebammen haben sich bereits zu einem Kernteam zusammengeschlossen, das die Unternehmensgründung vorantreibt. Weitere sollen noch hinzukommen. Eine Traumimmobilie ist auch bereits im Visier: „Wir haben in Königswinter ein Eisen im Feuer.“

Dass die Realisierung des Geburtshauses in einem „Wahnsinnstempo“ voranschreitet, bestätigt auch Vorsitzende Catharina Jäger. Möglich sei dies auch dank des Rückenwindes, den der Verein parteiübergreifend erfahre: „Dass Politik, Bürger und Hebammen gemeinsam so ein Projekt vorantreiben, ist toll.“ Läuft alles wie geplant, sollen ab Anfang 2023 die ersten Entbindungen im Geburtshaus stattfinden. „Anfangen wollen wir mit 50 bis 100 Geburten im Jahr und das dann steigern auf bis zu 200“, so Jäger.

Die Nachfrage ist bereits jetzt groß, da es seit der Schließung der Geburtsstation des Cura-Krankenhauses kein wohnortnahes Geburtshilfeangebot mehr gibt. „Alles zwischen Neuwied und Linz ist sozusagen Terra incognita.“ Jäger und Luhmer rechnen damit, dass auch Frauen aus dem Westerwald ins Geburtshaus kommen werden.

Das Konzept sieht eine „Eins-zu-eins-Versorgung“ vor – eine Hebamme kümmert sich um eine werdende Mutter, in der Endphase der Geburt kommt sogar noch eine zweite hinzu. „Das ist etwas ganz anderes als in vielen Kliniken, wo sich eine Hebamme um drei bis vier Frauen kümmern muss.“ Die engmaschige, persönliche Betreuung mache die Entbindung im Geburtshaus besonders sicher. Sie ist aber auch ein Grund, weshalb sich viele Hebammen für eine Mitarbeit im Geburtshaus interessieren: „Für manche ist die Situation in der klinischen Geburtshilfe nicht mehr mit ihrem Berufsethos vereinbar.“

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