Prozess in Bonn Tabletten im Mettbrötchen: Seniorin überlebt Anschlag

EITORF/BONN · Eine 52-Jährige soll versucht haben, die 76-jährige Mutter ihres Lebensgefährten zu ermorden. Als Motiv wird die finanzielle Situation angesehen.

Skrupellos soll eine 52 Jahre alte Frau versucht haben, die in Eitorf lebende Mutter ihres Lebensgefährten zu ermorden: Wie Oberstaatsanwalt Robin Faßbender am Donnerstag mitteilte, wurde die in Untersuchungshaft sitzende Beschuldigte jetzt wegen versuchten heimtückischen Mordes aus Habgier und zur Verdeckung einer Straftat angeklagt. Zudem wird ihr gefährliche Körperverletzung, Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen.

Am Abend des 24. März dieses Jahres soll das damals anscheinend in Hennef lebende Pärchen bei der 76 Jahre alten Mutter erschienen sein, die aufgrund einer Demenz bei einer Pflegerin wohnt. Das mitgebrachte Tablett mit belegten Brötchen hatte laut Anklage nur einen Zweck: In einem Mettbrötchen soll die gelernte Arzthelferin mehrere Tabletten versteckt haben, um die Schwiegermutter zu töten.

Der offenbar gewünschte Effekt schien auch einzutreten: Nachdem die Angeklagte die Seniorin gefüttert hatte, fiel diese in einen Dämmerzustand, so Faßbender. Am nächsten Tag sorgte die Pflegerin dafür, dass die Patientin ins Eitorfer Krankenhaus gebracht wurde. Dort kam die 76-Jährige nach einem dreitägigen Dämmerschlaf wieder zu sich.

Auf die Spur der mutmaßlichen Täterin kamen die Ermittler nicht nur durch die Ergebnisse einer Blutprobe, bei der die erhöhten Werte des starken Medikaments gemessen wurden. Zudem wurde eine Tablette des Mittels in einer Halsfalte der Seniorin entdeckt. Die Ermittler sehen das Motiv in der finanziellen Situation der arbeitslosen und bereits mehrfach wegen Straftaten im Zusammenhang mit Drogen und Vermögensdelikten verurteilten Angeklagten.

Seit November 2012 soll sich die 52-Jährige 39 Mal Geld von dem Konto der Schwiegermutter auf ihr eigenes Konto überwiesen haben - insgesamt fast 14.500 Euro. Dazu fälschte sie die Unterschrift ihres Partners, der die Betreuung seiner Mutter übernommen hatte, so Faßbender.

Im März dieses Jahres bestand aus Sicht der Staatsanwaltschaft "akuter Handlungsbedarf" für die Angeklagte: Eine Absetzung des 49-Jährigen durch das Betreuungsgericht stand unmittelbar bevor - und damit die Gefahr, dass die anscheinend illegale Bereicherung auffliegt.

Nur vier Tage nach dem versuchten Mord hatte der Lebensgefährte am 28. März einen Termin beim Amtsgericht in Siegburg. Da er den Betreuerausweis mitbringen sollte, gehen die Ermittler davon aus, dass er wusste, dass ihm die Betreuung entzogen werden sollte. Um dies zu verhindern, scheint die Angeklagte vor dem anberaumten Termin bei der Rettungsleitstelle des Kreises angerufen und mit einem Bombenanschlag gedroht zu haben.

Am 2. April wurde das Paar festgenommen, der Mann wurde einen Tag später mangels dringendem Tatverdacht auf freien Fuß gesetzt. Gegen ihn wird getrennt ermittelt. Es steht im Raum, dass weitere 40.000 Euro aus dem Vermögen der Mutter verschwunden sind.

Ob der 49-Jährige von dem Mordplan wusste, wissen die Ermittler laut Oberstaatsanwalt nicht. Von der 52-Jährigen wird der Vorwurf des versuchten Mordes bestritten. Belastet wird sie dadurch, dass das verwendete Medikament in der Wohnung des Paares gefunden wurde. Wann der Prozess vor dem Bonner Landgericht stattfinden wird, steht nicht fest.

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