Neunkirchen-Seelscheid, Much und Ruppichteroth 41.000 Menschen waren 24 Stunden ohne Strom

Update | Rhein-Sieg-Kreis · Rund 24 Stunden lang waren die 41.000 Einwohner von Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth ohne Strom. Auch wenn dieser seit Samstagabend wieder da ist, stehen für den Versorger noch weitere Arbeiten an.

 Mitarbeiter waren damit beschäftigt, den Strom wieder ans Laufen zu bekommen.

Mitarbeiter waren damit beschäftigt, den Strom wieder ans Laufen zu bekommen.

Foto: Christof Schmoll

Ein Brand in einem Umspannwerk trennte am Freitagabend die Orte Much, Ruppichterroth und Neunkirchen-Seelscheid vom Strom. Erst am Samstagabend war der Stromausfall laut Energieversorger Westnetz wieder behoben. Die 41.000 Einwohnerinnen und Einwohner der drei Orte waren rund 24 Stunden ohne Strom. Die mehr als 21.000 Menschen in den Ortschaften Much und Ruppichteroth hatten am Samstagabend gegen 18 Uhr wieder Strom. Weitere 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den Ortschaften von Neunkirchen-Seelscheid wurden ab 21.30 Uhr sukzessive wieder zugeschaltet, teilte Christoph Brombach vom Versorger Westnetz mit.

Die Reparatur der Schäden, die durch einen Brand in der Umspannanlage ausgelöst wurden, werde jedoch noch einige Tage in Anspruch nehmen. Die Monteure konnten manche Leitungen zunächst nur provisorisch wieder in Betrieb nehmen, so Brombach. „Ein ganz besonderer Dank gilt den betroffenen Einwohnerinnen und Einwohnern in Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth für die Geduld und das uns entgegengebrachte Vertrauen. Wir sind uns sehr bewusst, dass die letzten 24 Stunden erhebliche Einschränkungen gebracht haben“, erklärte Florian Witt aus dem Betriebsteam des Energieversorgers nach Abschluss der Reparaturen am Samstag. Einen weiteren Dank richtete er an die Kommunen, die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk THW für ihren unermüdlichen Einsatz während des Stromausfalls.

Kurzschluss führte zu Brand in Umspannanlage

Ein Kurzschluss führte nach Angaben des Energieversorgers am frühen Freitagabend gegen 19.15 Uhr zu einem Brand in der Umspannanlage. Das machte den Einsatz einer Notstromversorgung für wichtige Gebäude erforderlich. 41.000 Menschen in den Kommunen Neunkirchen-Seelscheid, Much und Ruppichteroth waren zu diesem Zeitpunkt ohne Strom. Die Behörden riefen zur Nachbarschaftshilfe auf.

„Wichtig ist jetzt, dass die Bürgerinnen und Bürger sich in ihrer Nachbarschaft um ältere oder alleinstehende Menschen kümmern und bei den örtlichen Feuerwehrgerätehäusern mitteilen, wenn Hilfe benötigt wird“, erklärte Landrat Sebastian Schuster am Samstag nach einem Krisentreffen mit Vertretern der betroffenen Gemeinden, der Rettungsdienste und des Versorgers. Der Kreis richtete darüber hinaus Betreuungsplätze für die Bewohner ein, die sich nicht selbst versorgen können, auf stromabhängige medizinische Geräte oder medizinische Betreuung angewiesen sind. Als absehbar war, dass die Orte nacheinander wieder ans Stromnetz angeschlossen werden, löste der Kreis die Plätze wieder auf.

Anwohnerin aus Neunkirchen-Seelscheid schildert Stromausfall

„Wir hatten Glück“, berichtet eine Anwohnerin aus Neunkirchen-Seelscheid vom großen Stromausfall. Ein Kamin im Haus war der Grund, dass ihre Familie nicht so sehr unter dem Ausfall der Heizung gelitten habe. Ihre Schwester jedoch habe die Nacht von Samstag zu Sonntag mit ihrer Familie in einem Hotel in Bonn verbracht. Ihr sei das Risiko für eine zweite, kalte Nacht mit Säugling zu groß gewesen.

Wie diese Anwohnerin werden vermutlich viele Bewohner der drei Orte noch einige Zeit auf die Folgen des Stromausfalls stoßen. „Was im Kühlschrank war, haben wir auf dem Balkon gelagert“ erzählt sie. „Aber die eingefrorenen Lebensmittel sind nicht zu retten.“

Der Versorger versuchte nach eigenen Angaben auf verschiedenen Wegen die zahlreichen Haushalte so schnell wie möglich wieder mit Strom zu versorgen. Die stark beschädigten Teile der 10.000-Volt-Schaltanlage in Neunkirchen-Seelscheid würden gereinigt, so Westnetz. Zudem liefen Tiefbauarbeiten für eine provisorische Versorgung über eine Anbindung an eine 30 000-Volt-Spannungsebene.

Neue Leitung wurde Samstagabend in Betrieb genommen

Nach dem Aufbaggern der Erde rund um das Gebäude der Umspannanlage wurde schließlich eine neue Leitung verlegt, die das Gebäude zum Trafo hin umgeht. Sie wurde am Samstagabend in Betrieb genommen. Seither arbeitet die 30.000-Volt-Anlage wieder. Sie wurde schrittweise hochgefahren, wodurch die Haushalte, die zu großen Teilen in Much und Ruppichteroth liegen, nach und nach wieder ans Netz angeschlossen werden konnten.

Schließlich wurde auch die Schaltanlage der 10 kV-Anlage gereinigt. Sie war zwar nicht vom Brand selbst, aber von Rußniederschlägen betroffen und damit vorübergehend nicht funktionstüchtig. Am späten Samstagabend, ach einer abschließenden Prüfung, wurde auch diese Anlage wieder zugeschaltet. Damit konnte als letzter der drei Orte auch Neunkirchen-Seelscheid wieder mit Strom versorgt werden.

Bereits am Freitagabend war Ruppichteroth-Ort wieder am Netz, weil der Ort von Waldbröl aus mitversorgt werden konnte. Die restlichen Orte von Ruppichterroth, Much und Neunkirchen-Seelscheid können nicht anderweitig versorgt werden – sie sind auf die Stromversorgung über das Umspannwerk angewiesen.

Banken lösten wegen Stromausfall Alarm aus

In den Kommunen waren viele Stromaggregate im Einsatz, zumeist auf den Bauernhöfen, auf denen die Notstromversorgung den Betrieb der Melkmaschinen ermöglichte. Die Feuerwehrhäuser wurden als Anlaufstelle für Hilfsbedürftige in Notfällen und zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft mit Notstrom versorgt. Auch ein Mobilfunkmast an der L 318 in Much wurde mit Notstrom versorgt. Die Supermärkte in der betroffenen Region waren geschlossen.

Feuerwehr und Polizei waren durch den Stromausfall im Großeinsatz. Laut GA-Informationen wurde in mehreren Bankfilialen wegen des Stromausfalls von den Wachdiensten Alarm ausgelöst.

Polizei und Rettungsdienste aus mehreren Kommunen waren Stunden unterwegs, um sich in den betroffenen Gebieten einen Überblick über die Lage zu schaffen. Zahlreiche Streifenwagen fuhren die Gebiete ab, um die Lage zu sichern. Rettungskräfte fuhren zu Patienten nach Hause, die privat auf medizinische Geräte angewiesen sind, um ihnen zu helfen.

Laut Einsatzleitung an der Brandstelle wurde das Feuer gegen 22.15 Uhr am Freitagabend gelöscht. Nach bisherigen Erkenntnissen des Unternehmens Westnetz hatte es eine Kurzschluss gegeben. Die Feuerwehr Bornheim unterstützte den Einsatz vor Ort, ebenso rückte die Feuerwehr Königswinter in der Nacht zu Samstag mit zwei Stromerzeugern an. 

(mit Material von dpa)
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