Prozessauftakt in Bonn Vater soll Säugling misshandelt haben

Bonn/Ruppichteroth · Ein 38-jähriger Vater aus dem Rhein-Sieg-Kreis soll seinen drei Monate alten Jungen misshandelt haben. Das Kind überlebte nur durch eine Notoperation. Zu Prozessbeginn vor dem Landgericht Bonn schwieg der Mann.

 Ein Vater muss sich jetzt wegen schwerer Kindesmisshandlung vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Ein Vater muss sich jetzt wegen schwerer Kindesmisshandlung vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Foto: dpa/Peter Steffen

Was ein Säugling aus dem Rhein-Sieg-Kreis in seinen ersten drei Lebensmonaten erlebt hat, wird nur schwer aufzuklären sein. Denn sein Vater, dem schwere Kindesmisshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen wird, hat am Donnerstag zum Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht angekündigt, kein Wort über das Geschehen zu verlieren. Er wolle sich, so sein Verteidiger Udo Klemt, „schweigend verteidigen“. Ob das stimme, wollte die Vorsitzende der 7. Großen Strafkammer von dem 38-jährigen Angeklagten wissen. Die Antwort lautete „Ja“. Das sollte am ersten Prozesstag im Gerichtssaal sein einziges Wort bleiben.

Alles, was der Justiz, den Medizinern und den Rechtsmedizinern bislang vorliegt, ist der körperliche Befund des Kindes. Am 11. November 2021 hatten die Eltern, die in Ruppichteroth leben, zunächst den Kinderarzt und dann den Notarzt gerufen, weil ihr Sohn einen Krampfanfall hatte. Das Baby wurde mit Rettungswagen in die Kinderklinik Sankt Augustin gefahren und kam sofort auf den Operationstisch. Wegen einer akut lebensbedrohlichen Ansammlung von Blut- und Hirnwasser musste die Schädeldecke des Jungen geöffnet werden, damit das Blut abfließt, erklärte im Zeugenstand Rechtsmedizinerin Elke Doberentz, die das Kind noch am Einlieferungstag gesehen hatte. Durch den Noteingriff konnte das Leben des Jungen gerettet werden.

Vater sitzt in Untersuchungshaft

Die Bonner Staatsanwaltschaft geht nach dem medizinischen Befund davon aus, dass der Vater den Säugling derart geschüttelt hat, dass sein Kopf unkontrolliert hin- und herschwang. Auch wirft die Anklage ihm vor, dass er ihn geschlagen hat. Davon zeugen sowohl die massiven Einblutungen in der Netzhaut sowie die zahlreichen Hämatome, unter anderem an den Gesäßseiten und am Mundboden. Zudem wurde im MRT noch ein Bruch des linken Oberschenkels festgestellt. Dem Vater sei bewusst gewesen, so Staatsanwältin Birgit Guttzeit, dass er mit solch einem Verhalten sein Kind in die Nähe des Todes gebracht hat. Die Folgen seien für den heute acht Monate Jungen noch nicht absehbar.

Der Vater, der zum Zeitpunkt der Tat arbeitslos war, wurde sofort festgenommen – und sitzt jetzt seit mehr als sechs Monaten in Untersuchungshaft. Die Ermittlungskommission hatte zunächst auch die Mutter im Verdacht. Das Verfahren gegen die 26-Jährige wurde jedoch mangels Tatverdacht eingestellt. In dem Prozess soll sie demnächst als Zeugin gehört werden.

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