Prozessbeginn am Bonner Landgericht Windecker soll Stiefkinder sexuell missbraucht haben

Windeck/Bonn · Ein 34-jähriger Windecker soll seine drei Stiefkinder unzählige Male sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Vor der 2. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht begann am Mittwoch der Strafprozess gegen den Mann.

Prozessbeginn am Bonner Landgericht: Windecker soll Stiefkinder sexuell missbraucht haben
Foto: picture alliance / dpa

Was die Staatsanwältin eine gute halbe Stunde lang mit geschäftsmäßig ruhiger Stimme vortrug, ist nur schwer zu fassen: Über einen Zeitraum von rund acht Jahren soll ein 34-jähriger Familienvater aus Windeck seine zu Tatbeginn vier, sieben und neun Jahre alten Stiefkinder unzählige Male sexuell missbraucht und vergewaltigt haben.

Vor der 2. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Mittwochmittag das Verfahren wegen Kindesmissbrauchs und Missbrauchs von Schutzbefohlenen in insgesamt 52 Fällen begonnen. Bei 49 Taten soll es sich um schwere Übergriffe handeln.

Neben den drei Kindern aus früheren Beziehungen der Mutter lebten zum Schluss auch drei gemeinsame Kinder in dem Haushalt des Ehepaars. Der Angeklagte und die Mutter der Opfer waren wohl noch nicht lange zusammen, als es zu dem ersten Übergriff kam. Am 1. September 2012, so heißt es in der Anklage, fuhr der Mann mit seiner damals siebenjährigen Stieftochter in ein abgelegenes Waldstück in der Nähe des neuen Wohnorts der Familie. Auf dem Rücksitz seines Pkw soll er sich dann erstmalig an dem Kind vergangen haben. Nachdem das Opfer in Tränen ausgebrochen war, soll er versucht haben, das Kind mit der Bemerkung, das „sei jetzt ihr großes Geheimnis“ zum dauerhaften Schweigen über den Vorfall zu bewegen. Wie nachhaltig ihm das gelungen sein könnte, lässt sich daran ablesen, dass die Taten erst im Juli 2020 ans Licht kamen: Auf einem Campingplatz im Westerwald, auf dem die Familie ein festes Häuschen besitzen soll, wurde der Mann offenbar von seiner Frau dabei überrascht, wie er sich an der jüngeren Schwester seines ersten Opfers verging. Eigentlich sollten die beiden wohl den Frühstückstisch vorbereiten, während die Mutter zum Brötchenholen ging. Offenbar kehrte sie aber früher als erwartet zurück.

Verstörende Entdeckung auf einem Campingplatz im Westerwald

Nach ihrer verstörenden Entdeckung war die Frau sofort zur Polizei gegangen, nach und nach kristallisierte sich dann heraus, dass die jüngere Schwester ebenfalls bereits seit mindestens vier Jahren regelmäßig von ihrem Stiefvater missbraucht und sogar der seit 2015 bei seinem leiblichen Vater lebende Bruder Opfer der Übergriffe geworden sein könnte. An ihm, so steht es in der Anklage, soll sich der Angeklagte zum ersten Mal vergangen haben, als das Kind vier Jahre alt war.

Offenbar wurden die Vergewaltigungen auch immer wieder zur Bestrafung der Kinder eingesetzt. Warum die Taten nicht früher aufgefallen sind, muss sich nun im Verlauf des Verfahrens zeigen: Offenbar war eines der Mädchen bei einem der Übergriffe derart schwer verletzt worden, dass es in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden musste. Der Stiefvater soll den Ärzten gegenüber angegeben haben, dass die Verletzungen von einem Unfall beim Tanzen rührten. Das Mädchen sei rückwärts gegen eine Tischkante gerannt.

Der Angeklagte will sich an einem der nächsten Verhandlungstage sowohl zu seiner Person als auch zu den Vorwürfen äußern. Sein Anwalt kündigte eine „teilweise geständige Einlassung“ an. Offenbar hatte er den Ermittlern gegenüber zunächst nur vier Fälle eingeräumt und seinen Opfern tatsächlich eine Mitschuld angelastet. Das soll sich dem Vernehmen nach nun dahingehend geändert haben, dass der Angeklagte weitere Fälle zugibt.

Um seinen Opfern eine Vernehmung vor Gericht zu ersparen, müsste er aber fast alle Taten gestehen. Danach sah es am ersten Prozesstag nicht aus.

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