Prozess um gegrilltes Bauchfleisch Skurrile Beute bei Einbruchsserie in Neunkirchen, Lohmar und Rösrath

Bonn/Lohmar · Vor dem Bonner Landgericht muss sich derzeit ein 37-Jähriger wegen acht mutmaßlicher Einbrüche in Neunkirchen, Lohmar und Rösrath verantworten. Gegrilltes Bauchfleisch und Zigarettenautomaten spielten dabei eine entscheidende Rolle.

 Grillfleisch spielt bei einem Verfahren vor dem Bonner Gericht eine Rolle, um einen Fall aufzuklären.

Grillfleisch spielt bei einem Verfahren vor dem Bonner Gericht eine Rolle, um einen Fall aufzuklären.

Foto: DPA

Wer hat die vier Scheiben gegrilltes Bauchfleisch gegessen? Diese eher skurril klingende Frage erhielt zum Auftakt eines Gerichtsverfahrens gegen einen 37-jährigen Albaner plötzlich Gewicht: Dem Mann legt die Staatsanwaltschaft nämlich insgesamt acht Einbrüche beziehungsweise Diebstähle in Neunkirchen-Seelscheid, Lohmar und Rösrath zur Last. Fast alle Taten gab der Angeklagte gleich zu Beginn des ersten Prozesstages auch unumwunden zu - nur einer der Wohnungseinbrüche gehe nicht auf seine Kappe, ließ der Angeklagte das Gericht über seinen Anwalt wissen. Und bei genau dieser Tat, geht die Anklage davon aus, dass der Einbrecher in der Küche seines Zielobjekts in Neunkirchen-Seelscheid auch einen Teller mit dem erwähnten Grillgut leer gespachtelt haben soll.

Die Fragestellung ist nicht nur ihres Unterhaltungswerts wegen von Belang: Der Einbruch am August 2018 bildete nämlich laut Anklage den Auftakt für zwei Folgetaten, die der Angeklagte nun auch eingeräumt hat. Allerdings war der Täter wohl in diesem, wie auch mehreren der weiteren Fälle mit einem Mittäter unterwegs.

Zigarettenautomat abgeflext

In das Neunkirchener Einfamilienhaus soll der Täter nachts durch ein Fenster eingedrungen sein. Zuvor hatte der Einbrecher bereits vergeblich versucht, die Terassentür aufzuhebeln. Die Beute war jedenfalls deutlich geringer als der entstandene Sachschaden von 100 Euro. Neben dem Schweinespeck fehlte dem Bewohner am nächsten Morgen nur eine Geldbörse mit rund 30 Euro.

Allerdings kam im Garten auch eine Schubkarre abhanden, und mit diesem Transportmittel soll der Angeklagte einen Zigarettenautomaten aus der Nachbarschaft abtransportiert haben, dessen Pfosten er kurz zuvor abgeflext hatte. Er scheiterte allerdings an einem aufmerksamen Zeugen, den die nächtlichen Demontagearbeiten offenbar aus dem Schlaf geschreckt hatten. So blieben Schubkarre und Automat vor Ort, der 2500 Euro teure Rauchwarenspender war allerdings nicht mehr zu gebrauchen.

Einbruch in Pizzeria

Alle Einbrüche und Diebstähle sollen sich zwischen August und Dezember 2018 ereignet haben. Den Auftakt der Tatserie bildete ein ebenfalls erfolgloser Wohnungseinbruchdiebstahl in Neunkirchen. Am 22. August soll der Angeklagte hier gegen vier Uhr morgens versucht haben, mit einem Stemmeisen in das Kellergeschoss eines Einfamilienhauses einzudringen. Auch hier scheiterte der Mann, schaffte es dann aber über ein Souterrainfenster ins Haus. Dort traf er aber auf die Bewohnerin und verließ das Objekt fluchtartig wieder.

Der Einbruch in eine Pizzeria in Neunkirchen verlief zumindest vorübergehend erfolgreicher: Hier gelang es dem Angeklagten tatsächlich einen Zigarettenautomaten zu stehlen und in der Nähe zu plündern: Bargeld und Zigaretten im Wert von rund 1000 Euro waren die Beute.

Es folgten Einbrüche in drei weiter Einfamilienhäuser bei denen dem Dieb in zwei Fällen jeweils Schmuck und Bargeld im Wert von zusammen rund 10.000 Euro in die Hände fielen. Bei dem ersten Objekt in Lohmar entwickelte der Eindringling sogar eine gewisse Kreativität, indem er im Garten gefundene Quitten nutzte, um aus dem zuvor zerschlagenen Fenster Glasreste zu entfernen. Das letzte Haus stand allerdings leer, da der Besitzer nach Ibiza ausgewandert war und seine gesamte Einrichtung mitgenommen hatte.

Auf die Schliche gekommen waren die Ermittler dem Angeklagten schließlich mittels am Tatort hinterlassener DNA-Spuren. Der Mann sitzt derzeit wegen vier weiterer Einbruchdiebstähle in Strafhaft. Das Amtsgericht Bergisch-Gladbach hatte ihn im April 2020 bereits zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

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