Trockenheit durch ausbleibenden Regen Gefahr verheerender Waldbrände steigt in der Region Bonn

Bonn · Seit Wochen hat es in Bonn und der Umgebung keinen nennenswerten Niederschlag gegeben. Das hat Folgen: Der Boden ist ungewöhnlich trocken für die Jahreszeit, die Gefahr für verheerende Waldbrände steigt. Müssen sich auch die Landwirte bereits Sorgen machen?

 Ein Feuerwehrmann steht vor einem brennenden Waldstück bei Gummersbach.

Ein Feuerwehrmann steht vor einem brennenden Waldstück bei Gummersbach.

Foto: dpa/Berthold Stamm

35 Hektar Wald stehen in Flammen, 200 Feuerwehrleute bekämpfen den verheerenden Brand, Häuser müssen evakuiert werden: Diese dramatische Lage bot sich am Montagnachmittag in Gummersbach im Oberbergischen Kreis.

Und auch in der Region Bonn hat es in den vergangenen Tagen und Wochen bereits mehrere Waldbrände gegeben: Am Montagabend brannte ein großes Waldstück in Much, auch in Windeck, im Pleiser Wald und im Kottenforst brannte es, in Lohmar gleich mehrfach, dort ermittelt - wie in Gummersbach - die Polizei. Bereits Anfang April hatten Experten eindringlich vor Waldbränden in Bonn und der Region gewarnt. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes sieht die Gefahrenstufe für die Region momentan bei 3 bis 4 von 5.

Der Grund für die momentane Gefahr verheerender Brände ist die anhaltende Trockenheit, sagt Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, auf GA-Anfrage: „Es hat nun seit mehr als vier Wochen keine nennenswerten Niederschläge gegeben, der Waldboden ist darum sehr trocken.“ Hinzu komme der aktuell starke Ostwind mit rund 60 Stundenkilometern: „Der wirkt wie ein Blasebalg und kann aus einem kleinen Feuer ruck-zuck einen Flächenbrand machen, der dann schnell völlig außer Kontrolle gerät“, erklärt Schölmerich. Ein weiterer wichtiger Gefahrenfaktor: Die Wälder in der Region sind durch den Borkenkäferbefall extrem angegriffen, viele Bäume seien tot und dadurch besonders brandgefährdet, zudem liege durch Fällungen viel trockenes Material in den Wäldern.

Es gelte darum zurzeit ganz besonders, jede Feuergefahr dringend zu vermeiden, betont der Experte: Auf keinen Fall sollte im Wald geraucht werden, auch das Werfen von Zigarettenkippen aus dem Autofenster könne fatale Folgen haben: „Der Straßenrand sieht jetzt vielleicht noch schön grün aus, doch da verbirgt sich trockenes Laub, und da kann ein Funkenflug reichen.“ Gleiches gelte für das gemütliche Lagerfeuer im Garten, das aktuell laut Schölmerich unterlassen werden sollte.

Das sollte man bei einem Waldbrand tun

Wer ein Feuer im Wald entdeckt, sollte sofort den Notruf 112 wählen und möglichst genau den Ort des Brandes durchgeben. Dabei können die Rettungspunkte helfen, die auf rot umrandeten Schildern im Wald angebracht sind. Bei einem kleinen Bodenfeuer könne man versuchen, dieses mit Hilfe grüner Äste auszuschlagen, sofern man sich dabei nicht selbst in Gefahr begebe, rät Schölmerich weiter.

Zurzeit sei die mittlere Bodenschicht des Waldes glücklicherweise durch die Niederschläge im vergangenen Winter noch relativ feucht, so der Forstamtsleiter. „An der Oberfläche sind aber teilweise bereits Risse sichtbar.“ Er und seine Kollegen hoffen darum dringend auf baldigen Regen - auch, weil die aktuelle Dürre sich negativ auf den laufenden Umbauprozess der Wälder von Fichten- auf Mischwald auswirken könnte: „Wir machen uns auch Sorgen, dass die kleinen Wurzeln neu angepflanzter Bäume ausgetrocknet werden könnten.“ Das wäre kontraproduktiv, denn der Umbau erfolge ja gerade vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels mit Blick auf die Waldbrandgefahr: Laubwälder sind wesentlich weniger brandgefährdet als Fichtenwälder.

Die Landwirte in der Region Bonn hingegen müssten sich derzeit noch keine Sorgen machen, sagt Andrea Hornfischer vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband auf GA-Anfrage. Für den anstehenden ersten Grasschnitt hingegen sei die aktuelle sonnige und warme Periode sogar günstig, führt die Sprecherin weiter aus. „Und da die Wasserspeicher der oberen Bodenschichten momentan noch gut aufgefüllt sind, haben die Landwirte derzeit keine Probleme in dieser Hinsicht.“ Für den Mais sei Niederschlag aber sehr wichtig, so Hornfischer: „Regnen sollte es jetzt bald durchaus mal.“

Der ersehnte Niederschlag könnte aber noch auf sich warten lassen, wie ein Blick auf die aktuelle Wetterprognose verrät: Die Trend-Prognose von Donnerwetter.de des Bonner Meteorologen Karsten Brandt sieht für den kommenden Mai tendenziell noch weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel, das nur einen Millimeter pro Tag beträgt.

Die auf Basis von Computermodellen erstellte 14-Tage-Prognose, deren „Trefferwahrscheinlichkeit“ nach Einschätzung der Meteorologen bei rund 56 Prozent liegt, sieht bis Ende April weiter Hochdruckwetter mit für die Jahreszeit etwas zu milden Temperaturen. Erst nach dem ersten Maiwochenende könnte es nach aktueller Schätzung Regen geben. So ungenau die Wetterprognosen zwei Wochen im Voraus sein dürften - für die Trockenheit in Bonn und der Region sind das keine guten Aussichten.

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