"Gedenkstätte Landjuden an der Sieg" in Rosbach Viele Besucher kamen zum Tag der offenen Tür

Windeck · Seit etlichen Jahren öffnet die Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" in der Sommerferienzeit ihre Pforten für einen Tag der offenen Tür und lockt mit einem abwechslungsreichen Programm zahlreiche Besucher nach Windeck-Rosbach.

Und viele, die sich nun erstmals auf den Weg in die Gedenkstätte gemacht hatten, zeigten sich überrascht, welch umfangreiche Dokumentation ehemals jüdischen Lebens an der Sieg in dem kleinen Museum präsentiert wird.

Seit fast 20 Jahren - nämlich seit 1994 - existiert das Museum in Rosbach mit seiner neun Räume umfassenden Dauerausstellung im ehemaligen Wohnhaus der Familie Seligmann. Dort werden Religion und Kultur, Arbeit und Alltag, aber auch Verfolgung und Vernichtung der ehemals in der Siegregion lebenden Juden dokumentiert.

Neben Führungen durch die Gedenkstätte und Filmvorführungen zum Thema "Jüdisches Leben im Rheinland" wurde auch ein Bücherflohmarkt angeboten, dessen Erlös dem Förderverein der Gedenkstätte zugute kommt. Höhepunkt des Tages war der Auftritt von Sänger Illya Bortnik und Dina Gontscharova am Klavier, der Konzertmeisterin des jüdischen Chors der Synagogengemeinde Köln.

Ihr Programm bestand aus israelischen und jiddischen Liedern, aber auch zahlreichen bekannten Operettenmelodien. Die Zuhörer klatschten und sangen bei Ohrwürmern wie "Bei mir bist du scheen" begeistert mit. Der 76-jährige Bortnik überzeugte dabei nicht nur mit seiner sonoren Tenorstimme, sondern vor allem auch als Entertainer durch Witz, Schauspieltalent und unglaubliche Vitalität.

Großen Anklang fanden auch die Führungen "Auf jüdischen Spuren durch Rosbach". Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt zeichnete dabei das ehemals in Rosbach vorhandene jüdische Leben anschaulich nach.

Einige Stationen des Rundganges durch Rosbach waren der ehemalige Standort der Synagoge, die am Nachmittag des 10. November 1938 im Zuge der sogenannten Novemberpogrome in Brand gesetzt wurde, das Gebäude des einstigen Textilgeschäftes von Willi Seligmann, das nach der Zwangsenteignung an einen Rosbacher Geschäftsmann verkauft wurde und das heute noch steht, und der Standort des ehemaligen Spritzenhauses, in dem, ebenfalls am 10. November 1938, die in Rosbach wohnenden jüdischen Männer inhaftiert wurden.

Den Teilnehmern wurde vor Augen geführt, wie selbstverständlich einst die Juden bis zur NS-Zeit Haus an Haus mit ihren christlichen Nachbarn zusammenlebten. Die Betroffenheit über das, was in der NS-Zeit in Rosbach passiert war, war vielen Teilnehmern ins Gesicht geschrieben.

Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt, die an dem Tag wieder auf tatkräftige Unterstützung vonseiten zahlreicher Mitglieder des Fördervereins der Gedenkstätte bauen konnte, zog ein recht positives Fazit: "Es freut mich, dass wir immer wieder Menschen, die bisher die Gedenkstätte nicht kannten, erreichen können und mit ihnen ins Gespräch kommen. Ein Besucher war sogar extra für den Tag aus Gelsenkirchen angereist."

Die nächste Veranstaltung in der Gedenkstätte ist der Vortrag von Hedwig Müller von der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Uni Köln, die am 15. September, 14.45 Uhr, über "Das Leben der jüdischen Opernsängerin Therese Rothauser zwischen Budapest, Berlin und Theresienstadt" referieren wird.

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