Jan Delay schimpft über Witz Weco bedauert sexistische Sprüche in Silvester-Knallbonbons

Eitorf · In Silvester-Knallbonbons von Weco sind frauenfeindliche Sprüche entdeckt worden. Das Unternehmen aus Eitorf hat sich nun dafür entschuldigt und erklärt, wie das passieren konnte.

 Blöde Witze in Knallbonbons sorgen für Diskussion

Blöde Witze in Knallbonbons sorgen für Diskussion

Foto: Dylan Cem Akalin

Freude und Bedauern liegen bei Weco an diesen Tagen ziemlich eng beieinander. Freude über einen wohl historisch starken Absatz ihrer Silvesterangebote, Bedauern über blöde Sprüche in Knallbonbons und zweckentfremdete Pyrotechnik von Chaoten in der Silvesternacht. Ein Post des Hamburger Sängers und Musikers Jan Delay auf Twitter hat eine heftige Diskussion über Sprüche und Witze in Knallbonbons der Weco Pyrotechnische Fabrik GmbH in Eitorf ausgelöst. Er sei „sprachlos“ gewesen als die kleine Tochter des Gastgebers „Witze“ aus den Knallbonbons vorgelesen habe, schrieb er: „Was für eine frauenverachtende Scheisse ist das bitte?? für Kinder ab 3?? Happy 1953.“ Auf den geposteten Fotos sind Scherze über Frauenparkplätze und häusliche Gewalt zu lesen – beigelegt in Knallbonbons, wie sie als Partydekoration an einem Silvestertisch üblich sind. Der Post, der 619.429 Mal angezeigt und fast 800 Mal von anderen Nutzern geteilt wurde, wird heftig kommentiert.

„Wir bedauern, dass diese Knallbonbon-Sprüche in den Umlauf gelangt sind und können an dieser Stelle nur zustimmen, dass die dargestellten Inhalte weder witzig, geschmackvoll noch zeitgemäß sind. Wir entschuldigen uns hiermit ausdrücklich bei allen Personen, die sich von den Texten beleidigt oder angegriffen fühlen. Diskriminierung lehnen wir in jeglicher Form ab“, heißt es am Montag aus dem Werk.

„Es handelt sich ganz offensichtlich um Remissionsware aus früherer Produktionszeit“, sagt Pressesprecher und Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier dem GA. Man sei schon mal vor fünf Jahren damit konfrontiert worden und habe damals sofort reagiert. „Wir haben damals alle textlichen Inhalte einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen. Diese Sprüche werden seit jeher nicht mehr in unseren neuesten Produktionschargen der vergangenen Jahre verarbeitet“, betont er. Dennoch könne es sein, dass über verschiedene Handelskanäle noch Druckbögen über Zulieferer aus China in Umlauf gekommen seien. Aufgrund „der Komplexität des Marktes“ sei ein komplettes Aussortieren nicht möglich, sodass „alte“ Ware über ein großes Zwischenhändlernetzwerk verteilt wurde und wird.

Weco war überrascht von frauenfeindlichen Witzen

Gerstmeier: „Wir handeln Knallbonbons in unserem Haus bereits seit über 60 Jahren und möchten betonen, dass wir auf unserer Seite ebenfalls sehr überrascht waren, als wir diese Formulierungen gelesen haben. Unsere Knallbonbons werden nach vorheriger Abstimmung sämtlicher Inhalte in Fremdfertigung hergestellt. Die zitierten Texte sind seinerzeit ohne unsere Kenntnis verarbeitet worden. Mit allen Produzenten wurde der Sachverhalt einst besprochen und entsprechende Konsequenzen in Form von Produktänderungen herbeigeführt.“

Unterdessen freut sich Gerstmeier aber über die „außergewöhnlich hohe Nachfrage“ nach Silvesterfeuerwerk. „Endgültige Zahlen können wir noch nicht nennen, aber das Feedback war überdurchschnittlich. Der Absatz so hoch wie noch nie.“

Auch der Verkauf an die Endkunden am Werk sei ungewöhnlich gut gelaufen. Wie berichtet, hat es dieses Mal ein Click and Collect-System gegeben. Über ein Online-Portal mussten Kunden vorher ein Zeitfenster blocken, wann sie am 29. oder 30. Dezember die Ware abholen wollten, und konnten bis zu drei XL-Überraschungspakete à 50 Euro kaufen. „Am Nachmittag des 28. November, als wir das Online-Portal scharf gestellt hatten, war bereits alles ausverkauft“, so Gerstmeier. An den Abgabetagen sei dann alles reibungslos abgelaufen. „Mit den jeweils 15-Minuten-Zeitfenstern hat das alles hervorragend geklappt“, so der Werkssprecher. „Die historische Nachfrage nach Silvesterraketen zeigt ein anderes Bild, als das Kritiker zeichnen, die meinen, das sei nicht mehr zeitgemäß.“

Weniger gut findet er die Ausschreitungen in Berlin oder Bonn-Medinghoven, wo Chaoten Polizei und Feuerwehr mit Pyrotechnik angriffen. „Diese Angriffe verurteilen wir aufs Schärfste, und ich finde, das muss auch Konsequenzen für die Chaoten haben. Aber ein generelles Verbot von Silvesterraketen und Böllern ist aus unserer Sicht nicht die richtige Antwort. Damit bestraft man Millionen von Menschen, die fröhlich Silvester feiern wollen. Dann verlagert sich die Nachfrage auf illegale Pyrotechnik“, meint Gerstmeier. Die Deutsche Umwelthilfe und der Nabu fordern unterdessen schon seit Jahren ein Verbot von Silvesterfeuerwerk aus Gründen des Umwelt- und Tierschutzes.

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